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Hochzeit kommt vor dem Fall

Hochzeit kommt vor dem Fall

Titel: Hochzeit kommt vor dem Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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ja, daß Sie sich Ihren Lebensunterhalt verdienen müssen, aber seien Sie um Gottes willen ein bißchen taktvoll.«
    Salcombe Hardys veilchenblaue Augen leuchteten vor Aufrichtigkeit, als er das versprach. Aber Harriet hatte das Gefühl, daß sowohl ihr wie Peter durch dieses Interview böse mitgespielt worden war, und Peter war dabei am schlechtesten weggekommen. Er hatte seine Worte sorgsam gewählt, und sein leichter Ton hatte dabei so spröde geklungen wie Glas. Es würde noch mehr von dieser Art kommen – viel mehr. Ein plötzlicher Entschluß ließ sie dem Journalisten nach draußen folgen.
    »Hören Sie, Mr. Hardy. Ich weiß, daß man da völlig machtlos ist. Man muß sich mit dem abfinden, was den Zeitungen zu schreiben einfällt. Ich habe allen Grund, das zu wissen. Ich habe das schon alles durchgemacht. Aber wenn Sie irgend etwas Schmieriges über Peter und mich schreiben – Sie wissen was ich meine –, irgend etwas von der Art, wobei man in den Boden versinken möchte und sich wünscht, tot zu sein, wird das sehr häßlich für uns und sehr häßlich von Ihnen sein. Peter – ist nicht gerade ein Rhinozeros, müssen Sie wissen.«
    »Meine liebe Miss Vane – Entschuldigung – Lady Peter … Ach, ich habe übrigens ganz vergessen, zu fragen, ob Sie jetzt, nachdem Sie verheiratet sind, noch weiter schreiben werden.«
    »Ja, natürlich.«
    »Unter demselben Namen?«
    »Selbstverständlich.«
    »Darf ich das schreiben?«
    »O ja, das dürfen Sie schreiben. Sie dürfen überhaupt alles schreiben, nur lassen Sie diesen ganzen ehelich-romantischen Kitsch wie ›sagte er mit einem lächelnden Blick auf seine frisch Angetraute‹ und ähnlichen Schmus aus der untersten Schublade weg. Ich meine, das alles ist für uns belastend genug; lassen Sie uns wenigstens noch ein bißchen Menschenwürde, wenn es Ihnen eben möglich ist. Passen Sie mal auf. Wenn Sie sich einigermaßen zurückhalten und versuchen, Ihre Kollegen zur Zurückhaltung zu veranlassen, haben Sie viel größere Aussichten, von uns Material zu bekommen. Immerhin sind wir beide immer für eine Schlagzeile gut – und seine Schlagzeilenlieferanten stößt man doch nicht vor den Kopf, oder? Peter hat sich Ihnen gegenüber sehr anständig verhalten; er hat Ihnen alles gesagt, was er Ihnen sagen konnte. Machen Sie ihm jetzt das Leben nicht zur Last.«
    »Ehrlich«, sagte Sally, »ich will alles versuchen. Aber Redakteure sind Redakteure –«
    »Redakteure sind Leichenfledderer und Kannibalen.«
    »Stimmt. Aber ich werde mich wirklich bemühen. Nun zu Ihrer Schriftstellerei – können Sie mir da etwas Exklusives geben? Legt Ihr Mann Wert darauf, daß Sie weiter Ihrem Beruf nachgehen – etwas in der Art? Ist er nicht der Meinung, daß Frauen sich auf den Haushalt beschränken sollten? Hoffen Sie aus seinen Erfahrungen Nutzen für Ihre Kriminalromane ziehen zu können?«
    »Menschenskind noch mal!« sagte Harriet. »Müssen Sie denn immer das Privatleben mit hineinziehen? Also, ich werde auf jeden Fall weiter schreiben, und er hat auf jeden Fall nichts dagegen – ich glaube sogar, daß er es voll und ganz billigt. Aber lassen Sie ihn das nicht mit einem stolzen und zärtlichen Blick oder etwas Ähnlichem sagen, wovon einem nur schlecht wird, ja?«
    »Klar. Schreiben Sie zur Zeit an etwas?«
    »Nein – ich habe gerade erst ein Buch abgeschlossen. Aber ich habe ein neues im Kopf. Es ist mir eigentlich gerade eingefallen.«
    »Gut!« sagte Salcombe Hardy.
    »Es handelt von einem Mord an einem Journalisten – und der Titel heißt: Neugier war des Katers Tod .«
    »Prima«, sagte Sally völlig unbeeindruckt.
    »Und«, fuhr Harriet fort, als sie zwischen Chrysanthemen den Weg hinuntergingen, »wir haben Ihnen zwar gesagt, daß ich dieses Haus schon als Kind kannte, aber nicht erwähnt, daß hier ein liebes altes Ehepaar wohnte, das mich immer ins Haus bat und mir Gewürzkuchen und Erdbeeren anbot. Das ist hübsch und menschlich, und die Leute sind tot, es kann ihnen also nicht mehr weh tun.«
    »Hervorragend!«
    »Und die ganzen häßlichen Möbel und Aspidistras hat Noakes hineingestellt, also lasten Sie die nicht uns an. Und er war so habgierig, daß er die Tudor-Schornsteinaufsätze verkauft hat, um Sonnenuhren daraus zu machen.« Harriet öffnete das Tor, und Sally und der Photograph gingen ergeben hinaus.
    »Und das «, sprach Harriet triumphierend weiter, »ist irgend jemandes roter Kater, der uns adoptiert hat. Er sitzt beim Frühstück auf Peters

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