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Hochzeit kommt vor dem Fall

Hochzeit kommt vor dem Fall

Titel: Hochzeit kommt vor dem Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Flut zu stemmen.
    »Nein, noch nicht – oder – Sie vielleicht, Lord Peter? Aber nein, dazu war ja noch gar keine Zeit, nicht wahr? Es war nicht einmal ein Schlüssel da, und ich habe mich so geschämt, daß Sie gestern abend so empfangen wurden, aber ich hätte mir natürlich nie träumen lassen – und Sie hätten heute morgen so leicht einmal hinfahren können, Frank – oder ich selbst mit dem Fahrrad – aber Mr. Hancock sagte, Sie wären mit einem Taxi unterwegs, und da habe ich gedacht, ich komme besser mal her und sehe nach.«
    Frank Crutchley schickte seinen Blick durchs Zimmer, als suchte er guten Rat in den Staublaken, den Aspidistras, dem Kamin, den bronzenen Reitern, Mr. Puffetts Melone, dem Kaktus und der Radiotruhe, bevor er ihn endlich in einer stummen Bitte auf Lord Peter ruhen ließ.
    »Wir sollten einmal am richtigen Ende anfangen«, schlug Wimsey vor. »Mr. Noakes war vorigen Mittwoch hier und ist noch am selben Abend fortgegangen, um den Zehnuhrbus nach Broxford zu nehmen. Das war, soviel ich weiß, nichts Ungewöhnliches. Aber er hatte angenommen, er werde wieder hier sein, um sich bei unserer Ankunft um uns zu kümmern, und Sie haben eben auch erwartet, ihn heute hier anzutreffen.«
    »Stimmt, Sir.«
    Miss Twitterton schrak ein wenig zusammen, und ihr Mund formte sich zu einem angstvollen O.
    »Ist er für gewöhnlich hier, wenn Sie mittwochs kommen?«
    »Nun, das kommt darauf an, Sir. Nicht immer.«
    »Frank!« rief Miss Twitterton außer sich. »Das ist Lord Peter Wimsey. Sie müssen ›Mylord‹ zu ihm sagen.«
    »Das ist jetzt nicht wichtig«, sagte Peter freundlich, aber verärgert ob der Störung bei seiner Zeugenvernehmung. Crutchley sah Miss Twitterton an wie ein kleiner Junge, der öffentlich ermahnt worden war, sich hinter den Ohren zu waschen; dann sagte er:
    »Manchmal ist er hier, manchmal nicht, Sir.« (Miss Twitterton zog die Brauen hoch.) »Wenn er nicht hier ist, bekomm ich den Schlüssel von ihr –« (er deutete mit dem Kopf nach Miss Twitterton) »– damit ich reinkann und die Uhr aufziehen und nach den Topfpflanzen sehen. Aber ich hatte wirklich damit gerechnet, ihn heute anzutreffen, weil ich etwas Bestimmtes mit ihm zu regeln hatte, geschäftlich. Darum bin ich ja auch zuerst hierhin gekommen – hierher, wenn Sie wollen«, verbesserte er sich unwirsch, als er Miss Twittertons belehrenden Blick sah.
    »Das ist doch dem Mylord ganz egal.«
    »Seiner Lordschaft«, sagte Miss Twitterton matt.
    »Hat er Ihnen ausdrücklich gesagt, daß er hier sein werde?«
    »Ja – Mylord. Zumindest hat er gesagt, er will mir das Geld zurückgeben, das ich in sein Geschäft gesteckt habe. Für heute hat er’s mir versprochen.«
    »O Frank! Haben Sie Onkel schon wieder damit in den Ohren gelegen? Ich habe Ihnen doch gesagt, daß Sie sich um das Geld ganz dumme Sorgen machen. Ich weiß, daß es bei Onkel sicher ist.«
    Peter und Harriet sahen sich über Miss Twittertons Kopf hinweg kurz an.
    »Er hat also gesagt, daß er es Ihnen heute morgen zurückgeben will. Darf ich fragen, ob es eine größere Summe war?«
    »Es geht um vierzig Pfund«, sagte der Gärtner, »die er sich von mir für sein Radiogeschäft hat geben lassen. Für Sie ist das sicher nicht viel«, fuhr er ein wenig unsicher fort, als versuchte er die finanzielle Beziehung zwischen Peters Titel, seinem alten, abgetragenen Blazer, seinem Diener und der saloppen Sportkleidung seiner Frau zu ergründen, »aber ich habe einen besseren Verwendungszweck dafür, und das hab ich ihm auch gesagt. Vorige Woche habe ich ihn um das Geld gebeten, und da hat er herumpalavert wie gewöhnlich und gesagt, solche Summen pflegt er nicht im Haus zu haben – nur um mich abzuwimmeln –«
    »Aber Frank, natürlich hatte er es nicht hier. Es hätte ihm doch gestohlen werden können. Einmal sind ihm zehn Pfund abhanden gekommen, in einer Brieftasche –«
    »Aber ich hab darauf bestanden«, fuhr Crutchley fort, ohne sie zu beachten. »Ich hab gesagt, ich brauch das Geld, und schließlich hat er dann gesagt, er will es mir heute geben, weil er inzwischen Geld bekommt –«
    »Das hat er gesagt?«
    »Ja, Sir – Mylord – und ich hab gesagt, ›das will ich auch hoffen, und wenn Sie es nicht haben, schicke ich Ihnen die Polizei auf den Hals‹.«
    »Oh, Frank, das hätten Sie nicht sagen sollen!«
    »Ich hab’s aber gesagt. Können Sie mich nicht endlich mal Seiner Lordschaft sagen lassen, was er wissen will?«
    Harriets und Peters Blicke

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