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Hochzeit kommt vor dem Fall

Hochzeit kommt vor dem Fall

Titel: Hochzeit kommt vor dem Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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zeigen –«
    »Nicht im mindesten, Miss Twitterton. Ich kenne diese Schlösser ganz gut. Wirklich. Haben Sie recht vielen Dank. Gute Nacht. Und entschuldigen Sie bitte vielmals.«
    »Ich muß mich für Onkel entschuldigen. Ich verstehe wirklich nicht, wie er Sie so unachtsam behandeln kann. Hoffentlich finden Sie alles in Ordnung. Mrs. Ruddle ist nicht die Klügste.«
    Harriet versicherte Miss Twitterton, daß Bunter sich schon um alles kümmern werde, und sie konnten endlich den Rückzug antreten. An ihrer Rückfahrt nach Talboys war nur Peters Feststellung bemerkenswert, daß »unvergeßlich« die richtige Bezeichnung für Miss Twittertons Pastinakwein sei, und wenn einem schon in der Hochzeitsnacht schlecht werden müsse, hätte man das ebensogut zwischen Southhampton und Le Havre haben können.
    Bunter und Mrs. Ruddle hatten inzwischen Gesellschaft von dem saumseligen Bert erhalten (mit Hosen an, jedoch ohne seine Flinte); trotz dieser Rückendeckung aber wirkte Mrs. Ruddle, als ob sie einen gehörigen Dämpfer bekommen hätte. Nachdem die Tür geöffnet war und Bunter eine elektrische Taschenlampe zum Vorschein gebracht hatte, traten alle miteinander in einen breiten, mit Steinplatten belegten Gang, in dem es stark nach Trockenfäule und Bier roch. Rechter Hand führte eine Tür in eine große Küche mit niedriger Decke, Fliesenboden, altersgeschwärztem Gebälk und einem riesigen, altmodischen Herd, der sauber und hübsch verziert unter einem weit ausladenden Kaminabzug stand. Auf der gekalkten Grundplatte stand ein kleiner Petroleumkocher und davor ein Sessel, dessen Sitz von Alter und Gebrauch tief durchhing. Auf dem Kiefernholztisch befanden sich die Überreste zweier gekochter Eier, eine alte Brotkruste und ein Stück Käse nebst einer Tasse, aus der Kakao getrunken worden war, sowie eine halb heruntergebrannte Kerze in einem Standleuchter.
    »Da!« rief Mrs. Ruddle. »Mr. Noakes hätte mir doch bloß was zu sagen brauchen, dann hätte ich die Sachen alle weggeräumt. Das muß sein Abendbrot sein, das er noch schnell gegessen hat, bevor er den Zehnuhrbus nahm. Aber wenn ich nichts weiß und keinen Schlüssel habe, kann ich natürlich auch nichts machen, oder? So, aber das haben wir jetzt gleich, Mylady, nachdem wir alle drin sind. Mr. Noakes hat hier immer seine Mahlzeiten gegessen, aber Sie werden es im Wohnzimmer gemütlicher finden, Mylady, wenn Sie mal eben mitkommen wollen – das ist ein viel freundlicheres Zimmer und schön möbliert, wie Sie sehen werden, Mylord.« Und an dieser Stelle vollführte Mrs. Ruddle sogar so etwas wie einen Knicks.
    Das Wohnzimmer war in der Tat viel »freundlicher« als die Küche. Zwei uralte Eichensessel, die den Kamin in rechten Winkeln flankierten, und eine altmodische amerikanische Achttageuhr an der Innenwand waren alles, was von den alten Bauernmöbeln noch übriggeblieben war, an die sich Harriet erinnerte. Die Küchenkerze, die Mrs. Ruddle angezündet hatte, warf ihren flackernden Schein auf eine edwardianische karmesinrote Polstergarnitur, eine kopflastige Anrichte, einen runden Mahagonitisch mit einem Wachsapfel darauf, eine Etagere aus Bambus mit Spiegeln und kleinen Regalen, die nach allen Seiten daraus hervorsprossen, eine Reihe Aspidistras in Töpfen auf der Fensterbank, über der ein paar seltsame Hängepflanzen in Drahtkörben hingen, eine große Radiotruhe mit einem darüber hängenden, verformten Kaktus in einer messingnen Benares-Schale, ein paar Spiegel mit aufgemalten Rosen, ein mit elektrischblauem Plüsch bezogenes Chesterfieldsofa, zwei Teppiche mit einander heftig befehdenden Farben und Mustern, die so aneinandergelegt waren, daß sie die schwarzen Eichendielen zudeckten – alles in allem eine Kollektion, die vermuten ließ, daß Mr. Noakes sein Haus mit Gelegenheitskäufen aus Versteigerungen möbliert hatte, die er nicht hatte weiterverkaufen können, nebst ein paar Überbleibseln von dem echten alten Mobiliar und ein paar Anleihen aus dem Sortiment des Radiogeschäfts. Sie hatten ausreichend Gelegenheit, diese Schundsammlung zu begutachten, denn Mrs. Ruddle machte mit der Kerze in der Hand die Runde durch das ganze Zimmer, um auf alle seine Schönheiten hinzuweisen.
    »Gut!« sagte Peter, um Mrs. Ruddles Lobgesang auf die Radiotruhe abzukürzen (»man kann es wunderbar bis drüben zum Cottage hören, wenn der Wind richtig steht«). »Aber was wir im Augenblick brauchen, Mrs. Ruddle, ist Feuer und etwas zu essen. Wenn Sie uns

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