Hochzeit kommt vor dem Fall
Reise.«
»Ach, wie schrecklich!« rief Miss Twitterton. Ihre mitfühlende Seele hatte erfaßt, daß es sich um eine, wenn auch noch so unverständliche, Katastrophe erster Größe handeln mußte. »Ist jetzt alles verdorben? Ich glaube, im Schweinehirten gibt es einen guten Portwein zu kaufen – er ist nur ziemlich teuer – sechseinhalb Shilling die Flasche, und nicht mal Flaschenpfand zurück.«
»Ich fürchte«, sagte Bunter, »das dürfte kaum eine Abhilfe sein.«
»Oder wenn sie etwas von meinem Pastinakwein haben möchten, würde ich gern –«
»Huh!« machte Crutchley. Er wies mit dem Daumen auf die Flasche in Bunters Armen. »Was muß man denn dafür so anlegen?«
Bunter ertrug es nicht mehr. Er wandte sich zum Gehen.
»Zweihundertvier Shilling das Dutzend!«
»Alle Wetter!« sagte Crutchley. Miss Twitterton traute ihren Ohren nicht.
»Das Dutzend was ?«
»Flaschen!« sagte Bunter. Er ging erschüttert, mit hängenden Schultern, hinaus und machte entschieden die Tür hinter sich zu. Miss Twitterton rechnete schnell an den Fingern nach und wandte sich fassungslos an Crutchley, der mit höhnischem Lächeln dastand und keinen weiteren Versuch mehr unternahm, dem Gespräch auszuweichen.
»Zweihundertvier – siebzehn Shilling die Flasche! Das ist doch unmöglich! Das ist … das gehört sich nicht!«
»Ja. Ein bißchen mehr, als du und ich uns leisten können, wie? Dieser Kerl könnte vierzig Pfund so aus der Westentasche hinlegen und würde sie nicht mal vermissen. Aber tut er das? Nein!«
Er ging zum Kamin und spuckte vielsagend ins Feuer.
»O Frank! Du darfst nicht so verbittert sein. Du kannst von Lord Peter nicht erwarten –«
»›Lord Peter‹! – Wer bist du eigentlich, daß du ihn beim Vornamen nennst? Du hältst dich wohl für Gott weiß was, wie?«
»Das ist nur die korrekte Anredeform«, sagte Miss Twitterton, indem sie sich ein wenig aufrichtete. »Ich weiß sehr wohl, wie man mit Leuten von Stand spricht.«
»O ja!« versetzte der Gärtner hämisch. »Das kann ich mir denken. Und zu seinem Lakaien sagst du ›Mister‹.
Komm mal runter, mein Kind. Für dich heißt das genauso ›Mylord‹ wie für alle andern …. Ich weiß, daß deine Mutter Lehrerin war, bitte sehr. Und dein Vater war der Kuhhirte vom alten Ted Baker. Wenn sie unter ihrem Stand geheiratet hat, ist das auch nichts zum Angeben.«
»Also –« Miss Twittertons Stimme zitterte – » du bist der letzte, der so etwas zu mir sagen dürfte.«
Crutchley senkte den Kopf.
»So ist das also? Soll das heißen, daß du dich hinunterbegibst, wenn du dich mit mir gemein machst, ja? Na gut. Geh du nur hin und misch dich unter die feinen Leute. Lord Peter!«
Er stieß die Hände tief in die Taschen und ging wütend ans Fenster. Seine Entschlossenheit, einen Streit vom Zaun zu brechen, war so offensichtlich, daß Miss Twitterton sie nicht übersehen konnte. Dafür konnte es nur eine Erklärung geben. Sie hob schelmisch einen drohenden Finger.
»Aber Frank, du dummer Junge, du! Ich glaube fast, du bist eifersüchtig!«
»Eifersüchtig!« Er sah sie an und fing an zu lachen. Es war kein angenehmes Lachen, obwohl man alle seine Zähne dabei sah. »Das ist ja gut! Das ist der Gipfel! Was hast du vor? Willst du jetzt vielleicht Seiner Lordschaft schöne Augen machen?«
»Frank! Das ist doch ein verheirateter Mann. Wie kannst du so etwas nur sagen?«
»O ja, er ist verheiratet. Fest am Wickel. Den Kopf mitten in der Schlinge. ›Ja, Liebling. Nein, Liebling. Gib Küßchen, Liebling!‹ Schön, nicht?«
Miss Twitterton fand das schön und sagte es.
»Es ist natürlich schön, zu sehen, wenn zwei Menschen sich so zugetan sind.«
»Romanze am Hof. Du möchtest wohl gern in ihren Schuhen stecken, wie?«
»Du glaubst doch nicht wirklich, daß ich mit irgend jemandem tauschen möchte?« rief Miss Twitterton. »Aber Frank! Wenn du und ich doch nur auf der Stelle heiraten könnten –«
»Ah, ja«, sagte Crutchley mit einer gewissen Befriedigung. »Dein Onkel Noakes hat uns da wohl einen kleinen Knüppel zwischen die Speichen geschoben, nicht?«
»Oh! – Ich habe dich schon den ganzen Tag zu erreichen versucht, damit wir besprechen können, was wir jetzt tun sollen.«
»Was wir tun sollen?«
»Es ist mir nicht um mich zu tun, Frank. Ich würde mir für dich die Finger blutig arbeiten.«
»Das würde aber was nützen! Was ist mit meiner Garage? Wenn du mich nicht so beschwatzt hättest, hätte ich meine vierzig Pfund
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