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Hochzeit kommt vor dem Fall

Hochzeit kommt vor dem Fall

Titel: Hochzeit kommt vor dem Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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um.
    »Darin drücken sich genau unsere Gefühle aus. Das ist unser Lied, Harriet.« Er hob die Stimme:
     
    » Wie im Busch die Vöglein so sitzen wir –«
     
    Alle miteinander verrückt, dachte Harriet und stimmte mit ein:
     
    » Vöglein so sitzen wir –«
     
    Mr. Puffett konnte nicht länger an sich halten und dröhnte los:
     
    » Vöglein so sitzen wir –«
     
    Der Pfarrer öffnete den Mund:
     
    » Wie im Busch die Vöglein so sitzen wir,
Tief in Demerara! «
     
    Sogar Miss Twitterton tschilpte die letzte Zeile mit.
     
    » Wuchs ein Alter fest und starb daran,
Fest und starb daran,
Fest und starb daran,
Wuchs ein Alter fest und starb daran,
Tief in Demerara! «
     
    (Es war wie in diesem Gedicht: »Und plötzlich huben alle an zu singen.«)
     
    » Und wie im Busch die Vöglein so sitzen wir,
Vöglein so sitzen wir,
Vöglein so sitzen wir!
Wie im Busch die Vöglein so sitzen wir,
Tief in Demerara! «
     
    »Bravo!« sagte Peter.
    »Ja«, sagte Mr. Goodacre, »das haben wir sehr schwungvoll vorgetragen.«
    »Ah, ja!« sagte Mr. Puffett. »Nichts vertreibt so gut die Sorgen wie ein schönes Lied. Stimmt’s, Mylord?«
    »Stimmt!« bestätigte Peter. »Geht hin, eitle Sorgen! Eructavit cor meum .«
    »Na, na«, protestierte der Pfarrer, »es ist wohl noch zu früh am Tage, um schon über Sorgen zu reden, meine lieben jungen Leute.«
    »Wenn ein Mann heiratet«, entschied Mr. Puffett, »fangen seine Sorgen an. In Gestalt einer Familie zum Beispiel. Oder in Gestalt von Ruß.«
    »Ruß?« rief der Pfarrer, als ob er sich erst jetzt Gedanken darüber machte, was Mr. Puffett in diesem häuslichen Chor zu suchen hatte. »Ach so, ja, Tom – Sie scheinen ein bißchen Ärger mit Mr. Noakes’ – ich meine, mit Lord Peters – Schornstein zu haben. Was ist denn damit los?«
    »Eine mittlere Katastrophe, so sieht es aus«, sagte der Hausherr.
    »Nichts dergleichen«, widersprach Mr. Puffett in mißbilligendem Ton. »Nur Ruß. Festgebackener Ruß. Infolge Vernachlässigung.«
    »Also wirklich –!« blökte Miss Twitterton los.
    »Kein Vorwurf an Anwesende«, sagte Mr. Puffett. »Es tut mir leid für Miss Twitterton, und es tut mir leid für Seine Lordschaft. Aber der Ruß ist nun mal so festgebacken, daß man mit dem Besen nicht durchkommt.«
    »Schlimm, schlimm!« entfuhr es dem Pfarrer. Doch dann wappnete er sich, wie es einem Pfarrer geziemt, um diesem Notstand in seiner Gemeinde zu Leibe zu rücken.
    »Ein Freund von mir hatte einmal Schwierigkeiten mit festgebackenem Ruß. Aber ich konnte ihm mit einem sehr alten Hausmittel aus der Klemme helfen. Jetzt muß ich mal überlegen – mal überlegen – ist eigentlich Mrs. Ruddle hier? Unsere unersetzliche Mrs. Ruddle?«
    Harriet fand in Peters Miene höflicher Teilnahmslosigkeit keine Entscheidungshilfe, und so ging sie kurzerhand Mrs. Ruddle holen, die der Pfarrer sogleich in Beschlag nahm.
    »Ah, guten Morgen, Martha. Ich überlege gerade, ob Sie uns nicht die alte Schrotflinte von Ihrem Sohn leihen könnten. Die, mit der er immer die Vögel verscheucht.«
    »Ich kann ja mal rüberlaufen und nachsehen, Sir«, antwortete Mrs. Ruddle skeptisch.
    »Schicken Sie Crutchley«, schlug Peter vor. Mit diesen Worten drehte er sich unvermittelt um und begann sich eine Pfeife zu stopfen. Harriet, die ihn dabei beobachtete, sah mit Schrecken, daß er vor spitzbübischer Vorfreude nahezu platzte. Mochte hier der Weltuntergang selbst drohen, er würde keinen Finger rühren, ihn zu verhindern; er würde den Himmel niederstürzen lassen und auf den Trümmern tanzen.
    »Na, ja«, räumte Mrs. Ruddle ein, »Frank ist schneller auf den Beinen als ich.«
    »Natürlich geladen«, rief der Pfarrer ihr noch nach, als sie durch die Tür verschwand. »Um festgebackenen Ruß zu lösen«, verkündete er der Welt im allgemeinen, »geht nichts über so eine alte Schrotflinte, die man im Schornstein abfeuert. Dieser Freund von mir –«
    »Davon halte ich aber nichts, Sir«, sagte Mr. Puffett, mit jeder seiner Körperrundungen gerechte Empörung und entschiedene Unabhängigkeit seines Urteils zum Ausdruck bringend. »Die Kraft, die man hinter den Besen setzt, die allein macht’s.«
    »Ich versichere Ihnen, Tom«, sagte Mr. Goodacre, »daß die Schrotflinte den Schornstein meines Freundes auf der Stelle vom Ruß befreit hat. Und das war ein hartnäckiger Fall.«
    »Das mag schon sein, Sir«, erwiderte Mr. Puffett, »aber so ein Heilmittel würde ich nur ungern

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