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Hochzeit kommt vor dem Fall

Hochzeit kommt vor dem Fall

Titel: Hochzeit kommt vor dem Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Viertelstundenläutwerk?«
    »Ein Hochzeitsgeschenk.«
    »Natürlich. Ja, ich verstehe. Man kann sie vorstellen, aber dann nicht wieder richtig stellen. Und zurückstellen kann man sie überhaupt nicht. Also höchstens etwa zehn Minuten. Sellon sagt, es war fünf nach neun. Dann brauchte er nach allen Regeln ein Alibi für – nein, Harriet! Das ergibt keinen Sinn. Es ist sinnlos, sich ein Alibi für den Zeitpunkt des Mordes zu schaffen, sofern man sich nicht die Mühe macht, den Zeitpunkt des Mordes vorher festzulegen. Wenn ein Zehnminutenalibi etwas bringen soll, muß der Zeitpunkt innerhalb dieser zehn Minuten liegen. Er liegt aber nur innerhalb von fünfundzwanzig Minuten – und dabei können wir uns nicht einmal ganz auf das Radio verlassen. Kannst du mit dem Radio nichts anfangen? Das ist doch ein Lieblingsthema der Krimi-Schreiber.«
    »Nein, ich weiß nichts. Eine Uhr und ein Radio müßten zusammen schon zu irgend etwas führen, aber hier tun sie’s nicht. Ich habe hin und her überlegt –«
    »Na ja, aber wir haben immerhin erst gestern angefangen. Mir kommt es länger vor, aber es ist nicht länger her. Mein Gott, wir sind noch keine fünfundzwanzig Stunden verheiratet.«
    »Mir kommt es wie ein ganzes Leben vor – nein, so meine ich das nicht. Ich meine, es ist ein Gefühl, als ob wir schon immer verheiratet gewesen wären.«
    »Waren wir auch – seit Anbeginn der Welt – Zum Kuckuck noch mal, Bunter, was wollen Sie?«
    »Die Speisefolge, Mylord.«
    »Oh! Danke. Schildkrötensuppe … ein bißchen zu städtisch für Paggleham – etwas aus der Art. Macht aber nichts. Bratente und grüne Erbsen sind schon besser. Landesprodukt? Gut. Champignons auf Toast –«
    »Von der Wiese hinter dem Cottage, Mylord.«
    »Von der –? Großer Gott, hoffentlich sind es Champignons – wir können nicht auch noch einen Giftmord brauchen.«
    »Sie sind nicht giftig, Mylord. Ich habe einige davon selbst gegessen, um mich zu vergewissern.«
    »Was Sie nicht sagen. Getreuer Diener wagt Leben für seinen Herrn. Schön, Bunter. Ach – waren Sie das übrigens, der mit Miss Twitterton auf unserer Treppe Verstecken gespielt hat?«
    »Mylord?«
    »Schon gut, Bunter«, sagte Harriet rasch.
    Bunter verstand den Wink und verzog sich mit einem leise gemurmelten »Sehr wohl.«
    »Sie hatte sich vor uns versteckt, weil sie geweint hatte, als wir kamen, und sich so nicht sehen lassen wollte.«
    »Aha«, sagte Peter. Die Erklärung genügte ihm, und er widmete seine Aufmerksamkeit wieder dem Wein.
    »Crutchley hat sich ihr gegenüber benommen wie ein Schwein.«
    »Ach nein!« Er drehte die Karaffe andersherum.
    »Er hat dem armen kleinen Ding schöne Augen gemacht.«
    Wie um zu beweisen, daß er ein Mann und kein Engel war, reagierte Seine Lordschaft mit einem leicht höhnischen Johlen.
    »Peter – das ist nicht zum Lachen.«
    »Entschuldige, meine Liebe. Du hast völlig recht. Es ist nicht zum Lachen.« Er richtete sich plötzlich auf und sagte mit einigem Nachdruck: »Es ist alles andere als zum Lachen. Liebt sie den Kerl?«
    »Leidenschaftlich. Und sie wollten heiraten und die neue Garage aufmachen – mit den vierzig Pfund und ihren eigenen kleinen Ersparnissen – aber die sind jetzt auch weg. Und nun sieht er, daß sie nicht einmal von ihrem Onkel etwas erbt. … Was schaust du mich so an?«
    »Harriet, das gefällt mir gar nicht.« Er starrte sie mit einem Ausdruck zunehmender Bestürzung an.
    »Natürlich hat er sie jetzt sitzenlassen – der Schuft!«
    »Ja, ja – aber verstehst du denn nicht, was du mir da sagst? Sie hätte ihm das Geld natürlich gegeben, ja? Sie hätte alles für ihn getan?«
    »Sie sagt, niemand weiß, was sie für ihn getan hat – O Peter! Du kannst doch nicht das meinen! Es kann doch nicht die kleine Twitterton gewesen sein!«
    »Warum nicht?«
    Er stieß die Worte hervor wie eine Herausforderung; und sie nahm sie an, stellte sich ihm, die Hände auf seinen Schultern, so daß ihre Blicke sich auf gleicher Höhe begegneten.
    »Es ist ein Motiv – ich sehe ein, daß es ein Motiv ist. Aber gerade du wolltest doch von Motiven nichts wissen.«
    »Und du liegst mir in den Ohren damit!« rief er fast erzürnt. »Ein Motiv allein ist noch kein Beweis, aber wenn man erst das Wie kennt, rundet das Warum den Fall vollends ab.«
    »Na schön.« Sollte er doch seinen Willen haben. »Wie denn? Für sie hast du noch keine Theorie aufgestellt.«
    »Das war ja auch nicht nötig. Das Wie ist bei ihr ein

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