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Hochzeit kommt vor dem Fall

Hochzeit kommt vor dem Fall

Titel: Hochzeit kommt vor dem Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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schon vor Monaten aus dem alten Lumpen herausgeholt.«
    Miss Twitterton verzagte vor seinem wütenden Blick.
    »Bitte, sei doch nicht so böse mit mir. Das konnten wir schließlich beide nicht wissen. Und – oh Gott! Da ist ja noch so etwas Schreckliches –«
    »Was ist denn jetzt wieder los?«
    »Ich – ich – ich hatte ein bißchen gespart – hier ein bißchen und da ein bißchen, verstehst du – und ich hatte schon fast fünfzig Pfund auf dem Sparkonto –«
    »Fünfzig Pfund, so?« fragte Crutchley, und sein Ton wurde schon etwas sanfter. »Na ja, das ist schon ein hübsches Sümmchen …«
    »Ich hatte das für die Garage gedacht. Es sollte eine Überraschung für dich sein –«
    »Na gut, und was ist jetzt damit schiefgegangen?« Der Anblick ihrer flehenden Augen und ihrer zuckenden, knochigen Hände ließ seine Wut wieder hochkommen. »Hat die Post pleite gemacht?«
    »Ich – ich – ich hab’s Onkel geliehen. Er hat gesagt, er sei knapp an Geld – die Leute hätten ihre Rechnungen nicht bezahlt –«
    »Na ja«, sagte Crutchley ungehalten, »du hast doch sicher eine Quittung dafür.« Erregung packte ihn. »Das ist dein Geld. An das kommen sie nicht heran. Das läßt du dir von ihnen geben – du hast eine Quittung dafür. Gib mir die Quittung, und ich regele das mit diesem MacBride. Damit sind meine vierzig Pfund jedenfalls abgedeckt.«
    »Aber ich habe nie daran gedacht, mir von Onkel eine Quittung geben zu lassen. Doch nicht unter Verwandten. Wie hätte ich das denn gekonnt?«
    »Du hast nicht daran –? Du hast nichts Schriftliches? Von allen gottverdammten Idioten –!«
    »O Frank, lieber Frank! Es tut mir so leid. Alles scheint schiefgegangen zu sein. Aber du weißt doch, du hast dir das doch auch nicht träumen lassen, so wenig wie ich –«
    »Nein; sonst hätte ich ein bißchen anders gehandelt, das kann ich dir sagen.«
    Er knirschte mit den Zähnen und trat mit dem Absatz gegen ein Scheit im Kamin, daß die Funken flogen. Miss Twitterton beobachtete ihn mit jämmerlichem Gesicht. Dann richtete eine neue Hoffnung sie wieder auf.
    »Frank, hör mal zu. Lord Peter könnte dir das Geld vielleicht leihen, damit du die Garage aufmachen kannst. Er ist so reich.«
    Crutchley dachte darüber nach. Reich geboren und dumm geboren waren für ihn ein und dasselbe. Es war denkbar, wenn er einen guten Eindruck machte – obwohl das bedeutete, daß er vor einem Titel kriechen mußte.
    »Das ist richtig«, räumte er ein. »Das könnte er.«
    In ihrer Begeisterung sah Miss Twitterton die Möglichkeit bereits als vollendete Tatsache. Ihre sehnlichen Wünsche flogen ihr voran in eine strahlende Zukunft.
    »Das tut er ganz sicher. Wir könnten sofort heiraten und dieses kleine Eckhäuschen haben – du weißt ja – das an der Hauptstraße, wo du gesagt hast – und da werden bestimmt ganz viele Wagen anhalten. Und ich könnte mit meinen Orpingtons noch ganz schön was beisteuern!«
    »Du und deine Orpingtons!«
    »Und ich könnte wieder Klavierstunden geben. Schüler bekäme ich bestimmt. Da ist die kleine Elsie vom Stationsvorsteher –«
    »Klein-Elsie soll mich mal! Jetzt hör mal zu, Aggie, es wird Zeit, daß wir Klartext reden. Daß wir beide uns zusammentun wollten mit dem Gedanken, an das Geld von deinem Onkel zu kommen – das war eine Sache, verstanden? Geschäft ist Geschäft. Aber wenn von dir kein Geld kommt, wird nichts daraus. Begreifst du das?«
    Miss Twitterton stieß einen leisen Blökton aus. Er fuhr brutal fort:
    »Ein Mann, der sein Leben noch vor sich hat, braucht eine Frau, klar? Ein nettes Frauchen, zu dem er nach Hause kommen kann. Eine zum Liebhaben – keine knochige alte Henne mit einem Stallvoll Orpingtons.«
    »Wie kannst du so mit mir reden?«
    Er packte sie hart bei den Schultern und drehte sie zum Spiegel mit den aufgemalten Rosen.
    »Sieh dich doch mal selbst an, du dumme Gans! Man kann von einem Mann nicht verlangen, daß er seine eigene Großmutter heiratet –«
    Sie wich zurück und stieß ihn von sich.
    »Und mich dann noch immer schulmeistern wollen. ›Frank, deine Manieren!‹ und ›Frank, deine Aussprache!‹ Und immer vor Seiner Lordschaft großtun – ›Frank ist ja so klug‹ – von wegen! Regelrecht zum Narren machst du einen ja.«
    »Ich wollte dir doch nur helfen, voranzukommen.«
    »Ja – mich vorführen, als wenn ich dein Eigentum wäre. Du willst mich mit ins Schlafzimmer nehmen wie deine silberne Teekanne – und mit einer silbernen Teekanne

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