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Hochzeit kommt vor dem Fall

Hochzeit kommt vor dem Fall

Titel: Hochzeit kommt vor dem Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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weil gewisse Leute zu geizig sind, dann ist das nicht recht gegen den Schornstein und den Schornsteinfeger. Das wissen Sie aber auch selbst.«
    »Ach Gott!« rief Miss Twitterton und ließ sich in einen Sessel sinken, um aber gleich wieder aufzuspringen. »Was müssen Sie nur von uns denken! Wo kann Onkel denn sein? Wenn ich das gewußt hätte, wäre ich doch bestimmt – Oh, da ist ja Frank Crutchley! Da bin ich aber froh. Vielleicht hat Onkel etwas zu ihm gesagt. Er kommt nämlich jeden Mittwoch, um den Garten zu machen. So ein tüchtiger junger Mann! Soll ich ihn hereinrufen? Er kann uns bestimmt helfen. Ich schicke immer nach Frank, wenn irgendwo etwas schiefgeht. Er ist so klug und findet immer einen Ausweg aus allen Schwierigkeiten.«
    Miss Twitterton war ans Fenster geeilt, ohne Harriets »Ja, bitten Sie ihn herein« abzuwarten, und rief aufgeregt:
    »Frank! Frank! Was kann nur passiert sein? Wir können Onkel nicht finden!«
    »Wieso nicht finden?«
    »Er – er ist nicht hier, und er hat das Haus an diese Dame und den Herrn verkauft, und wir wissen einfach nicht, wo er ist, und der Schornstein raucht und alles ist drunter und drüber; wo kann er nur geblieben sein?«
    Frank Crutchley sah zum Fenster herein, kratzte sich am Kopf und machte ein ratloses Gesicht, was ja kein Wunder war.
    »Zu mir hat er keinen Ton gesagt, Miss Twitterton. Höchstwahrscheinlich ist er drüben in seinem Laden.«
    »War er denn vorigen Mittwoch hier, als Sie kamen?«
    »Ja«, sagte der Gärtner, »da war er hier.« Er überlegte kurz, und da schien ihm ein Gedanke zu kommen. »Eigentlich müßte er heute auch hier sein. Sie können ihn nicht finden, sagen Sie? Was ist denn mit ihm los?«
    »Das möchten wir ja auch wissen. Geht einfach weg, ohne irgendwem Bescheid zu sagen! Was hat er denn zu Ihnen gesagt?«
    »Ich dachte, ich würde ihn hier antreffen – zumindest –«
    »Kommen Sie am besten mal rein, Crutchley«, sagte Peter.
    »In Ordnung, Sir!« sagte Crutchley, und es schien, als ob er erleichtert sei, daß er es mit einem Mann zu tun bekam. Er verschwand in Richtung Hintertür, wo er, den Geräuschen nach zu urteilen, von Mrs. Ruddle mit einer langatmigen Erklärung empfangen wurde.
    »Frank wird sicher mal nach Broxford rüberfahren«, sagte Miss Twitterton, »und nachsehen, was mit Onkel los ist. Er könnte ja krank sein – dann sollte man allerdings annehmen, daß er nach mir geschickt hätte, nicht? Frank könnte sich einen Wagen aus der Garage holen – er fährt nämlich für Mr. Hancock in Pagford, und heute morgen, bevor ich herkam, habe ich ihn zu erreichen versucht, aber da war er gerade mit einem Taxi unterwegs. Er kann sehr gut mit Autos umgehen, und er ist so ein guter Gärtner. Sie haben sicher nichts dagegen, wenn ich davon spreche, aber wenn Sie das Haus nun mal gekauft haben und jemanden für den Garten suchen –«
    »Er hat ihn sehr gut in Ordnung gehalten«, sagte Harriet. »Ich finde den Garten wunderhübsch.«
    »Freut mich, daß Sie das sagen. Er ist so fleißig und will es unbedingt zu etwas –«
    »Kommen Sie rein, Crutchley«, sagte Peter.
    Der Gärtner, der zögernd in der Tür stand, das Gesicht zum Licht, entpuppte sich als ein hellwacher und gutgebauter junger Mann von etwa dreißig Jahren; er trug einen adretten Arbeitsanzug und hielt die Mütze respektvoll in der Hand. Sein gewelltes dunkles Haar, die blauen Augen und die kräftigen weißen Zähne machten einen vorteilhaften Eindruck, obschon er im Augenblick ein wenig verstimmt wirkte. Aus dem Blick, den er Miss Twitterton zuwarf, schloß Harriet, daß er sein Loblied mitgehört hatte und nicht sehr erbaut davon war.
    »Tja«, fuhr Peter fort, »das kommt ein bißchen unerwartet, nicht?«
    »Hm, ja, Sir.« Der Gärtner lächelte, während sein flinker Blick kurz über Mr. Puffett huschte. »Wie ich sehe, ist es der Schornstein.«
    »Es ist nicht der Schornstein«, begann der Schornsteinfeger entrüstet, als Miss Twitterton dazwischensprach:
    »Aber Frank, verstehen Sie denn nicht? Onkel hat das Haus verkauft und ist fortgegangen, ohne irgendwem Bescheid zu sagen. Ich verstehe das nicht, das sieht ihm überhaupt nicht ähnlich. Nichts getan und nichts vorbereitet und gestern abend niemand hier, um die Leute ins Haus zu lassen, und Mrs. Ruddle wußte auch nichts, nur daß er nach Broxford gefahren ist –«
    »Und, haben Sie denn mal jemanden hingeschickt, um nach ihm zu sehen?« versuchte der junge Mann sich vergeblich gegen die

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