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Hochzeit kommt vor dem Fall

Hochzeit kommt vor dem Fall

Titel: Hochzeit kommt vor dem Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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ihn zu säubern.«
    »Also, Mr. Bunter«, erklärte Mr. Puffett leicht gekränkt, »Sie können sich ja gern mal diesen Ruß hier ansehen.« Er streckte eine sehr schmutzige Hand aus, in der sich so etwas wie schwarzer Klinkerstein befand. »Hart wie Stein ist das Zeug, festgebacken und hart. Und der ganze Schornsteinaufsatz ist voll davon, da kriegt man keinen Besen mehr durch, und wenn man noch soviel Kraft dahintersetzt. An die zwölf Meter Stange hab ich in den Schornstein geschoben, Mr. Bunter, nur um durch den Aufsatz zu kommen, und ich finde das nicht recht gegen einen Menschen und seinen Besen.« Er zog einen weiteren Abschnitt seines Arbeitsgeräts heraus und bog liebevoll ein Stück Besenstange gerade.
    »Irgendein Mittel muß gefunden werden, um das Hindernis zu durchstoßen«, sagte Mr. Bunter mit Blick zum Fenster, »und zwar unverzüglich. Soeben kommt Ihre Ladyschaft aus dem Garten. Sie können das Frühstückstablett hinaustragen, Mrs. Ruddle.«
    »Ah!« sagte Mrs. Ruddle, indem sie rasch unter die Deckel schaute, bevor sie das Tablett von der Radiotruhe nahm, wo Bunter es abgestellt hatte. »Die haben aber kräftig zugelangt – ein gutes Zeichen bei einem jungen Paar. Ich weiß noch, wie Ruddle und ich geheiratet haben –«
    »Und alle Lampen brauchen neue Dochte«, unterbrach Bunter sie streng, »und die Brenner müssen gereinigt werden, bevor man sie füllt.«
    »Mr. Noakes hat doch so lange keine Lampen benutzt«, rechtfertigte Mrs. Ruddle sich naserümpfend. »Er hat immer gesagt, er sieht gut genug bei Kerzenlicht. Ist wahrscheinlich billiger.« Sie stürmte mit dem Tablett aus dem Zimmer, und als sie Harriet an der Tür begegnete, machte sie einen Knicks, so daß die Deckel zu rutschen anfingen.
    »Oh, Sie haben den Schornsteinfeger hier, Bunter – wie schön! Wir glaubten, hier schon irgend etwas gehört zu haben.«
    »Ja, Mylady. Mr. Puffett will uns freundlicherweise behilflich sein. Aber wenn ich ihn recht verstanden habe, ist er auf ein unüberwindliches Hindernis im oberen Teil des Schornsteins gestoßen.«
    »Wie nett, daß Sie gekommen sind, Mr. Puffett. Wir hatten keinen schönen Abend.«
    Sie sah dem Blick des Schornsteinfegers an, daß ein Sühneopfer angezeigt war, und streckte die Hand aus. Mr. Puffett sah die Hand an, schaute auf die seine, zog seine diversen Pullover hoch, um an die Hosentasche zu kommen, entnahm dieser ein frischgewaschenes rotes Baumwolltaschentuch, schüttelte es langsam aus seinen Falten, schlang es sich um die Hand und ergriff Harriets Finger gleichsam wie des Königs Stellvertreter, der seines Gebieters Braut mit einem Laken zwischen ihnen beiwohnt.
    »Also, Mylady«, sagte Mr. Puffett, »ich bin ja immer gern gefällig. Aber wenn ein Schornstein so verstopft ist wie der hier, ist das nicht recht gegen einen Mann und seinen Besen, das müssen Sie zugeben. Aber wenn einer diesen festgebackenen Ruß hier aus dem Schornstein bekommt, dann ich, dafür mache ich mich stark. Auf die Erfahrung kommt es nämlich an, verstehen Sie, und auf die Kraft, die man dahintersetzt.«
    »Das glaube ich gern«, antwortete Harriet.
    »Wenn ich recht verstanden habe, Mylady«, warf Bunter ein, »ist lediglich der Schornsteinaufsatz verstopft – es ist kein baulicher Defekt im Kaminkörper.«
    »Richtig«, sagte Mr. Puffett, durch die Anerkennung seiner Autorität besänftigt. »Das Übel sitzt in der Kappe.«
    Er zog den nächsten Pullover aus und präsentierte sich nun in Smaragdgrün. »Ich versuch’s jetzt mal mit den Stangen allein, ohne Besen. Wenn ich meine Kraft dahintersetze, kriegen wir vielleicht wenigstens die Stange durch den Ruß. Wenn nicht, müssen wir die Leiter holen.«
    »Leiter?«
    »Um über das Dach heranzukommen, Mylady«, erklärte Bunter.
    »Viel Spaß!« sagte Harriet. »Aber Mr. Puffett wird es sicher irgendwie schaffen. Können Sie mir irgendwo eine Vase für diese Blumen besorgen, Bunter?«
    »Sehr wohl, Mylady.«
    (Nichts, dachte Mr. Bunter, nicht einmal ein Studium in Oxford konnte einen Frauenverstand daran hindern, auf Nebensächlichkeiten auszuweichen; aber er sah mit Wohlgefallen, daß sie sich bisher noch bewundernswert gut in der Gewalt hatte. Eine Vase mit Wasser war ein geringer Preis für den häuslichen Frieden.)
    »Peter!« rief Harriet die Treppe hinauf. (Wäre Bunter dageblieben und Zeuge geworden, so hätte er ihr zu guter Letzt doch noch einen Sinn für das Wesentliche zugestehen müssen.) »Peter! Der

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