Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hochzeit kommt vor dem Fall

Hochzeit kommt vor dem Fall

Titel: Hochzeit kommt vor dem Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
Vom Netzwerk:
ist der einzige von uns, auf den man sich wirklich verlassen kann. Also, Mrs. Ruddle, wir fahren jetzt mal hin und holen den Schlüssel von Miss Twitterton, und in zwanzig Minuten sind wir wieder da. Bunter, Sie bleiben besser hier und helfen Mrs. Ruddle ein bißchen bei allem. Kann man hier irgendwo wenden?«
    »Sehr wohl, Mylord. Nein, Mylord. Ich glaube, hier kann man nirgends wenden. Ich werde Ihnen das Gatter öffnen. Gestatten Sie – Eurer Lordschaft Hut.«
    »Geben Sie ihn mir«, sagte Harriet, denn Peters Hände waren mit Zündschlüssel und Startknopf beschäftigt.
    »Sehr wohl, Mylady. Vielen Dank, Mylady.«
    »Woraufhin«, sagte Peter, nachdem sie rückwärts durch das Gatter gestoßen und wieder auf der Straße nach Great Pagford waren, »Bunter der Dame – falls sie es noch nicht mitbekommen hat – ein für allemal klarmachen wird, daß man Lord und Lady Peter Wimsey mit Mylord und Mylady anredet. Armer Bunter! Noch nie wurde so auf seinen Gefühlen herumgetrampelt. Filmschauspieler, wie ihr ausseht! Kein bißchen besser, als man euch kennt! Diese Vertreter erzählen einem ja alles!«
    »O Peter! Ich wollte, ich hätte Bunter heiraten können. Ich liebe ihn so.«
    » Geständnisse in der Hochzeitsnacht. Adliger Lebemann entleibt Diener und sich selbst. Freut mich, daß dir Bunter zusagt – ich habe ihm viel zu verdanken … Weißt du etwas über diese Twitterton, zu der wir jetzt fahren?«
    »Nein – aber ich erinnere mich dunkel, daß in Pagford Parva ein älterer Landarbeiter dieses Namens gewohnt hat, der seine Frau immer geschlagen hat oder so was. Es waren keine Patienten meines Vaters. Es ist aber merkwürdig, selbst wenn sie krank ist, daß sie Mrs. Ruddle keine Nachricht hat zukommen lassen.«
    »Und wie merkwürdig! Ich mache mir allmählich so meine Gedanken über Mr. Noakes. Simcox –«
    »Simcox? Ach ja, der Makler, nicht?«
    »Er hatte sich schon gewundert, daß dieses Anwesen so billig zu haben war. Gewiß, es ist nur das Haus mit ein paar Wiesen drumherum – Noakes scheint Teile des Besitzes schon verkauft zu haben. Ich habe Noakes vorigen Montag bezahlt, und der Scheck wurde am Dienstag in London eingelöst. Es würde mich nicht wundern, wenn bei der Gelegenheit noch einiges andere eingelöst worden wäre.«
    »Inwiefern?«
    »Daß Freund Noakes sich verzogen hat. Unsern Hauskauf berührt das nicht – die Besitzurkunde war in Ordnung, und eine Hypothek war auch nicht darauf; da habe ich mich vergewissert. Aber daß keine Hypothek darauf war, kann zweierlei bedeuten: Wenn er in Schwierigkeiten gewesen wäre, hätte man eine Hypothek erwarten sollen; wenn er aber in großen Schwierigkeiten gewesen wäre, hätte er das Anwesen vielleicht hypothekenfrei gehalten, um es schnell verkaufen zu können. Als du noch hier wohntest, hatte er ein Fahrradgeschäft. Ist er damit je in die Klemme geraten?«
    »Das weiß ich nicht. Ich glaube, er hat es verkauft, und der Käufer hat hinterher gesagt, er sei betrogen worden. Noakes galt als geschäftstüchtig.«
    »Hm. Nach allem, was Simcox sagt, scheint er Talboys seinerzeit spottbillig erworben zu haben. Er hatte die alten Leute irgendwie in der Hand und ist ihnen mit einer Pfändung auf den Leib gerückt. Ich könnte mir vorstellen, daß er gern mit Immobilien spekulierte.«
    »Die Leute hielten ihn für ziemlich durchtrieben. Immer irgendwo die Nase drin.«
    »Kleine Geschäftchen aller Art, wie? Sachen billig aufkaufen in der Hoffnung, sie zusammenflicken und mit Gewinn wieder verkaufen zu können – in der Art?«
    »Ja, so ungefähr.«
    »Hm. Manchmal klappt das, manchmal nicht. Einer meiner Mieter in London hat vor etwa zwanzig Jahren in einem Keller angefangen, mit Gebrauchtwaren aller Art zu handeln. Jetzt habe ich ihm soeben ein schönes Mietshaus mit Sonnenterrassen und Uviolglas und allen Schikanen hingestellt. Er wird was daraus machen. Aber als Jude weiß er immer genau, was er tut. Ich werde mein Geld zurückbekommen, und er das seine auch. Er versteht es, Geld arbeiten zu lassen. Wir werden ihn einmal abends zum Essen einladen, dann wird er dir erzählen, wie er es macht. Angefangen hat er im Krieg, mit dem doppelten Nachteil eines leichten Körperfehlers und eines deutschen Namens. Aber wenn er mal stirbt, wird er um einiges reicher sein als ich.«
    Harriet stellte noch ein paar Fragen, die ihr Gatte auch beantwortete, aber sein abwesender Ton sagte ihr, daß er mit den Gedanken nur zu einem Viertel bei dem tugendhaften

Weitere Kostenlose Bücher