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Hochzeit kommt vor dem Fall

Hochzeit kommt vor dem Fall

Titel: Hochzeit kommt vor dem Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Pferdemist …«
    »Hilfe!«
    »Das genügt«, sagte Peter, indem er ausschaltete. »Ich will keinen Pferdemist im Bett.«
    »Dieser Mann hat eine schmutzige Phantasie.«
    »Ekelhaft. Ich werde einen geharnischten Brief an Sir John Reith schreiben. Ist es nicht geradezu himmelschreiend, daß gerade in dem Moment, da man von den reinsten und heiligsten Gefühlen überquillt – da man sich fühlt wie Galahad und Alexander und Clark Gable in einer Person – wenn man sozusagen dahinfährt auf den trägen Wolken und auf der Luft gewölbtem Busen schwebt –«
    »Liebster, weißt du auch genau, daß es nicht der Sherry ist?«
    »Sherry!« Sein Übermut machte sich in einer schillernden Fontäne Luft. »Ich schwöre, Fräulein, bei dem heil’gen Mond …« Er hielt inne und gestikulierte nach der Schattenseite hin. »He, die haben den Mond auf die falsche Seite gehängt.«
    »Wie schlampig vom Requisitor!«
    »Wieder betrunken, wieder betrunken … Vielleicht hast du doch recht mit dem Sherry. Zum Kuckuck mit diesem Mond, er ist undicht. O mehr als Mond, nicht Meere türme auf, um mich in deiner Sphäre zu ertränken!« Er wickelte sein Taschentuch um den Lampenschaft und trug sie zum Tisch hinüber, um sie neben sie zu stellen, so daß ihr orangefarbenes Kleid im Lichtkegel leuchtete wie eine Oriflamme. »So ist es besser. Beginnen wir also noch einmal von vorn. Ich schwöre, Fräulein, bei dem heil’gen Mond, der silbern dieser Bäume Wipfel säumt … Es handelt sich bei Shakespeare wohlgemerkt um Obstbäume – in diesem Falle malus aspidistriensis. Von der Direktion zu horrenden Kosten eigens importiert …«
    Die Stimmen drangen leise zu Miss Twitterton hinauf, die zitternd in dem Zimmer über ihnen kauerte. Sie hatte über die Hintertreppe flüchten wollen; aber unten an dieser Treppe stand Mrs. Ruddle und haderte wortreich mit Bunter, dessen Antworten aus der Küche nicht zu vernehmen waren. Immer wieder schien sie sich zum Gehen anzuschicken, und immer wieder kam sie noch einmal zurück, um noch etwas anzumerken. Jeden Augenblick konnte sie sich verziehen, und dann – Bunter kam so leise heraus, daß Miss Twitterton ihn nicht hörte, bis plötzlich genau unter ihr seine Stimme laut ertönte:
    »Ich habe Ihnen nichts weiter zu sagen, Mrs. Ruddle. Gute Nacht.«
    Die Hintertür wurde vernehmlich geschlossen, und dann hörte man Geräusche von vorgeschobenen Riegeln. Ungehört zu entkommen war jetzt nicht mehr möglich. Im nächsten Augenblick ließen sich Schritte auf der Treppe vernehmen. Miss Twitterton zog sich hastig in Harriets Schlafzimmer zurück. Die Schritte kamen näher; sie erreichten den Treppenabsatz, kamen weiter; sie kamen herein. Miss Twitterton zog sich noch weiter zurück und fand sich zu ihrem Schrecken im Schlafzimmer eines Herrn wieder, wo es leicht nach Haarwasser und Harris-Tweed duftete. Nebenan hörte sie ein Feuer knisternd angehen, das Rasseln der Vorhänge an ihren Stangen beim Zuziehen, ein gedämpftes Klirren, das Eingießen frischen Wassers in die Kanne. Dann drehte sich der Türknauf, und sie flüchtete atemlos zurück in die Dunkelheit des Treppenhauses.
    »… Romeo war ein grüner Junge, und seine Bäume trugen immer grüne Äpfel. Setz dich dahin, Aholibah, und spiele die Königin mit einer Krone aus Weinlaub und einem Zepter aus Pampasgras. Leih mir deinen Mantel, und ich werde die Könige und alle ihre Reitersleute sein. Seid so gut und haltet die Rede, leicht von der Zunge weg: Meine schneeweißen Rosse stampfen und schäumen – Verzeihung, jetzt bin ich ins verkehrte Gedicht geraten, aber ich stampfe und schäume wie sonstwas. Sprich, Dame mit der goldenen Stimme: ›Ich Königin bins Aholibah -‹«
    Sie lachte und ließ volltönend den herrlichen Unsinn erklingen:
     
    » Ich Königin bins Aholibah
Mein Mundkuss küsste stumm das Ah
Auf fremden Lippen seufzersiech.
    Mein Königsbette baute Gott,
Und war das Inlett rosinrot,
Und Helfenbein wars auswendig.
    Mein hitziger Mund war hitziger Flamm
Von Lust auf Könige und was kam
Mit Reutern reutend königlich.
     
    Peter, du machst diesen Stuhl kaputt. Du bist doch ein Verrückter!«
    »Liebste, ich muß es sein.« Er warf den Mantel ab und blieb vor ihr stehen. »Wenn ich ernst zu sein versuche, mache ich mich vollends zum Narren. Es ist idiotisch.«
    Seine Stimme schwankte mit einem Ungewissen Unterton.
    »Stell dir das vor – lach darüber – ein wohlgenährter, wohlgepflegter, wohlhabender Engländer von

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