Hochzeit in St. George (German Edition)
ich um etwa dreißigJahre zu jung. Mein Vater gehörte zu seinem Kreis. Mich fragt Seine Königliche Hoheit höchstens um Rat, wenn es um Einrichtungsfragen geht. Und ab und zu wünscht er, mich im Carleton House zu sehen.«
»Oh, Carleton House! Ich habe schon so viel von den Bällen und opulenten Festmahlen gehört. Ich würde so gern einmal dorthin eingeladen werden. Man sagt, die Räumlichkeiten seien imposant, fast so schön wie der Pavillon in Brighton, den ich leider nie von innen gesehen habe.«
Hugh lächelte über ihre unverhohlene Begeisterung. »Falls Seine Hoheit Ihren Ball besucht, wird eine Gegeneinladung ins Carleton House nicht auf sich warten lassen. Und wenn nicht, werde ich sicher eine Möglichkeit finden, Einladungskarten zu besorgen.«
Hettys Augen strahlten, als sie sich ihm zuwandte. »Oh, vielen, vielen Dank, das wäre mir eine große Freude. Ach, Hugh, Sie sind so ein guter Freund. Sie sind so lieb und zuvorkommend. Wie kommt es, daß Sie noch immer unverheiratet sind?«
Die Frage traf ihren Begleiter so unerwartet, daß er die Zügel straffer spannte und die Pferde zum Stillstand kamen. Er gab vor, daß er dem Gespann seine volle Aufmerksamkeit widmen mußte, und lenkte das Fahrzeug gekonnt zwischen dem entgegenkommenden Wagen und den blühenden Rosenbüschen des Parks hindurch.
»Es hat sich nicht ergeben«, sagte er schließlich vage.
»Waren Sie denn nie verliebt?« Hetty ließ nicht locker.
Deverell deutete mit dem Kopf auf ein Gefährt, das sich auf einem der Seitenwege näherte. »Da kommt Mrs. Kirgate. Sie wissen, die Dame mit der beißenden Zunge und der unfreundlichen Seele. Wollen wir stehenbleiben, um ein bißchen mit ihr zu plaudern?«
Hetty ließ sich nicht ablenken. »Hugh, das ist nicht fair. Sie weichen mir aus. Wir sind doch Freunde, nicht wahr? Und Freunde sind verpflichtet, sich die Wahrheit zu sagen.«
Hugh nickte aufseufzend. »Also gut: Ja. Ich war einmal verliebt.«
»Ist das schon lange her? Warum haben Sie die Dame nicht geheiratet? Hat sie…«
»Nein, es ist nicht lange her«, unterbrach sie Deverell beinahe schroff. »Um genau zu sein: Ich bin jetzt gerade ziemlich verliebt. Zufrieden?«
Hetty war ganz und gar nicht zufrieden. Zum einen war ihr der Gedankenicht recht, daß sich ihr Freund verliebt hatte. Sie war es so gewöhnt, seine volle Aufmerksamkeit zu genießen. Zum anderen war ihre Neugierde endgültig geweckt. »Wer ist sie, Hugh? Kenne ich sie? Habe ich Sie schon zusammen gesehen? Ist es Elsa Blembourough?«
»Es ist nicht Elsa Blembourough. Wie kommen Sie denn auf diese absurde Idee?«
»Aber wer ist es dann? Hugh, nun machen Sie es doch nicht so spannend? Wer ist sie? Werden Sie sie heiraten? Nun, sagen Sie doch schon! Ah…«
»Meine Liebe, manchmal sind Sie wirklich unerträglich. Man fragt einen Gentleman nicht nach seinen Damenbekanntschaften. Das ist absolut nicht comme il faut «, entgegnete Seine Lordschaft streng.
Hetty wagte einen letzten Vorstoß. »Aber ich muß es wissen, Hugh. Schließlich möchte ich Ihnen eine Freude machen und die Dame zu meinem Ball einladen.«
Ihr Begleiter lächelte. »Machen Sie sich keine Sorgen, Hetty. Sie wird anwesend sein. Da bin ich ganz sicher.«
X.
Nur mehr drei Tage bis zum großen Ereignis. Im Hause des Earl of Christlemaine am Berkeley Square herrschte hektische Betriebsamkeit. Lady Christlemaine war bekannt dafür, große Bälle auszurichten. Aus diesem Grund war die Dienerschaft ein eingespieltes Team, wenn es darum ging, den Ballsaal vorzubereiten, Spieltische in den angrenzenden Zimmern aufzustellen und Garderobenräume, den Bedürfnissen der Gäste entsprechend, einzurichten. Im Speisezimmer, das durch eine breite Flügeltür mit dem angrenzenden Salon verbunden war, wurde damit begonnen, die Tische aufzustellen. Die Tafel zum Mitternachtsbuffet würde mehr als zweihundert Gästen Platz bieten. Die Vorbereitungen in der Küche liefen auf Hochtouren. Und doch hatte Sophia Christlemaine entschieden, den Koch dadurch zu entlasten, daß zusätzlich kalte Platten bei »Gunther’s« in Auftrag gegeben wurden.
Mylady war immer der Mittelpunkt des Geschehens. Sie gab Anweisungen und Ratschläge und packte an, wo Not am Mann war. Da es,neben den Vorbereitungen für das Buffet, kaum möglich war, die gewohnte Qualität für die Mahlzeiten der Vortage zu gewährleisten, hatte Mylady ihren Mann gebeten, mittags im Club den Lunch einzunehmen. Zum Dinner speiste man gewöhnlich auswärts.
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