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Hochzeit in St. George (German Edition)

Hochzeit in St. George (German Edition)

Titel: Hochzeit in St. George (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Farago
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wollte er bei Catharine natürlich auch. Doch er wollte noch mehr, er wollte …
    »Na, das habe ich ja überhaupt noch nicht erlebt, daß Sie einen Abend zu Hause verbringen, Master Richard«, meldete sich Kermins Stimme von der Tür her. »Mrs. Willowby hat ganz schön viel Veränderungen ins Haus gebracht, nicht wahr, Master Richard? Und bis auf den alten Burley hat sich alles zum Positiven ausgewirkt. Ich werde Ihnen sofort warmes Wasser heraufbringen.«
    Als Richard wenig später in die weichen Daunen glitt, schloß er die Augen mit der sicheren Zuversicht, daß es nur mehr eine Frage von Tagen war, bis er Catharines Herz erobert hatte. Er war schließlich ein Willowby. Selbstzweifel und Grübeleien waren in seiner Familie nicht üblich.
    Kermins scharfe Worte gegen Burley, die er am Abend seinem Herrn gegenüber geäußert hatte, kamen nicht von ungefähr. Seine anfängliche Begeisterung über den neuen Butler hatte sich schnell gelegt. Er war es gewöhnt, im Haus frei schalten und walten zu können, und dachte nicht daran, sich der Dienstboten-Hierarchie zu beugen, die Burley im Haushalt seines neuen Herrn einführen wollte. Dieser hingegen, von klein auf an die strengen Regeln gewöhnt, die der Dienerschaft in hochadeligen Häusern auferlegt waren, nahm es als persönlichen Affront, wenn Kermin in den Autgabenbereich eingriff, der ihm »zustand«. Daß dieser Zusammenstoß zweier Welten ständiger Anlaß zu Meinungsverschiedenheiten war, bekam Catharine bald zu spüren. Beinahe täglich wurde sie von einem der beiden als Schiedsrichter angerufen, und nur mit viel Geduld und Geschick gelang es ihr, die stets neu aufbrechenden Streitereien zu schlichten. So war es auch am darauffolgenden Nachmittag, als Kermin ins Musikzimmer trat und mit wutverzerrter Miene ausrief: »Jetzt habe ich genug! Entweder geht dieser aufgeblasene Kerl, oder ich nehme den Hut. Master Richard, so geht es nicht weiter!«
    Lord Deverell hielt erschrocken in seinem Spiel auf dem Klavier inne. Seine Dienerschaft war bestens geschult. Nie hätte sich einer von ihnen erlaubt, derart aus der Rolle zu fallen. Sicher, er war vom Diener seines Freundes allerhand gewöhnt. Aber doch nicht, daß dieser unaufgefordert in die Unterhaltung seines Herrn platzte. Dieses Verhaltenschien auch Richard selbst zu verwirren, der noch immer in Tanzstellung, ein Bein vor das andere gestellt, entgeistert und ohne ein Wort hervorzubringen, seinen Diener anstarrte.
    Catharine faßte sich als erste. »Ich kümmere mich darum«, sagte sie. »Hugh, darf ich Sie bitten, wieder zu spielen. Ihr könnt ohne mich weiterüben. Bitte, Kermin, kommen Sie mit mir und erzählen Sie mir, was vorgefallen ist.«
    Sie schob den Diener aus dem Zimmer und schloß energisch die Tür. Wie sich herausstellte, bestand das Vergehen, das Burley begangen hatte, darin, daß er Kermin beim Mittagessen ermahnt hatte, den Mund beim Kauen geschlossen zu halten. »Und das vor versammelter Dienerschaft, Mrs. Willowby! Selbst Mrs. Blenchem war fassungslos, und Rosie ist in Tränen ausgebrochen. Brian, der Lümmel, hat es gewagt zu grinsen! Na, dem hab’ ich aber gleich zwei hinter die Ohren gegeben!«
    Daß er sich gegenüber dem Butler auch nicht gerade freundlich verteidigt hatte, merkte Catharine spätestens, als sie den Küchentrakt betrat und Mr. Burley auf der Ofenbank liegend vorfand, ein feuchtes Tuch auf der Stirn, die Augen geschlossen. Diesmal brauchte sie besonders viel Zeit, bis sie die beiden Streithähne einigermaßen beruhigt hatte. Sie erklärte Kermin nicht zum erstenmal, daß es der Butler gewohnt war, in einem großen Haus für eine Anzahl von Dienern verantwortlich zu sein. Er sei auch für die Schulung und ihr gutes Benehmen verantwortlich gewesen. Sicher war er unabsichtlich in seine alte Rolle zurückgefallen und keineswegs um Mr. Kermin zu belehren, geschweige denn ihn vor den anderen bloßzustellen. Mr. Kermin wiederum habe den Mund wahrscheinlich allein deshalb geöffnet, um etwas besonderes Wichtiges zur Unterhaltung beizutragen. Denn natürlich wisse er als Kammerdiener seines Herrn sehr wohl, wie man sich zu benehmen hatte. Beide Diener waren weiterhin sichtlich verstimmt, wagten jedoch nicht, Mrs. Willowbys energischer Rede zu widersprechen. So waren die Wogen also wieder einmal geglättet.
    Doch Catharine wußte, es würde nur vorübergehend sein. Sie mußte unbedingt eine Lösung finden, damit sich die beiden Männer nicht ständig begegneten. Sonst bestand die

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