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Hochzeit kommt vor dem Fall

Hochzeit kommt vor dem Fall

Titel: Hochzeit kommt vor dem Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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waren sich wieder begegnet, und er hatte genickt. Das Geld für das Haus. Aber wenn er Crutchley das gesagt hatte – »Hat er auch gesagt, woher dieses Geld kommen soll?«
    » Er doch nicht. Das ist keiner von denen, die einem mehr erzählen als nötig. In Wirklichkeit hab ich auch gar nicht geglaubt, daß er irgendwelches Geld erwartet. Ausreden waren das. Er zahlt immer erst im letzten Moment, und auch dann nur, wenn es sich nicht vermeiden läßt. Er könnte ja die Zinsen für einen halben Tag verlieren, verstehen Sie?« fügte Crutchley mit einem plötzlichen, halb widerstrebenden Grinsen an.
    »Soweit ein ganz gesundes Prinzip«, meinte Wimsey.
    »Stimmt; auf diese Weise hat er immer seinen Schnitt gemacht. Mr. Noakes ist mit allen Wassern gewaschen. Na ja, trotzdem hab ich ihm gesagt, daß ich meine vierzig Pfund für meine neue Garage haben will –«
    »Ja, die Garage!« warf Miss Twitterton ein. »Frank spart nämlich schon lange für eine eigene Garage.«
    » Also « , wiederholte Crutchley mit Nachdruck, »weil ich das Geld für die Garage brauch, hab ich gesagt. ›Ich will nächsten Mittwoch mein Geld sehen‹, hab ich gesagt, ›sonst schick ich Ihnen die Polizei auf den Hals.‹ So war’s, und dann bin ich kurzerhand rausgegangen, und seitdem hab ich ihn nicht mehr gesehen.«
    »Aha. Schön –« Peter sah von Crutchley zu Miss Twitterton und wieder zurück – »wir werden gleich mal nach Broxford fahren und dem Herrn einen Besuch abstatten, dann können wir das in Ordnung bringen. Inzwischen möchten wir aber auch gern den Garten in Ordnung haben; Sie sollten also vielleicht weitermachen wie gewöhnlich.«
    »Gern, Mylord. Soll ich mittwochs kommen, wie bisher? Mr. Noakes hat mir fünf Shilling pro Tag gegeben.«
    »Die gebe ich Ihnen auch. Verstehen Sie übrigens etwas vom Betrieb einer elektrischen Anlage?«
    »Ja, Mylord. Wir haben eine in der Garage, wo ich arbeite.«
    »Denn«, sagte Peter mit einem Lächeln, das seiner Frau galt, »Kerzen und Petroleumöfen sind zwar ganz romantisch und so weiter, aber ich glaube doch, wir werden Talboys elektrifizieren müssen.«
    »Dann elektrifizieren Sie Paggleham, Mylord«, sagte Crutchley mit einem plötzlichen Anflug von Schlagfertigkeit. »Ich bin jedenfalls gern bereit –«
    »Frank versteht alles von Technik!« erklärte Miss Twitterton strahlend.
    Der unglückliche Crutchley stand kurz vor einer Explosion, aber er fing Peters Blick und lächelte nur verlegen.
    »Also gut«, sagte Seine Lordschaft. »Wir unterhalten uns demnächst darüber. Inzwischen tun Sie das, was Sie auch sonst immer mittwochs tun.« Worauf der Gärtner sich dankbar zurückzog und Harriet den Gedanken nicht loswurde, daß die Schulmeisterei wohl irgendwie Miss Twitterton ins Blut geraten sein mußte, und dem Männergeschlecht ist doch im allgemeinen nichts ärger, als wenn man sie mit so einer Mischung aus Schelte und Prahlerei behandelt.
    Ein Klicken am fernen Gatter und Schritte auf dem Weg unterbrachen die etwas verlegene Stille, die nach Crutchleys Abgang eingetreten war.
    »Vielleicht kommt da mein Onkel!« rief Miss Twitterton.
    »Ich will nur von ganzem Herzen hoffen«, sagte Peter, »daß es keiner von diesen elenden Reportern ist.«
    »Es ist keiner«, sagte Harriet, die ans Fenster gelaufen war. »Es ist vielmehr ein Pfarrer – er scheint uns besuchen zu wollen.«
    »Oh, der liebe Herr Pfarrer! Vielleicht weiß er etwas.«
    »Ah!« machte Mr. Puffett.
    »Das ist ja großartig«, meinte Peter. »Ich sammle nämlich Pfarrer.« Er gesellte sich zu Harriet auf ihrem Beobachtungsposten. »Es handelt sich um ein gut ausgewachsenes Exemplar, über einsneunzig, kurzsichtig, Gartenfreund, musikalisch, raucht Pfeife –«
    »Du meine Güte!« rief Miss Twitterton. »Woher kennen Sie Mr. Goodacre?«
    »– unordentlich, mit einer Frau, die aus einem kleinen Einkommen das Beste zu machen versteht; Produkt eines unserer älteren Horte der Gelehrsamkeit – Jahrgang 1890 – Oxford, würde ich auf den ersten Blick raten, aber nicht Keble-College, glaube ich, obwohl sehr hochkirchlich in seinen Ansichten, soweit es ihm seine Gemeinde gestattet.«
    »Er wird dich noch hören«, warnte Harriet, als der hochwürdige Herr seine Nase aus einem Büschel Dahlien zog und durch die Brille einen leeren Blick in Richtung Wohnzimmerfenster warf. »Nach bestem Wissen und Gewissen, du scheinst übrigens recht zu haben. Aber wie kommst du auf die streng begrenzten hochkirchlichen

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