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Hochzeit in St. George (German Edition)

Hochzeit in St. George (German Edition)

Titel: Hochzeit in St. George (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Farago
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von Langeweile erkennbar gewesen wären, kam ihm nicht. Catharine schätzte Deverell als Freund, auf den man sich bedingungslos verlassen konnte. Er gab ihr so manchen Tip, wenn aus Hinterlassenschaften Einrichtungsgegenstände günstig zu erwerben waren, und da er zudem ein ausgezeichneter Tänzer war, konnte sie seine Begleitung nur freudig gutheißen. Sie verstanden sich so gut, daß böse Zungen bereits zu munkeln begannen, es wäre nicht nur Freundschaft, was die beiden verband. Kein Wunder, dachten diese, daß Willowby völlig ungewohnt den Spieltischen fernblieb und seine Frau kaum aus den Augen ließ.
    Besonders eng war jedoch die Freundschaft zwischen Hugh Deverell und Hetty Willowby geworden. Was bei der Hochzeitsfeier von Catharine und Richard im Hause Christlemaine seinen Anfang gefunden hatte, wurde rasch zu einer tiefen Vertrautheit. Während Hetty an Beau Bridges Lippen hing und seine Worte in sich einsog, als wären sie die Offenbarung, führte sie mit ihrem neugewonnenen Freund lebhafte Diskussionen. Er lehrte sie, ihre eigene Meinung zu behaupten, mit Tatsachen zu untermauern und zu vertreten, ohne daß es vorlaut und undamenhaft wirkte. War der Beau von begnadeter Schönheit und einem perfekten Äußeren, an dem nicht der kleinste Makel zu beanstanden war, so fand sie Deverell zwar gutaussehend, wenn auch nicht unbedingt hübsch. Kleidete er sich in düsteres Braun, so fand sie das einfach schauderhaft. Und sie sagte es ihm auch. Hugh lud Hetty zu Ausritten ein und stellte ihr dabei »Frühlingswind« zur Verfügung, eine Apfelscliimmelstute, an die Hetty bereits beim ersten Ausritt ihr ganzes Herz verschenkt hatte. Hugh schien es nichts auszumachen, wenn Beau Bridge oftmals das Hauptthema ihrer Gespräche war. War es nicht reizend, daß Seine Lordschaft ihr einen Strauß gelber Rosen geschickt hatte? Woher er wohl wußte, daß Gelb ihre Lieblingsfarbe war? Ob sie der Beau im blauen oder rosa Kleid hübscher finden würde? Ob Hugh meinte, daß Bridge sie bei ihrem Debütantenball zum Souper führen würde? Ob Beau…
    Hugh hörte ihr geduldig zu, antwortete nach bestem Wissen und Gewissen und gab Ratschläge, so gut er es vermochte. Doch sobaldsich eine Gelegenheit bot, lenkte er die Unterhaltung in eine andere Richtung. Er fragte sie nach ihrer Zeit in Brighton, über ihre Kindheit auf Wild Rose Manor und nach ihrer Reise auf den Kontinent. Sie antwortete bereitwillig, froh darüber, jemanden gefunden zu haben, der sich dafür interessierte. Sie unterhielten sich über die Ereignisse der laufenden Saison, und Hugh fragte sie nach ihrer Meinung zu all den Theaterstücken oder Opernaufführungen, die sie gemeinsam besucht hatten.
    Der Beau bekam nur Hettys Sonntagsgesicht zu sehen, und es war zu bezweifeln, daß er sich für etwas anderes interessierte. Lord Deverell jedoch lernte Hetty kennen, wie sie wirklich war. Oftmals fröhlich, selten verzagt, außer wenn sie meinte, Lord Bridgegates Aufmerksamkeit hätte nachgelassen, manchmal kindlich und verspielt, dann wieder erstaunlich reif und klug. Und auch ihre Launen bekam Hugh zu spüren und ihren Zorn, wenn etwas nicht nach ihrem Willen geschah. Er hatte schnell gelernt, sie zu besänftigen und ihre Stimmung mit irgendwelchen phantasievoll ausgeschmückten Gesehichtchen zu heben und sie von ihrem Verdruß abzulenken.
    Es war an einem strahlenden Mainachmittag, da machten Hetty und Deverell eine Ausfahrt in den Hyde Park. Der Debütantenball im Hause Christlemaine sollte in fünf Tagen stattfinden, und Hetty erzählte mit vor Begeisterung glühenden Wangen von den abschließenden Vorbereitungen.
    »Wir haben mehr als hundertfünfzig Einladungskarten verschickt. Und stellen Sie sich vor, Hugh, bisher sind bereits mehr als hundert Zusagen eingetroffen. Alles, was Rang und Namen hat, wird kommen: Lord Bridgegate, der Herzog von Wellbrooks, der Herzog von Cumberfield…«
    Natürlich steht Bridge bei ihr an erster Stelle, dachte ihr Gesprächspartner und verzog kaum merklich die Lippen.
    »Sophia hat sogar Seine Königliche Hoheit, den Prinzregenten, eingeladen. Glauben Sie, daß er kommen wird? Das wäre natürlich die Krönung des Festes. Obwohl er schon ziemlich alt ist und ungewöhnlich dick, wenn man den Gerüchten Glauben schenken darf. Aber immerhin ist er der zukünftige König. Haben Sie ihn schon einmal persönlich gesehen?«
    Hugh nickte. »Aber sicher habe ich das. Ich darf mich zwar nicht zu seinem engsten Freundeskreis zählen, dafür bin

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