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Hochzeit kommt vor dem Fall

Hochzeit kommt vor dem Fall

Titel: Hochzeit kommt vor dem Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Schlafzimmern hinauf, als die Tür aufging.

16
Liebeskrone
    Norbert: Was geschehn, enthülle nicht. Dies ist das Höchste.
    Konstanze: Dein, dein!
    Norbert: Du und ich – was kümmert uns, wie wir hierher gelangt, ins tiefste Labyrinth? Schon mancher starb, den Ort zu finden, den wir zwei gefunden.
    ROBERT BROWNING: AUF DEM ALTAN
     
    »So so so!« sagte Peter. »Da sind wir also wieder. Er nahm seiner Frau den Mantel von den Schultern und drückte ihr einen sanften Kuß in den Nacken.«
    »Im stolzen Bewußtsein erfüllter Pflicht.«
    Sein Blick folgte ihr durchs Zimmer. »Herrlich anregend, seine Pflicht zu tun. Es gibt einem so ein erhabenes Gefühl. Mir ist ganz schwindlig.«
    Sie ließ sich auf die Couch fallen und legte den Arm lässig auf die Rückenlehne.
    »Ich fühle mich ein wenig berauscht. Das kann doch nicht des Pfarrers Sherry gewesen sein?«
    »Nein«, sagte er entschieden, »der war’s nicht. Obwohl ich schon schlechteren getrunken zu haben glaube. Nicht viel, und nicht öfter als einmal. Nein – das ist nur die anregende Wirkung der guten Tat – vielleicht liegt’s auch an der Landluft – irgend etwas wird’s schon sein.«
    »Ein wenig benebelnd, aber nett.«
    »O ja, unbedingt.« Er schlang sich den Schal vom Hals, legte ihn mit dem Mantel auf die Bank und suchte unschlüssig einen Platz hinter der Couch. »Ich wollte sagen – ja, unbedingt. Wie Champagner. Fast wie Verliebtsein. Aber daß es das ist, glaube ich auch nicht. Du vielleicht?«
    Sie legte den Kopf nach hinten und lächelte ihn an, so daß er ihr Gesicht in seltsamer, faszinierender Verkehrung sah.
    »Ganz bestimmt nicht.« Sie fing seine vagabundierenden Hände, hielt sie stumm protestierend von ihren Brüsten fern, legte sie unter ihr Kinn und hielt sie dort gefangen.
    »Habe ich mir gedacht. Schließlich sind wir verheiratet. Oder nicht? Man kann nicht verheiratet und verliebt sein. Ich meine, nicht in dieselbe Person, mit der man verheiratet ist. Das gehört sich nicht.«
    »Absolut nicht.«
    »Schade. Ich fühle mich nämlich heute abend so richtig jugendlich und närrisch. Zart und rankend, wie ein junger Erbsenstrauch. Regelrecht romantisch.«
    »Für einen Gentleman in Eurer Stellung ist das absolut schändlich, Mylord.«
    »Mein Geisteszustand ist schlicht erschreckend. Ich möchte die Violinen aufspielen und schmeichelnde Musik ertönen lassen, während der Bühnenbeleuchter den Mond aufgehen läßt  –«
    »Und schmelzende Stimmen schmachtende Lieder singen!«
    »Herrgott, ja, warum denn nicht? Ich will jetzt meine schmachtende Musik haben. Laß meine Hände los, Frau! Mal sehen, was die BBC uns zu bieten hat.«
    Sie ließ ihn los, und nun waren es ihre Augen, die ihm zur Radiotruhe folgten.
    »Bleib mal einen Augenblick so stehen, Peter. Nein – dreh dich nicht um.«
    »Warum?« fragte er, blieb aber gehorsam stehen. »Beginnt mein unglückseliges Gesicht dir auf die Nerven zu gehen?«
    »Nein – ich habe nur eben deinen Rücken bewundert, nichts weiter. Er hat so etwas Federndes an sich, was mir sehr gefällt. Absolut berückend.«
    »Wirklich? Ich kann ihn ja nicht sehen. Aber das muß ich meinem Schneider sagen. Er tut immer so, als ob mein Rücken seine Erfindung wäre.«
    »Hält er sich auch für den Erfinder deiner Ohren und deines Hinterkopfs und deines Nasenrückens?«
    »Keine Schmeichelei kann für mein armseliges Geschlecht zu dick aufgetragen sein. Ich schnurre wie eine Kaffeemühle. Aber du hättest dir ein paar leichter zugängliche von meinen Zügen aussuchen können. Man kann so schlecht mit dem Hinterkopf Verehrung zum Ausdruck bringen.«
    »Das ist es gerade. Ich will mir den Luxus einer hoffnungslosen Leidenschaft gönnen. Dort ist die Hinterseite dieses anbetungswürdigen Kopfes, kann ich mir sagen, und keine Worte von mir werden sie je erweichen können.«
    »Da bin ich nicht so sicher. Aber ich werde mich bemühen, deinen Erwartungen gerecht zu werden – mein Herz gehört meiner Liebsten, meine Knochen aber mir. Im Augenblick allerdings gehorchen die unsterblichen Knochen dem sterblichen Fleisch und der sterblichen Seele. Zum Teufel, weswegen bin ich eigentlich hierhergekommen?«
    »Wegen der schmeichelnden Musik.«
    »Ach ja, richtig. So, meine kleinen Minnesänger vom Portland Place! Schlagt in die Saiten, myrtenbekränzte Knaben, efeugeschmückte Maiden, stimmt an zusammen!«
    »Grrr!« machte der Lautsprecher. »… und vor dem Betten sollte die Unterlage mit gut verrottetem

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