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Hochzeit kommt vor dem Fall

Hochzeit kommt vor dem Fall

Titel: Hochzeit kommt vor dem Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Sie uns mal schnell diesen Crutchley. Ist ein netter Kerl«, fuhr er, an Lord Peter gewandt, fort, nachdem Sellon das Zimmer verlassen hatte. »Fleißig, aber kein Sherlock Holmes, wenn Sie verstehen. Ein bißchen schwer von Begriff. Manchmal habe ich dieser Tage den Eindruck, daß er mit dem Herzen nicht ganz bei der Arbeit ist. Hat zu jung geheiratet, das ist es, und eine Familie gegründet, was für einen jungen Beamten sehr hinderlich ist.«
    »Ach ja!« sagte Peter. »Heiraten ist überhaupt ein schwerer Fehler.«
    Er legte seiner Frau die Hand auf die Schulter, während Mr. Kirk taktvoll in seinem Notizbuch blätterte.

8
Heller und Pfennig
    Seemann: Vertrauen, Dick Reede, fruchtet nichts:
Sein Gewissen ist zu liberal und er zu
knauserig, um sich von irgendwas zu
trennen, was dir guttun könnte …
    Reede: Wenn Beten und höfliches Bitten es nicht
tun und keine Bresche schlagen in sein
steinern Herz, so werd’ ich dem Burschen
fluchen und mal sehen, was das tun wird.
    ARDEN OF FEVERSHAM
     
    Der Gärtner hatte etwas Kampflustiges im Blick, als er an den Tisch trat – als schwante ihm, daß die Polizei einzig und allein zu dem Zweck hier sei, ihn an der Wahrnehmung seines guten Rechts zu hindern, nämlich die Summe von vierzig Pfund in Empfang zu nehmen. Auf Befragung gab er kurz an, daß er Frank Crutchley heiße und regelmäßig einmal die Woche für ein Salär von fünf Shilling per diem den Garten von Talboys versorge und im übrigen für Mr. Hancock, der in Pagford eine Garage habe, Lastwagen und Taxis fahre und dieses und jenes tue.
    »Gespart habe ich«, sagte Crutchley mit großem Nachdruck, »gespart, um eine eigene Garage aufzumachen, und dann hat mir Mr. Noakes diese vierzig Pfund abgeschwatzt.«
    »Lassen wir das jetzt mal beiseite«, sagte der Polizeidirektor. »Dieses Geld ist auf jeden Fall futsch, und es hat keinen Sinn, um verschüttete Milch zu heulen.«
    Crutchley ließ sich von dieser Versicherung etwa so bereitwillig überzeugen wie seinerzeit die Alliierten, als Mr. Keynes ihnen nach Abschluß des Friedensvertrages mitteilte, daß sie ihre Bürgschaften in den Kamin schreiben könnten, da das Geld nicht da sei. Es widerstrebt der menschlichen Natur zu glauben, daß Geld einfach nicht da sei. Es erscheint einem soviel plausibler, daß es sehr wohl da ist und man nur laut genug danach schreien muß.
    »Er hat verprochen«, bekräftigte Crutchley, eigensinnig entschlossen, sich gegen Mr. Kirks außerordentliche Beschränktheit durchzusetzen, »mir heute, wenn ich käme, das Geld zu geben.«
    »Na ja«, sagte Mr. Kirk, »vielleicht hätte er das sogar getan, wenn nicht jemand dahergekommen wäre und ihm den Schädel eingeschlagen hätte. Sie hätten schlauer sein und es ihm schon vorige Woche abknöpfen sollen.«
    Das konnte ja nur schiere Dummheit sein! Crutchley erklärte geduldig: »Da hatte er es doch nicht.«
    »So, so, da hatte er es nicht?« meinte der Polizeidirektor. »Meinen Sie?«
    Das war ein Tiefschlag. Crutchley wurde blaß.
    »Quatsch! Wollen Sie mir etwa erzählen –?«
    »Jawohl, er hatte es«, sagte Kirk. Wenn er sich in seinem Geschäft einigermaßen auskannte, würde diese Mitteilung dem Zeugen die Zunge lockern und ihm selbst einige Mühe ersparen. Crutchley wandte sich mit wildem Blick an die übrigen Versammelten. Peter bestätigte kopfnickend Kirks Behauptung. Harriet, die selbst schon Tage gekannt hatte, an denen der Verlust von vierzig Pfund eine Katastrophe gewesen wäre, wie Peter sie durch den Verlust von vierzigtausend Pfund nicht hätte erleiden können, sagte mitfühlend:
    »Ja, Crutchley, leider ist es so. Er hatte das Geld die ganze Zeit bei sich.«
    »Was! Er hatte das Geld? Sie haben es bei ihm gefunden?«
    »Ja, das haben wir«, räumte der Polizeidirektor ein.
    »Man braucht ja kein Geheimnis daraus zu machen.« Er wartete darauf, daß der Zeuge den naheliegenden Schluß zog.
    »Soll das heißen, wenn er nicht umgebracht worden wäre, hätte ich mein Geld womöglich bekommen?«
    »Falls Sie schneller gewesen wären als MacBride«, sagte Harriet mit mehr Ehrlichkeit als Rücksicht auf Mr. Kirks Taktik. Crutchley aber zerbrach sich über Mr. MacBride nicht weiter den Kopf. Der Mörder und niemand anders hatte ihn um sein Eigentum gebracht, und er versuchte gar nicht erst, seine Empfindungen zu verbergen.
    »Mein Gott! Ich – ich werde – ich möchte –«
    »Ja, ja«, sagte der Polizeidirektor, »das verstehen wir sehr gut. Und jetzt ist Ihre

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