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Hochzeit kommt vor dem Fall

Hochzeit kommt vor dem Fall

Titel: Hochzeit kommt vor dem Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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das er nur gewartet hatte, nahm Peter seine erkaltete Pfeife vom Tisch, klopfte sie auf dem Handteller aus und warf die Asche auf das Tablett.
    »Vielleicht«, sagte Mr. Goodacre als ein Mann, der nie die Hoffnung aufgab, »vielleicht ist er nur ohnmächtig.«
    Er sprang eifrig auf. »Vielleicht können wir ihm helfen –«
    Seine Worte erstarben.
    »Er ist, wie es aussieht, schon mehrere Tage tot, Sir«, sagte Bunter. Sein Blick war dabei noch immer auf Peter geheftet.
    »Hat er das Geld bei sich?« fragte Mr. MacBride. Der Pfarrer beachtete ihn nicht und ließ die nächste Frage wie eine Woge gegen die Mauer von Bunters Ungerührtheit anrollen:
    »Wie ist es denn passiert, guter Mann? Ist er in einem Schwächeanfall die Treppe hinuntergestürzt?«
    »Er wird sich wohl eher die Kehle durchgeschnitten haben«, meinte Mr. MacBride.
    Bunter, noch immer den Blick auf Peter gerichtet, sagte mit Nachdruck: »Es ist kein Selbstmord.« Er fühlte die Tür gegen seine Schulter drücken und trat beiseite, um Mrs. Ruddle einzulassen.
    »Nein, so was! Nein, so was!« rief Mrs. Ruddle. In ihren Augen blitzte unheilvoller Triumph. »Sein armer Kopf ist ganz entsetzlich eingeschlagen!«
    »Bunter!« sagte Wimsey, und endlich sprach er das Wort aus: »Wollen Sie etwa sagen, daß er ermordet wurde?«
    Miss Twitterton glitt aus Harriets Armen und fiel zu Boden.
    »Das kann ich nicht sagen, Mylord, aber es sieht sehr unangenehm danach aus.«
    »Bitte ein Glas Wasser«, sagte Harriet.
    »Sehr wohl, Mylady. Mrs. Ruddle! Ein Glas Wasser – sofort!«
    »Schon gut«, sagte Peter. Er goß mechanisch Wasser in einen der Pokale und reichte ihn der Putzfrau. »Lassen Sie alles, wie es ist. Crutchley, Sie sollten am besten die Polizei holen.«
    »Wenn Sie die Polizei wollen«, sagte Mrs. Ruddle, »können Sie den jungen Joe Sellon rufen – das ist der Konstabler hier, der steht gerade mit meinem Albert am Törchen und tratscht. Sind noch keine fünf Minuten, daß ich ihn da gesehen habe, und wie ich diese jungen Burschen kenne, wenn die erst ins Reden kommen –«
    »Das Wasser«, sagte Harriet. Peter ging zu Crutchley, ein randvolles Glas Whisky in der Hand.
    »Trinken Sie das, und dann reißen Sie sich mal zusammen. Laufen Sie zum Cottage und bringen Sie diesen Sellon oder wie er heißt hierher. Schnell!«
    »Danke, Mylord.« Der junge Mann riß sich aus seiner Benommenheit und kippte den Whisky in einem Zug hinunter. »Das ist ja ein ziemlicher Schrecken.«
    Er ging hinaus. Puffett folgte ihm.
    »Sagen Sie mal«, meinte Mr. Puffett, indem er Bunter freundschaftlich in die Rippen stieß, »Sie haben wohl nicht zufällig das Bier schon heraufgebracht, bevor – äh –? Na ja – im Krieg ist Schlimmeres passiert.«
    »Es geht ihr jetzt besser, der Armen«, sagte Mrs. Ruddle. »Komm, laß dich jetzt nicht wieder gehen, sei schön brav. Du mußt dich jetzt erst mal hinlegen und brauchst ein Täßchen Tee. Soll ich sie nach oben bringen, Mylady?«
    »Tun Sie das«, sagte Harriet. »Ich komme gleich nach.«
    Sie ließ die beiden gehen und wandte sich Peter zu, der reglos dastand und auf den Tisch starrte. O mein Gott, dachte sie, erschrocken über sein Gesicht. Er ist nicht mehr der Jüngste – das halbe Leben vorbei – er darf nicht – »Mein lieber, armer Peter! Und wir wollten hier ruhige Flitterwochen verleben.«
    Er drehte sich, als er ihre Hand fühlte, um und lachte bitter.
    »Verdammt!« sagte er. »Und dreimal verdammt! Wieder zurück in die alte Tretmühle. Rigor mortis und wer hat ihn zuletzt gesehen, und Blutflecken und Fingerabdrücke und Fußspuren, und Indizien zusammentragen und Es-ist-meine-Pflicht-Sie-zu-belehren. Quelle scie, mon dieu, quelle scie! «
    Ein junger Mann in blauer Uniform steckte den Kopf zur Tür herein.
    »Also«, sagte Polizeikonstabler Sellon, »was ist denn nun hier los?«

7
Lotos und Kaktus
    Ich weiß was ist, was einstmals war,
Nichts gibt es, was mir unbekannt,
Da ich gesehn so viele Jahr
Und Wandel aller Art bestand
Ich weiß, ob Menschen gut, ob schlecht,
Ob krank, ob wohl, es langsam sprach,
Ob froh, ob trüb, ob falsch, ob recht,
Ob Schlaf, ob Tod die Augen brach
     
    Und durch die ganze schwarze Nacht,
Bis daß der kalte Morgen kam,
Das alte Bett mit Zaubermacht
Das Zimmer hielt in seinem Bann;
Es sprach aus seinem langen Sein
Von Freuden, Gluck und Ungemach,
Von Fieberstöhnen, Kinderschrein,
Geburt und Tod und Hochzeitsnacht
    JAMES THOMSON IN THE ROOM
     
    Harriet ließ Miss

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