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Hochzeit kommt vor dem Fall

Hochzeit kommt vor dem Fall

Titel: Hochzeit kommt vor dem Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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mehr.«
    »Ich fürchte nur, wir werden bis nach der gerichtlichen Voruntersuchung hierbleiben müssen, aber wir können uns natürlich ohne weiteres woanders einquartieren. Das wollte ich dich unter anderem fragen. Es gibt wahrscheinlich ein anständiges Hotel in Pagford oder Broxford.«
    Harriet ließ sich das durch den Kopf gehen.
    »Nein. Davon halte ich nichts. Ich glaube, ich möchte lieber hierbleiben.«
    »Ganz bestimmt?«
    »Bestimmt. Es ist unser Haus. Es war nie seines – nicht richtig. Und du sollst nicht den Eindruck haben, daß es zwischen deinen und meinen Gefühlen einen Unterschied gäbe. Das wäre ja noch schlimmer als Ratten.«
    »Mein Schatz, ich habe nicht die Absicht, unser Hierbleiben zum Prüfstein für deine Liebe zu machen. Nicht Liebe, Eitelkeit allein stellt Lieb’ auf solche Probe. Für mich ist das ja alles ganz einfach. Ich wurde in einem Bett gezeugt und geboren, in dem zwölf Generationen meiner Ahnen zur Welt kamen, Hochzeit hielten und starben – und mit manchem von ihnen hat es aus der Sicht des Pfarrers ein schlimmes Ende genommen –, also leide ich nicht über Gebühr unter solchen Spukvorstellungen. Aber ich wüßte keinen Grund, warum du da nicht ganz anders empfinden solltest.«
    »Sag jetzt kein Wort mehr davon. Wir bleiben hier und werden die Gespenster kurzerhand austreiben. Es ist mir lieber so.«
    »Gut, aber wenn du deine Meinung änderst, sag es mir«, antwortete er, noch immer unsicher.
    »Ich werde meine Meinung nicht ändern. Und wenn du fertig bist, sollten wir jetzt lieber hinuntergehen, denn Miss Twitterton sollte ein bißchen schlafen, sofern sie kann. Da fällt mir übrigens ein, daß sie nicht um ein anderes Zimmer gebeten hat, und dabei ist es ihr eigener Onkel.«
    »Auf dem Lande haben die Leute ein ziemlich nüchternes Verhältnis zu Leben und Tod. Sie sind der Wirklichkeit so nahe.«
    »Das ist genauso mit Leuten deines Schlages. Nur unsereiner ist so auf Hygiene und Zivilisation bedacht und heiratet in Hotels und entbindet und stirbt in Heimen, wo man niemandem zur Last fällt. Sag mal, Peter, müssen wir eigentlich diese ganzen Ärzte und Polizisten durchfüttern? Und macht Bunter das alles selbständig, oder muß ich ihm Anweisungen dazu geben?«
    »Die Erfahrung hat mich gelehrt«, antwortete Peter, als sie die Treppe hinuntergingen, »daß keine Situation Bunter unvorbereitet trifft. Daß er uns heute morgen eine Times besorgt hat, einfach indem er den Milchmann beauftragte, die Posthalterin zu bitten, in Broxford anzurufen und dem Busschaffner eine mitgeben zu lassen, damit dieser sie auf der Post hinterlegte und das kleine Mädchen, das die Telegramme zustellt, sie uns hierher brachte, ist nur ein unbedeutendes Beispiel für seine Tatkraft und Findigkeit. Aber er wird es wahrscheinlich als Kompliment auffassen, wenn du ihm das Problem unterbreitest und ihn, nachdem er dir gesagt hat, daß bereits bestens für alles vorgesorgt ist, beglückwünschst.«
    »Gern.«
    In der kurzen Zeit, die sie oben gewesen waren, hatte Mr. Puffett den Schornstein offenbar fertig gefegt, denn die Staublaken waren aus dem Zimmer entfernt, und auf dem Rost war ein Feuer entzündet. Man hatte einen Tisch in die Mitte des Zimmers gerückt, und darauf stand ein Tablett mit Tellern und Bestecken. Als Harriet weiter auf den Flur ging, sah sie, daß dort reger Betrieb herrschte.
    Vor der geschlossenen Kellertür stand die uniformierte Gestalt des Polizeikonstablers Sellon wie ein Gardesoldat unter der Bibermütze, bereit, gegen jedwede Widerstände seine Pflicht zu tun. In der Küche schnitt Mrs. Ruddles Brot für Sandwichs. In der Spülküche räumten Crutchley und Mr. Puffett eine Unzahl Kessel und Pfannen und alte Blumentöpfe von einem langen Brettertisch, wohl um ihn (worauf der danebenstehende Eimer mit dampfendem Wasser hindeutete) gründlich zu säubern und den Leichnam seines dahingegangenen Besitzers daraufzulegen. An der Hintertür regelte Bunter irgend etwas Geschäftliches mit zwei Männern, die mit einem Lieferwagen von irgendwoher aus dem Nichts gekommen waren. Dahinter sah man Mr. MacBride im Garten umhergehen; er sah aus, als ob er eine Bestandsaufnahme von allem machte, was sich darin befand, um seinen Verkaufswert zu taxieren. Und in diesem Augenblick klopfte es laut an die Vordertür.
    »Das wird die Polizei sein«, sagte Peter. Er ging öffnen, und im selben Moment hatte Bunter die finanzielle Transaktion mit den beiden Männern abgeschlossen und kam

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