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Hochzeit in St. George (German Edition)

Hochzeit in St. George (German Edition)

Titel: Hochzeit in St. George (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Farago
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Daher gingen die Vorbereitungen rasch vonstatten. Jeden Morgen gegen zehn Uhr waren zudem die beiden Damen Wülowby erschienen, um sich nach dem Fortschritt zu erkundigen und ihre Hilfe anzubieten. Heute blickte Sophia auf die Wanduhr an der Stirnseite der Eingangshalle. Es war bereits kurz nach halb elf, und noch immer keine Spür von ihren Freundinnen.
    »Ein Brief ist abgegeben worden, Mylady«, meldete der Butler von der Tür zum Küchentrakt her. »Der Bote wartet auf Antwort.« Er reichte seiner Herrin ein kleines Tablett, auf dem ein blütenweißer Briefumschlag lag. Mylady öffnete ihn, las und lächelte. Liebe Sophia! stand da geschrieben. Wie wir eben mit Entsetzen festgestellt haben, kann mein lieber Bruder Richard keine Quadrille tanzen. Wenn ich also den Eröffnungstanz mit ihm absolvieren soll, dann ist es an der Zeit, sie ihm beizubringen. Catharine gibt uns heute Tanzunterricht. Ich hoffe, Du verzeihst, wenn wir die nächsten Tage nicht kommen können, um bei den Vorbereitungen zu helfen. Falls Du uns dringend benötigst, bitten wir um Nachricht. Notfalls tanze ich den Eröffnungstanz mit Lord Bridgegate. Was ich ohnehin vorziehen würde. Aber Catharine und Richard wollen es mir nicht gestatten. Vielen Dank, liebe Cousine. Deine Hetty Willowby .
    »Sag dem Boten, Mrs. und Miss Willowby sollen sich keine Sorgen machen. Unsere Ballvorbereitungen klappen wie am Schnürchen. Und er soll ausrichten, daß ich hoffe, daß sie bei ihren Bemühungen ebenso erfolgreich sind.«
    Als Brian mit der Nachricht von Lady Christlemaine in die Mount Street zurückkam, hatten sich seine Herrschaften bereits geschlossen in das Musikzimmer zurückgezogen. Das Zimmer war, wie so viele andere im Haus, ein leergeräumter Raum. Als einziges Möbelstück fand sich ein schwarzer Konzertflügel in der hinteren Ecke.
    »Warum hast du denn das Instrument nicht verkauft?« wollte Hetty wissen. »Das hätte dir doch eine Menge Geld eingebracht.«
    Ihr Bruder grinste. »Es ist bereits verkauft«, gestand er. »Schon seit zwei Jahren, an Cousin Jasper. Du erinnerst dich an ihn, Hetty. Der Sohn von Papas jüngstem Bruder. Ein unangenehmer Kerl. Ichmochte ihn nie leiden. Er bildete sich eines Tages ein, er bräuchte so ein Klavier. Kam und kaufte. Ich war damals so knapp bei Kasse, daß ich an jeden verkaufte. Sogar an Leute, die ich nicht mochte. Jasper hat das Ding bis heute nicht abgeholt.«
    »Das ist wirklich ein Glück«, meinte Catharine, die ihre Finger über die Tasten gleiten ließ. »Es wird uns gute Dienste leisten. Scheint nicht einmal arg verstimmt zu sein.«
    »Und du kannst wirklich keine Quadrille?« vergewisserte sieh Hetty bei ihrem Bruder, während die Töne, die Catharine anschlug, an den leeren Wänden widerhallten.
    Richard schüttelte den Kopf und grinste. »War bisher nicht nötig. Bin erst durch eure Anwesenheit in die Verlegenheit geraten, solche Tänze tanzen zu müssen. Kannst du nicht etwas anderes spielen, Catharine, meine Teuerste? Was du da klimperst, bringt ja einen Hund zum Weinen.«
    Mrs. Willowby begann daraufhin ein altes Volkslied anzustimmen.
    »Bist du sicher, daß du die Quadrille lernen kannst? In der kurzen Zeit, die uns zur Verfügung steht?« erkundigte sich Hetty mit scheinheiliger Besorgnis. »Sicher möchtest du etwas anderes unternehmen …«
    »Hetty!« unterbrach Catharine ihre Schwägerin drohend.
    Doch diese ließ sich nicht beirren. »Ich bin sicher, Lord Bridgegate wird dich gerne vertreten. Du mußt dich also nicht verpflichtet fühlen …«
    »Hetty!« mahnte Catharine abermals.
    »Ich nehme meine Aufgabe als älterer Bruder sehr ernst, wie du bemerkt hast«, entgegnete Richard vergnügt. »Was könnte es daher für mich Schöneres geben, als mit meiner Schwester ihren Debütantenball zu eröffnen?«
    Catharine schenkte ihm ein dankbares Lächeln. Ihrer beider Blicke trafen sich. Grüne Augen zu dunkelblondem Haar. Sie ist wirklich sehr hübsch, meine Catharine. Ein zärtlicher Ausdruck trat in Richards Züge. Catharine bemerkte es und hielt überrascht im Spiel inne.
    »So laßt uns keine Zeit verlieren!« unterbrach Hetty ungeduldig die plötzliche Stille. »Bitte, Catharine, die ersten Takte.«
    »Ich dachte, du spielst auf dem Klavier. Ich kann nur ein paar Kinderliederspielen. Und nicht einmal die sehr gut, wie man an der Reaktion deines Bruders erkennen konnte.«
    »Du kannst nicht Klavier spielen?« rief Hetty aus.
    »Verzeihen Sie, Madam«, war nun die Stimme des

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