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Hochzeit kommt vor dem Fall

Hochzeit kommt vor dem Fall

Titel: Hochzeit kommt vor dem Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Lächeln, das Harriet zeigte, wie hübsch sein Gesicht sein konnte und wie verständlich Miss Twittertons und Polly Masons Unbesonnenheit war.
    »Das werden die bestimmt nicht vergessen, Mylady. Mr. Bunter hat es ihnen schon selbst gesagt – sehr nachdrücklich. Er legt auf diesen Wein anscheinend großen Wert. Sie hätten ihn gestern hören sollen, wie er Martha Ruddle heruntergeputzt hat –«
    Harriet hätte es liebend gern gehört und war versucht, sich die Szene von einem Augenzeugen schildern zu lassen; aber sie sagte sich, daß man Crutchleys Vorwitz nicht noch fördern dürfe; außerdem war er ja schlecht bei ihr angeschrieben, ob er’s wußte oder nicht. Sie sagte abwehrend:
    »Na ja – aber dann sorgen Sie dafür, daß sie es nicht vergessen.«
    »Gut. Aber das Faß können sie doch mitnehmen, oder?«
    »O ja – das gehört uns nicht. Nur das Flaschenbier.«
    »Sehr wohl, Mylady.«
    Crutchley ging wieder hinaus, ohne das, weswegen er gekommen war, mitzunehmen, und Harriet kehrte ins Wohnzimmer zurück. Mit einer Mischung aus Nachsicht und Mitleid nahm sie die Aspidistras aus den Übertöpfen und baute sie nebst einem abstoßend häßlichen kleinen Kaktus, der aussah wie ein zu vollgestopftes Nadelkissen, sowie einem jungen Gummibaum, zu einer traurigen kleinen Gruppe auf dem Fußboden auf. Selten hatte sie Pflanzen gesehen, für die sie sich wenigem begeistern konnte, und doch waren sie ihr durch sentimentale Erinnerung irgendwie heilig: Peter hatte über sie gelacht. Peter mußte ihr völlig den Kopf verdreht haben, fand sie, wenn sein Lachen sogar schon eine Aspidistra heiligen konnte.
    »Na schön«, sagte sie laut bei sich; » soll doch mein Kopf verdreht sein.« Sie nahm die größte Aspidistra und küßte sie auf eines ihrer geduldigen, glänzenden Blätter.
    »Aber«, wandte sie sich fröhlich an den Kaktus, » dich küsse ich erst, wenn du dich rasiert hast.« Ein Gesicht erschien plötzlich im Fenster und erschreckte sie.
    »Entschuldigung«, sagte das Gesicht, »aber ist der Kinderwagen im Schuppen vielleicht Ihrer?«
    »Wie? O Gott, nein«, sagte Harriet, wobei sie Peters Gefühle von gestern abend (Ich wußte doch, daß ich mich zum Narren machen würde) lebhaft nachempfand (das schien ihrer beider Schicksal zu sein). »Den muß der frühere Hausbesitzer auf einer Auktion erstanden haben.«
    »Geht in Ordnung, Mylady«, sagte der Kopf – er gehörte vermutlich Jack – und verschwand pfeifend.
    Ihre eigenen Sachen zum Anziehen waren schon gepackt. Bunter war nach dem Frühstück heraufgekommen – während Peter seine Briefe schrieb – und hatte sie mit ihrem orangefarbenen Kleid kämpfen sehen. Er hatte ihr nachdenklich ein paar Sekunden zugeschaut und ihr dann seine Hilfe angeboten, die sie mit großer Erleichterung angenommen hatte. Für die intimeren Kleidungsstücke hatte sie ja schon vorher Sorge getragen – allerdings konnte Harriet sich später, als sie ihre Unterwäsche wieder auspackte, nicht mehr erinnern, soviel Seidenpapier verwendet zu haben, und sie hatte auch gar nicht gewußt, daß sie so eine geschickte Packerin war.
    Jedenfalls war alles erledigt.
    Crutchley kam mit einem Tablett voller Gläser ins Wohnzimmer.
    »Ich dachte, die würden Sie vielleicht brauchen, Mylady.«
    »O ja, danke, Crutchley. Sehr aufmerksam von Ihnen. Ja, wahrscheinlich werden wir sie brauchen. Stellen Sie sie nur da drüben hin, ja?«
    »Jawohl, Mylady.« Er schien es mit dem Gehen nicht eilig zu haben.
    »Dieser Jack«, sagte er nach einer Weile plötzlich, »will wissen, was er mit den Konserven und Flaschen tun soll.«
    »Sagen Sie ihm, er soll sie in der Vorratskammer lassen.«
    »Er weiß nicht, welche davon Ihnen gehören, Mylady.«
    »Alles, wo Fortnum & Mason draufsteht. Wenn noch andere Sachen da sind, gehören sie wahrscheinlich zum Haus.«
    »Sehr wohl, Mylady … Werden Sie und Seine Lordschaft später wieder hierherkommen, wenn ich fragen darf?«
    »Aber ja, Crutchley – ganz sicher. Dachten Sie an Ihre Stellung hier? Natürlich. Wir gehen vielleicht für eine Weile fort, solange hier umgebaut wird, aber wir möchten schon, daß der Garten in Ordnung gehalten wird.«
    »Danke, Mylady. Sehr wohl.« Eine leicht verlegene Stille trat ein. Dann:
    »Verzeihung, Mylady. Ich habe schon mal gedacht –«
    Er hatte die Mütze in der Hand und drehte sie verlegen herum … »ich meine, weil doch Polly Mason und ich demnächst heiraten werden, ob Seine Lordschaft … Wir wollten doch diese

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