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Hochzeit in St. George (German Edition)

Hochzeit in St. George (German Edition)

Titel: Hochzeit in St. George (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Farago
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Gefahr, daß Kermin seine Drohung wahr machte und sich eine andere Steile suchte. Und das würde ihr Richard nie verzeihen. Andererseits brachte sie es auchnicht übers Herz, den Butler wieder dorthin zu schicken, wo er vor ihrem Angebot, das er so freudig angenommen hatte, unglücklich und mit sich und der Welt hadernd, gelebt hatte.
    In diese Überlegungen klang laut und deutlich ein Klopfen an der Haustür. Burley straffte seinen Rücken und machte sich daran, die Stufen in das Erdgeschoß zu erklimmen, um nachzusehen, wer Einlaß begehrte. Catharine nickte Kermin aufmunternd zu und folgte dem Butler nach oben. Kurz darauf hätte sie viel darum gegeben, wenn sie nicht neugierig in der Halle stehengeblieben wäre, um zu sehen, wer sie besuchte. Dann hätte sie Gelegenheit gehabt, sich umzuziehen, die Haare in Ordnung zu bringen und gefaßt ihrer Besucherin entgegenzutreten. So jedoch war sie ihr von Anfang an ausgeliefert.
    Burley hatte die Tür geöffnet und war mit sichtbarem Erschrecken zurückgewichen. Esther, die Herzogin von Milwoke, rauschte an ihm vorbei in die Halle.
    »Es ist also wirklich wahr!« rief sie anstelle einer Begrüßung. »Du hast tatsächlich diesen Willowby geheiratet. Und du hast mir Burley abspenstig gemacht.«
    Sie ist noch ganz die alte, dachte Catharine bitter. Nun gut, wenn sich auch Ihre Gnaden nicht geändert hatte, Catharine hatte sich geändert. Und das würde Myiady bald zu spüren bekommen. »Guten Tag, liebe Estherl« sagte sie daher mit honigsüßem Lächeln auf ihren Lippen. »Wie nett, daß du mich einmal besuchst. Möchtest du nicht ablegen?«
    Burley eilte herbei, um Umhang und Handschuhe in Empfang zu nehmen, die ihm äußerst gnädig gereicht wurden.
    »Wir wollen ins Empfangszimmer gehen. Burley, bringe uns bitte Tee. Oder möchtest du etwas anderes, Esther?«
    »Nein, nein, Tee ist in Ordnung. Wer weiß schon, was man in diesem Haus sonst noch bekommt«, antwortete Mylady unfreundlich. Sie war ungehalten darüber, daß ihre Schwägerin nicht mehr vor ihr zusammenzuckte, und zeigte dies, indem sie ihren Launen freien Lauf ließ.
    Catharine fragte sich, wie lange Esther wohl vorhatte zu bleiben. Und was der Grund für ihren überraschenden Besuch war. ™
    »Da steht also die Garnitur«, bemerkte Esther als erstes, nachdem ihr der Butler die Tür aufgehalten hatte. »Ich bin froh, daß sie endlichvom Speicher geholt wurde. Ich hätte die Sachen längst weggegeben, aber Henry war dagegen. Wirklich einfache Möbel. Nicht mein Geschmack.«
    »Nicht jeder und nicht alles ist jedermanns Geschmack«, erwiderte Catharine vage. »Möchtest du nicht Platz nehmen? Wie geht es dir? Wie geht es Henry? Man sieht euch ja gar nicht in Gesellschaft.«
    »Das hast du sicher sehr bedauert«, antwortete ihre Schwägerin sarkastisch.
    Catharine zog es vor, nicht auf diesen streitsüchtigen Tonfall einzugehen. Was konnten ihr die schneidenden Worte ihrer Schwägerin anhaben? Sie war nicht mehr von ihrem Wohlwollen und ihrer finanziellen Unterstützung abhängig. Sie war eine verheiratete Frau, hatte ihr eigenes Heim, ihre eigene Familie, gute Freunde. Sie brauchte Esther nicht mehr. Und damit hatte ihre Schwägerin jeden Schrecken für sie verloren. Richard sei Dank. Ein warmes Gefühl der Dankbarkeit durchströmte sie. Die Hochzeit war ein Sprung ins Ungewisse gewesen. Wie es schien, hatte sie großes Glück gehabt. Sehr großes Glück.
    Lady Milwoke hatte sich umgesehen, und an ihrem kritischen Blick war zu erkennen, daß die schlichte Eleganz des Raumes nicht ihre Zustimmung fand. Und doch verlor sie kein Wort darüber.
    »Deinem Bruder geht es nicht gut«, fuhr sie fort. »Die Gicht hat beide Beine befallen. Er steht fast nicht mehr auf. Die Tage verbringt er in seinem Lehnstuhl in der Bibliothek und starrt aus dem Fenster.« Die beiden hatten sich auseinandergelebt, Henry ist alt geworden, dachte Catharine. Sie hatte ihren Bruder gesehen und erinnerte sich voll Mitleid an die leidende Kreatur mit den in die Wolldecke gehüllten Beinen. Doch auch Esther schien um Jahre gealtert. Ihre kühle Eleganz war verschwunden. Die Gesichtszüge hatten einen verhärmten, verkniffenen Ausdruck angenommen. Die Mundwinkel waren nach unten verzogen. Tiefe Falten hatten sich um die Lippen und in die Stirn eingegraben. Dabei konnte Esther kaum über Mitte dreißig sein.
    Burley trat ein und brachte das Teetablett. Er hatte sich von dem Schock, seiner ehemaligen Herrin so unvermutet gegenüberzustehen,

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