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Hochzeit kommt vor dem Fall

Hochzeit kommt vor dem Fall

Titel: Hochzeit kommt vor dem Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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dunkelhaarige Frau, angeblich die Rektorin des College, übergab sie dem Bräutigam. Ich kann nur dankbar anmerken, daß Harriet (so muß ich sie ja von jetzt an wohl nennen) angesichts ihrer Vergangenheit wenigstens soviel Sinn für Schicklichkeit bewies, nicht in weißer Seide und Orangenblüten zu erscheinen; trotzdem fand ich, daß ein einfaches Kostüm passender gewesen wäre als ein Kleid aus Goldlamé. Ich sehe schon, daß ich bald einmal mit ihr über ihre Kleider sprechen muß, aber ich fürchte, sie wird sich schwierig stellen. Noch nie habe ich einen Menschen so schamlos triumphierend wirken sehen – auf eine Weise hatte sie wohl ein Recht dazu: Man muß ja zugeben, daß sie ihr Blatt sehr klug gespielt hat. Peter war weiß wie Papier; ich hatte das Gefühl, er müsse sich jeden Augenblick übergeben. Wahrscheinlich war ihm aufgegangen, worauf er sich da einließ. Niemand kann sagen, ich hätte nicht alles versucht, um ihm die Augen zu öffnen. Sie wurden nach dem alten derben Ritus getraut, und die Braut sagte tatsächlich »gehorchen«. – Anscheinend ist das beider Art von Humor, denn sie sieht so störrisch aus wie ein Maulesel.
    Danach gab es ein wildes Durcheinandergeküsse in der Sakristei, und dann wurde die ganze bunte Schar in Wagen verfrachtet (zweifellos auf Peters Kosten), und wir fuhren zurück in die Stadt, auf den Fersen gefolgt von den dortigen Zeitungsleuten. Wir fuhren zum Stadthaus meiner Schwiegermutter – alle, einschließlich Polizisten und Ex-Einbrecher – und nach einem Hochzeitsfrühstück (das, wie ich zugeben muß, sehr gut war) hielt Onkel Delagardie eine Ansprache, gespickt mit Blüten französischer Eloquenz. Es gab eine Menge Geschenke, darunter etliche groteske; der Ex-Einbrecher schenkte ihnen ein dickes Buch mit schwülstig-frommen Sprüchen und vulgären Liedern! Kurz darauf verschwanden Braut und Bräutigam, und wir warteten lange auf sie, bis meine Schwiegermutter herunterkam, ihr Gesicht ein einziges Lächeln, und uns mitteilte, daß sie vor einer halben Stunde abgereist seien, ohne eine Adresse zu hinterlassen. Noch in diesem Augenblick weiß ich nicht, wo sie sind, und sonst weiß es auch niemand.
    Die ganze Geschichte hat uns in eine äußerst peinliche und lächerliche Lage gebracht. Für mich bedeutet sie den schändlichen Schlußpunkt einer höchst unglückseligen Affäre, und es ist mir kein Trost, mir vorzustellen, daß ich diese schreckliche junge Frau als meine Schwägerin werde präsentieren müssen. Marys Polizist war schon schlimm, aber er ist wenigstens ein stiller Mensch und weiß sich zu benehmen, wohingegen wir bei Peters Frau von einem Tag zum andern wohl mit Aufsehen, wenn nicht gar mit einem offenen Skandal rechnen müssen. Aber nun müssen wir gute Miene machen, so gut es geht; ich würde so etwas natürlich niemand anderem anvertrauen als Dir. Voll Dankbarkeit für Dein Mitgefühl bin ich in liebevoller Zuneigung,
    Deine Helen Denver
     
    MR. MERVYN BUNTER AN MRS. BUNTER SEN.
     
    Liebe Mutter,
    ich schreibe Dir von einem »unbekannten Ziel« auf dem Lande und hoffe, daß dieser Brief Dich so gesund und munter antrifft, wie er mich hier verläßt. Aufgrund einer gelinden häuslichen Katastrophe kann ich Dir nur bei Kerzenlicht schreiben, also entschuldige bitte meine schlechte Schrift.
    Nun, Mutter, wir haben also heute morgen glücklich geheiratet, und es war eine schöne Hochzeit. Ich wünschte, Du hättest der freundlichen Einladung Seiner Lordschaft folgen können, aber wie ich schon zu ihm sagte, muß man sich mit siebenundachtzig Jahren mit einigen körperlichen Gebrechen abfinden. Ich hoffe, Dein Bein ist wieder besser.
    Wie ich Dir in meinem letzten Brief schon berichtete, war es unsere feste Absicht, den Einmischungsversuchen Ihrer Gnaden, der Herzogin, ein Schnippchen zu schlagen, und das ist uns gelungen. Es lief alles ab wie ein Uhrwerk. Unsere neue Lady, die vormalige Miss Vane, fuhr am Vortag nach Oxford, und Seine Lordschaft folgte am Abend mit Lord Saint-George und mir und stieg im Hotel Mitre ab. Seine Lordschaft hat sehr freundlich zu mir von meinen zwanzigjährigen Diensten gesprochen und die Hoffnung ausgedrückt, daß ich mich im neuen Haushalt wohlfühlen werde. Ich habe geantwortet, ich hoffte stets zu wissen, wo es mir gutgehe, und wollte bemüht sein, ihn jederzeit zufriedenzustellen. Ich fürchte, ich habe mehr gesagt, als meiner Stellung zukommt, denn Seine Lordschaft war ernstlich gerührt und sagte, ich solle

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