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Hochzeit kommt vor dem Fall

Hochzeit kommt vor dem Fall

Titel: Hochzeit kommt vor dem Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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wenig ausgebeulter an Schultern und Knien, aber im wesentlichen war er noch derselbe Mr. Goodacre, dem sie und ihr Vater früher gelegentlich begegnet waren, wenn sie die Kranken von Paggleham besuchten. Es war natürlich klar, daß er sich nicht mehr im entferntesten an sie erinnerte; doch als Mr. Goodacre sich gewissermaßen in der Umgebung zu orientieren versuchte, fiel sein Blick auf etwas Bekanntes – einen uralten dunkelblauen Blazer mit den aufgestickten Buchstaben »O.U. C.C.« (Oxford University Cricket Club) auf der Brusttasche.
    »Ein alter Oxforder, wie ich sehe«, sagte der Pfarrer glücklich, als erübrige sich damit jede weitere Identifizierung.
    »Balliol, Sir«, sagte Peter.
    »Magdalen«, antwortete Mr. Goodacre, nicht ahnend, daß er mit dem schlichten Wörtchen »Keble« einen Ruf hätte vernichten können. Er ergriff Peters Hand und schüttelte sie von neuem. »Meine Güte! Wimsey vom Balliol. Also, womit bringe ich denn das nur –«
    »Vielleicht mit Cricket«, versuchte Peter ihm auf die Sprünge zu helfen.
    »Ja«, sagte der Pfarrer, »ja – ja. Cricket und – ah, Frank! Stehe ich Ihnen im Weg?«
    Crutchley, der mit Trittleiter und Gießkanne forsch ins Zimmer gekommen war, sagte: »Nein, Sir, gar nicht« – allerdings in einem Ton, der hieß: »Ja, Sir, und wie!« Der Pfarrer trat also eilig beiseite.
    »Nehmen Sie doch bitte Platz, Sir«, sagte Peter, indem er die Staubdecke von einer Ecke der Couch zurückschlug.
    »Danke, danke«, sagte Mr. Goodacre, während die Trittleiter an genau der Stelle aufgestellt wurde, wo er eben noch gestanden hatte. »Ich dürfte Ihnen aber wirklich nicht die Zeit stehlen. Cricket, natürlich, und –«
    »Jetzt tauge ich wohl nur noch für die Altherrenmannschaft, fürchte ich«, sagte Peter kopfschüttelnd. Aber der Pfarrer ließ sich nicht abbringen.
    »Da ist noch etwas anderes, ich bin ganz sicher. Entschuldigen Sie – ich habe den Namen nicht ganz verstanden, den Ihr Diener nannte. Doch nicht Lord Peter Wimsey?«
    »Ein übel klingender Titel, Sir, aber mein eigen.«
    »Wahrhaftig!« rief Mr. Goodacre. »Natürlich, natürlich! Lord Peter Wimsey – Cricket und Kriminalistik! Mein Gott, ist das eine Ehre! Meine Frau und ich haben erst kürzlich einen Bericht in der Zeitung gelesen – hochinteressant – über Ihre Erlebnisse als Detektiv –«
    »Detektiv!« kreischte Miss Twitterton in den schrillsten Tönen.
    »Dabei ist er wirklich ganz harmlos«, sagte Harriet.
    »Hoffentlich«, fuhr Mr. Goodacre in freundlichscherzhaftem Ton fort, »sind Sie nicht hier, um in Paggleham ein Verbrechen aufzuklären.«
    »Das will ich aufrichtig nicht hoffen«, sagte Peter. »Eigentlich sind wir nämlich mit der Absicht hierhergekommen, friedliche Flitterwochen zu verleben.«
    »Nein, so was!« rief der Pfarrer. »Ist das eine Freude!
    Ich hoffe sagen zu dürfen: Gott segne Sie und mache Sie sehr glücklich.«
    Der Gedanke an Schornsteine und Bettwäsche ließ Miss Twitterton erst einmal tief aufseufzen, bevor sie sich stirnrunzelnd an Frank Crutchley wandte, der, wie ihr schien, von seiner hohen Warte auf der Trittleiter herab höchst unziemliche Grimassen über den Köpfen seiner Arbeitgeber schnitt. Der junge Mann wurde sofort ganz unnatürlich ernst und machte sich daran, das Wasser aufzuwischen, das er im Augenblick der Ablenkung über den Rand der Kaktusschale hatte fließen lassen. Harriet versicherte dem Pfarrer feierlich, daß sie sehr glücklich seien, und Peter bestätigte dies, indem er bemerkte:
    »Wir sind nun schon fast vierundzwanzig Stunden verheiratet und sind es immer noch; das kann man dieser Tage schon als Rekord ansehen. Aber wir sind eben altmodische Leute vom Lande, Herr Pfarrer. Mit anderen Worten, meine Frau war sozusagen einmal Ihre Nachbarin.«
    Der Pfarrer, der nicht recht zu wissen schien, ob er über den ersten Teil dieser Bemerkung belustigt oder erschrocken sein sollte, machte sofort ein gespanntes Gesicht, und Harriet erklärte ihm rasch, wer sie war und was sie nach Talboys geführt hatte. Sollte Mr. Goodacre je von ihrem Mordprozeß gehört oder gelesen haben, so ließ er sich ein solches Wissen jedenfalls nicht anmerken; er äußerte nur seine große Freude darüber, daß er Dr. Vanes Tochter noch einmal wiedersehen und zwei neue Gemeindemitglieder begrüßen dürfe.
    »Sie haben das Haus also gekauft! Meine Güte! Aber Ihr Onkel will uns doch hoffentlich nicht verlassen, Miss Twitterton?«
    Miss Twitterton, die

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