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Hochzeit kommt vor dem Fall

Hochzeit kommt vor dem Fall

Titel: Hochzeit kommt vor dem Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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ausgewischt.«
    »Ja«, sagte Harriet nachdenklich. »Und, weißt du, sie hat mir gegenüber immerzu so Andeutungen gemacht, während wir die Sandwichs fürs Abendessen zubereiteten. Und sie hat sich mit allen Mitteln darum gedrückt, Sellons Fragen zu beantworten, bevor der Polizeidirektor da war. Aber mal ehrlich, Peter, traust du ihr und Ben zusammen soviel Grips zu, daß sie sich das mit dem Schlüssel ausgedacht hätten? Und hätten sie soviel Verstand und Selbstbeherrschung gehabt, die Finger von dem Geld zu lassen?«
    »Da fragst du mich was. Aber eines weiß ich. Gestern nachmittag hat Bert eine lange Leiter aus der Scheune geholt und ist mit Puffett aufs Dach gestiegen.«
    »Stimmt ja, Peter!«
    »Wieder eine schöne Spur beim Teufel. Wenigstens wissen wir, daß eine Leiter am Dach war, aber wie sollen wir jetzt noch feststellen, welche Spuren wann hinterlassen wurden?«
    »Die Luke!«
    Peter lachte resigniert.
    »Als ich die beiden traf, wie sie die Leiter holten, hat Puffett mich aufgeklärt, daß Bert soeben auf diesem Wege aufs Dach gestiegen sei, um zu sehen, ob der Schornstein eine Klappe hat, durch die man den Besen schieben kann. Er ist über die Lokustreppe und durch dein Schlafzimmer gegangen, während Miss Twitterton unten verhört wurde. Hast du ihn nicht gehört? Du hast Miss Twitterton heruntergeholt, und da hat er sich rasch nach oben geschlichen.«
    Harriet zündete sich eine neue Zigarette an.
    »Dann wollen wir jetzt auch noch die Anklageschriften gegen Crutchley und den Pfarrer hören.«
    »Hm – da wird’s ein bißchen schwierig, wegen des Alibis. Sofern nicht einer von ihnen mit Mrs. Ruddle im Bunde stand, müssen wir eine Erklärung für das Schweigen des Radios finden. Nehmen wir zuerst Crutchley. Wenn er es war, können wir die Geschichte mit dem Einstieg durchs Fenster nicht gut aufrechterhalten, denn er könnte erst ins Haus gegangen sein, nachdem Noakes schon im Bett lag. Er hat den Pfarrer um halb elf am Pfarrhaus abgesetzt und war vor elf wieder in Pagford. Dazwischen war keine Zeit für lange Palaver an Fenstern und raffinierte Manöver mit Schlüsseln. Dabei gehe ich natürlich davon aus, daß Crutchleys Zeitangaben bestätigt worden sind; wenn er der Übeltäter ist, sind sie das natürlich, weil sie dann Teil seines Plans sind. Wenn es Crutchley war, muß die Tat geplant gewesen sein – das heißt, daß er irgendwie einen Schlüssel gestohlen oder sich einen hätte nachmachen lassen müssen. Crutchley müßte die Tat am frühen Morgen begangen haben, denke ich – indem er mit einem Taxi zu einem nichtvorhandenen Kunden gefahren ist oder so etwas. Er läßt den Wagen irgendwo stehen, geht zum Haus, schließt auf und – hm! Danach wird’s schwierig. Noakes wäre oben gewesen, entkleidet und im Bett. Darin sehe ich keinen Sinn. Wenn er ihn überfallen hätte, dann um ihn zu berauben – und beraubt hat er ihn nicht.«
    »Jetzt fragst aber du nach dem Warum. Nimm einmal an, Crutchley war gekommen, um etwas zu stehlen, und kramte gerade im Schreibtisch herum – in der Küche, wo das Testament gefunden wurde – und Noakes hörte ihn und kam die Treppe herunter –«
    »Wozu er sich erst noch in Schlips und Kragen warf und nur ja nicht vergaß, sein ganzes schönes Geld einzustecken.«
    »Natürlich nicht. Im Nachtzeug. Er überrascht Crutchley, und der geht auf ihn los. Noakes rennt weg, Crutchley schlägt ihn nieder, hält ihn für tot, bekommt einen Schrecken, läuft weg und schließt die Tür von außen zu. Noakes kommt zu sich, weiß nicht, was er da unten verloren hat, geht ins Schlafzimmer zurück, um sich anzuziehen, fühlt sich komisch, geht zur Hintertür, um Mrs. Ruddle zu rufen, und fällt die Kellertreppe hinunter.«
    »Ausgezeichnet. Und wer hat das Bett gemacht?«
    »Gemeinheit! Und für die Sache mit dem Radio haben wir auch noch keine Erklärung.«
    »Nein. Meine Vorstellung war, daß Crutchley das Radio außer Betrieb gesetzt hat, um sich für den Abend vor dem Mord ein Alibi zu konstruieren. Ich wollte nämlich auf Mord hinaus – aber du hast mich mit deiner Diebstahlstheorie durcheinandergebracht.«
    »Entschuldigung. Da habe ich wieder zwei Hasen gleichzeitig auf die Bahn gehetzt. Aber die falsche Fährte namens Crutchley scheint ein leichter Fall zu sein. Funktioniert das Radio übrigens jetzt?«
    »Das werden wir gleich feststellen. Falls nicht, beweist das etwas?«
    »Höchstens wenn es so aussieht, als ob es absichtlich außer Betrieb gesetzt

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