Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hochzeit kommt vor dem Fall

Hochzeit kommt vor dem Fall

Titel: Hochzeit kommt vor dem Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
Vom Netzwerk:
gehen den Jungs da draußen zur Hand.«
    »Ja«, sagte Harriet, »Bunter wird Sie sicher brauchen, Mrs. Ruddle, damit etwas zu essen auf den Tisch kommt. Möchten Sie hierbleiben und mit uns essen, Miss Twitterton?«
    »O nein, wirklich nicht, ich muß nach Hause. Es ist sehr lieb von Ihnen –«
    »Aber Sie brauchen sich nicht zu beeilen«, sagte Harriet, als Puffett und Mrs. Ruddle verschwanden. »Ich habe das nur gesagt, weil Mrs. Ruddle – obwohl sie auf ihre Weise eine ausgezeichnete Haushälterin ist – manchmal eine kleine Erinnerung braucht. Mr. Goodacre, möchten Sie nicht noch ein Schlückchen Sherry?«
    »Nein, wirklich nicht – ich muß mich auf den Heimweg machen.«
    »Aber nicht ohne Ihre Pflanzen«, sagte Peter. »Mr. Goodacre hat nämlich Mr. MacBride überredet, Harriet, den Kakteen ein gutes Zuhause zu gönnen.«
    »Zweifellos gegen Entgelt?«
    »Natürlich, natürlich«, sagte der Pfarrer. »Ich habe ihm etwas dafür bezahlt. Das war ja nur recht. Er muß doch an seine Klienten denken. Dieser andere – Solomons heißt er, glaube ich – wollte gewisse Schwierigkeiten machen, aber die haben wir schließlich überwunden.«
    »Wie haben Sie das gemacht?«
    »Nun«, gestand der Pfarrer, »ich habe ihm auch etwas bezahlt. Aber es war eine kleine Summe. Wirklich eine ganz kleine Summe. Weniger als die Pflanzen wert sind. Ich mochte mir nicht vorstellen, daß sie in ein Lagerhaus kommen, wo sich niemand um sie kümmern würde. Crutchley hat sie immer so gut versorgt. Er versteht etwas von Kakteen.«
    »Ach, wirklich?« fragte Miss Twitterton in so spitzem Ton, daß der Pfarrer sie mit mildem Erstaunen ansah.
    »Das freut mich aber, zu hören, daß Frank Crutchley wenigstens einigen seiner Verpflichtungen nachgekommen ist.«
    »Na ja, Padre«, sagte Peter, »besser Sie als ich. Ich mag diese Dinger nicht.«
    »Sie sind vielleicht nicht nach jedermanns Geschmack. Aber der da zum Beispiel – Sie müssen doch zugeben, daß er ein herrliches Exemplar seiner Gattung ist.«
    Er näherte sich kurzsichtig dem von der Decke hängenden Kaktus und betrachtete ihn mit vorweggenommenem Besitzerstolz.
    »Onkel William«, sagte Miss Twitterton mit bebender Stimme, »war immer sehr stolz auf diesen Kaktus.«
    Ihre Augen füllten sich mit Tränen, und der Pfarrer wandte sich rasch ihr zu.
    »Ich weiß, Miss Twitterton. Wirklich, er wird es bei mir sehr gut haben.«
    Miss Twitterton nickte stumm; doch jeder weitere Gefühlsausbruch wurde durch das Eintreten Bunters unterbunden, der auf sie zuging und sagte:
    »Entschuldigung. Die Möbelpacker sind dabei, den Speicher zu räumen, und haben mich gebeten, zu fragen, was sie mit den verschiedenen Kisten und anderen Gegenständen tun sollen, auf denen ›Twitterton‹ steht.«
    »Ach du lieber Gott! Ja, natürlich. Ach je – ja, sagen Sie ihnen bitte – ich glaube, ich komme lieber nach oben und kümmere mich selbst darum … Sehen Sie – ach Gott! – wie konnte ich das nur vergessen! – es sind ja etliche von meinen Sachen hier.« Sie flatterte auf Harriet zu.
    » Hoffentlich macht es Ihnen wirklich nichts aus – ich werde Ihre Zeit bestimmt nicht in Anspruch nehmen – aber ich sehe wirklich lieber selbst nach, was mir gehört und was nicht. Sehen Sie, mein Häuschen ist doch so klein, und Onkel hat mir freundlicherweise erlaubt, meine kleinen Habseligkeiten hier unterzubringen – auch ein paar Sachen von meiner lieben Mutter –«
    »Aber natürlich«, sagte Harriet. »Sie können überallhin – und wenn Sie Hilfe brauchen –«
    »Oh, danke sehr. Mr. Goodacre, vielen Dank.«
    Der Pfarrer hielt ihr höflich die Tür zur Treppe auf und streckte ihr die Hand hin.
    »Da ich gleich gehen muß, sage ich Ihnen jetzt schon auf Wiedersehen. Für diesmal. Ich komme Sie natürlich noch besuchen. Und jetzt dürfen Sie sich nicht so sehr der Trübsal hingeben. Wissen Sie, eigentlich wollte ich Sie bitten, tapfer und vernünftig zu sein und sonntags weiter für uns die Orgel zu spielen wie bisher. Tun Sie das, ja? Wir verlassen uns doch alle inzwischen so auf Sie.«
    »O ja – am Sonntag. Natürlich, Mr. Goodacre, wenn Sie es wünschen, will ich mein Bestes tun –«
    »Es wird mir eine große Freude sein.«
    »Oh, danke. Ich – Sie – alle sind so lieb zu mir.«
    Miss Twitterton entschwand in einem kleinen Wirbelsturm von Dankbarkeit und Verwirrung die Treppe hinauf.
    »Armes kleines Ding! Arme kleine Seele!« sagte der Pfarrer. »Es ist so bedrückend. Dieses

Weitere Kostenlose Bücher