Hochzeit kommt vor dem Fall
sie:
»Meine Liebe, wenn er Sie so behandelt, habe ich aber nicht den Eindruck, daß er an sich arbeitet. Er kann Ihnen nicht einmal die Schuhe putzen.«
Draußen sang Peter:
» Que donneriez-vous, belle,
Pour avoir votre ami?
Que donneriez-vous, belle,
Pour avoir votre ami? «
(Er scheint es überwunden zu haben, dachte Harriet.)
»Und er sieht so gut aus … Wir haben uns immer auf dem Kirchhof getroffen – da ist eine schöne Bank. …
Abends kommt da nie mehr einer vorbei … Ich habe mich von ihm küssen lassen. …«
» Je donnerais Versailles,
Paris et Saint Denis! «
»… und nun haßt er mich … Ich weiß nicht, was ich tun soll … Ich gehe ins Wasser … Niemand weiß, was ich für Frank getan habe …«
» Auprès de ma blonde
Qu’il fait bon, fait bon, fait bon,
Auprès de ma blonde
Qu’il fait bon dormi! «
»Oh, Peter !«sagte Harriet mit einem entrüsteten Unterton. Sie stand auf und schloß die Tür vor diesem herzlosen Auftritt. Miss Twitterton, ganz erschöpft von ihren Gefühlen, saß in einer Ecke der Bank und weinte still vor sich hin. Harriet selbst war sich mehrerer Gefühle zugleich bewußt, in Schichten übereinanderliegend wie bei einem Marmorkuchen.
Was soll ich um Himmels willen nur mit ihr anfangen Er singt Lieder in französischer Sprache …
Und es muß fast Abendessenszeit sein …
Jemand namens Polly …
Mrs. Ruddle bringt diese Männer noch mal um den Verstand …
Bonté d’âme …
Der alte Noakes tot in unserm Keller …
(Eructavit cor meum!) …
Armer Bunter! … Sellon? …
(Qu’il fait bon dormi) …
Gewußt wie, heißt gewußt wer …
Dieses Haus …
Mein Herz gehört meinem Liebsten, und mir das seine …
Sie kam zurück und stellte sich neben die Bank. »Hören Sie! Weinen Sie nicht so schrecklich. Das ist er nicht wert. Ehrlich, das kann er nicht wert sein. Es gibt nur einen unter Millionen Männern, der es wert wäre, daß Ihnen seinetwegen das Herz bricht.« (Was nützte es, das jemandem zu sagen?) »Versuchen Sie ihn zu vergessen. Ich weiß, das scheint sehr schwer zu sein …«
Miss Twitterton sah auf.
» Ihnen würde es nicht leichtfallen?«
»Peter zu vergessen?« (Nein, und anderes auch nicht.)
»Nun, natürlich, Peter –«
»Ja«, sagte Miss Twitterton ohne Groll. »Sie gehören zu den Glücklichen. Und Sie verdienen es gewiß.«
»Mit Sicherheit nicht.« (Gottseibeiuns, Mann, viel besser … Ein jeder nach seinem Verdienst?)
»Und was müssen Sie nur von mir gedacht haben!« rief Miss Twitterton, plötzlich wieder in die Wirklichkeit zurückgerufen. »Hoffentlich ist er nur nicht allzu böse. Sehen Sie, ich hatte Sie hereinkommen hören – direkt vor der Tür – und konnte einfach niemandem unter die Augen treten – da bin ich die Treppe hinaufgerannt – und dann habe ich nichts mehr gehört und gedacht, Sie seien wieder fortgegangen, darum bin ich heruntergekommen – und wie ich Sie so glücklich zusammen sah …«
»Das macht doch nicht das allermindeste«, beeilte Harriet sich zu sagen. » Bitte denken Sie nicht mehr daran. Er weiß, daß alles nur dumme Umstände waren. So – und jetzt weinen Sie nicht mehr.«
»Ich muß gehen.« Miss Twitterton unternahm den hilflosen Versuch, ihre durcheinandergeratene Frisur zu ordnen und den kecken kleinen Hut aufzusetzen. »Ich sehe wahrscheinlich fürchterlich aus.«
»Nicht im mindesten. Ein Hauch Puder ist alles, was Sie brauchen. Wo ist denn mein – oh, das habe ich in Peters Tasche gelassen. Nein, hier liegt es, auf der Etagere. Das ist echt Bunter. Er räumt immer hinter uns auf. Armer Bunter – das mit dem Portwein muß ein harter Schlag für ihn gewesen sein.«
Miss Twitterton ließ geduldig Hand an sich legen wie ein kleines Kind in den Händen einer energischen Gouvernante. »So, jetzt sind Sie wieder völlig in Ordnung. Sehen Sie! Niemand würde Ihnen mehr etwas ansehen.«
Der Spiegel! Miss Twitterton zuckte bei dem bloßen Gedanken zusammen, aber die Neugier trieb sie an. Das war also ihr Gesicht – wie fremd!
»Ich habe noch nie im Leben Puder benutzt. Jetzt komme ich mir – richtig flott vor.«
Sie starrte fasziniert in den Spiegel.
»Nun ja«, meinte Harriet belustigt, »manchmal hilft es. Kommen Sie, ich stecke Ihnen noch diese kleine Locke hinter –«
Ihr eigenes dunkles, glühendes Gesicht tauchte im Spiegel hinter dem von Miss Twitterton auf, und sie sah voller Schrecken, daß sie noch den Kranz aus Weinlaub
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