Hochzeit kommt vor dem Fall
aus.
»Und solche Unmengen von Blumen! Sechzehn Kränze – darunter Ihr wunderschönes Gebinde, liebe Lady Peter.«
»Sechzehn!« rief Harriet. »Das muß man sich vorstellen!« Sie hatte ein Gefühl, als ob sie einen kräftigen Schlag in die Magengrube erhalten hätte.
»Und die Chorvorträge!« fuhr Miss Twitterton fort. »So rührende Lieder. Und der liebe Mr. Goodacre –«
»Ihre Worte, Herr Pfarrer«, verkündete Mr. Puffett, »gingen direkt zu Herzen, wenn ich das sagen darf.«
Er zückte ein großes rotes Baumwolltaschentuch mit weißen Tupfern und trompetete munter hinein.
»O ja«, bestätigte Mrs. Ruddle. »Es war einfach wunderschön. Ich hab mein Lebtag noch kein Begräbnis gesehen, das da auch nur drankam, und dabei gehe ich seit vierzig Jahren zu jeder Beerdigung in Paggleham.«
Sie wandte sich um Bestätigung an Mr. Puffett, und Harriet nutzte die Gelegenheit, Peter zu fragen:
»Peter – haben wir einen Kranz geschickt?«
»Weiß der Himmel. Bunter – haben wir einen Kranz geschickt?«
»Jawohl, Mylord. Gewächshauslilien und weiße Hyazinthen.«
»Wie keusch und schicklich!«
Bunter sagte, er sei sehr verbunden.
» Alle waren da«, sagte Miss Twitterton. »Dr. Craven war gekommen, und der alte Mr. Sowerton mit seiner Frau, und die Jenkins aus Broxford und dieser recht merkwürdige junge Mann, der gekommen war, um uns von Onkel Williams Mißgeschick zu berichten, und Miss Grant hatte all ihren Schulkindern Blumen in die Hand –«
»Und ganz Fleet Street in voller Kriegsstärke«, sagte Peter. »Bunter, ich sehe Gläser auf der Radiotruhe stehen. Wir könnten etwas zu trinken vertragen.«
»Sehr wohl, Mylord.«
»Ich fürchte, das Fäßchen Bier ist schon beschlagnahmt«, sagte Harriet mit einem Blick zu Mr. Puffett.
»Wie unangenehm«, sagte Peter. Er streifte seinen Mantel ab und mit ihm den letzten Anschein von Ernst.
»Nun, Puffett, ich denke, Sie können ausnahmsweise einmal mit Flaschenbier vorlieb nehmen, erstmals entdeckt, wie es heißt, von Izaak Walton, der eines Tages beim Angeln –«
Mitten in diesen Vortrag hinein kamen unerwartet Bill und George die Treppe herunter, der eine mit einem Ankleidespiegel und einer Waschschüssel beladen, der andere mit einer Kanne und einem kleinen Bukett Schlafzimmergerätschaften. Sie schienen sich zu freuen, das Zimmer so voller Gäste vorzufinden, und George näherte sich Peter übermütig.
»Entschuldigung, Chef«, sagte er, indem er mit den Utensilien in Miss Twittertons Richtung hinüberwedelte, die nah bei der Treppe saß. »Diese ganzen Rasiermesser und die Pinsel mit den silbernen Griffen da oben –«
»Nicht doch!« versetzte Seine Lordschaft würdevoll.
»Mit Anzüglichkeiten ist hier nichts gewonnen.« Er legte seinen Mantel züchtig über das anstößige Geschirr, tat seinen Schal dazu, krönte die Kanne mit seinem Zylinder und vervollständigte das Bild, indem er seinen Schirm an Georges ausgestreckten Arm hängte. »Hurtig springet, hierhin, dorthin – zur andern Tür bitte hinaus, und sagen Sie meinem Diener, er soll sofort herkommen und Ihnen sagen, welche Dinge was sind.«
»Wird gemacht, Chef«, sagte George und zog ein wenig unbeholfen davon – denn der Zylinder drohte das Übergewicht zu bekommen. Zur Überraschung aller überspielte der Pfarrer die allgemeine Verlegenheit, indem er mit erinnerungsseligem Lächeln bemerkte:
»Ob Sie’s glauben oder nicht – aber als ich in Oxford war, habe ich so ein Ding einmal aufs Märtyrerdenkmal gestellt.«
»So?« rief Peter. »Und ich war einer von denen, die über den Cäsaren Regenschirme aufgespannt haben, einen über jedem – und das waren die Schirme unserer Professoren. Ah, da kommt etwas zu trinken!«
»Danke«, sagte Miss Twitterton. Sie betrachtete ihr Glas und schüttelte traurig den Kopf. »Wenn man bedenkt, daß wir das letztemal, als wir von Lord Peters Sherry kosteten –«
»Ach Gott, ja«, sagte Mr. Goodacre. »Danke sehr. Ach ja, wirklich.«
Er ließ den Wein bedächtig auf der Zunge umgehen und schien einen vorteilhaften Vergleich zwischen diesem und dem besten Sherry von Pagford zu ziehen.
»Bunter, Sie haben doch sicher noch Bier für Mr. Puffett in der Küche?«
»Ja, Mylord.«
Mr. Puffett, auf diese Weise daran erinnert, daß er hier gewissermaßen am falschen Platz war, nahm seine schmissige Melone und sagte volltönend:
»Sehr freundlich von Ihnen, Mylord. Komm, Martha, nimm das Häubchen und den Schal ab, und wir
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