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Hochzeit kommt vor dem Fall

Hochzeit kommt vor dem Fall

Titel: Hochzeit kommt vor dem Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Briefbeschwerer, ja? He! Nicht so! Haben Sie noch nie was von Fingerabdrücken gehört?«
    Sellon stand, die große Hand fest um den Stein gekrampft, verlegen da und kratzte sich mit seinem Bleistift am Kopf. Er war ein kräftiger junger Mann mit rosigem Gesicht und verstand sich offenbar besser auf den Umgang mit Betrunkenen als auf das Vermessen von Fußspuren und die Rekonstruktion von Verbrechen. Zu guter Letzt öffnete er die Hand und brachte den Briefbeschwerer auf dem flachen Handteller an den Tisch.
    »Der nimmt sowieso keine Fingerabdrücke an«, sagte Peter. »Viel zu rauhe Oberfläche. Edinburgher Granit, würde ich sagen.«
    »Aber der Schlag könnte damit geführt worden sein«, sagte Kirk. »Jedenfalls hier mit der Unterseite des abgerundeten Endes. Soll das ein Gebäude darstellen?«
    »Das Schloß von Edinburgh, glaube ich. Haut, Haare oder Ähnliches sind nicht daran zu entdecken. Moment mal.« Er faßte das Schloß bei einem der Kamine, suchte die Oberfläche mit einer Lupe ab und sagte abschließend:
    »Nein.«
    »Hm. So so. Das bringt uns also auch nicht weiter. Dann werden wir uns als nächstes den Schürhaken aus der Küche ansehen.«
    »Daran werden Sie natürlich jede Menge Fingerabdrücke finden. Bunters und meine, Mrs. Ruddles – womöglich auch Mr. Puffetts und Crutchleys.«
    »Das ist ja das Teuflische daran«, gestand der Polizeidirektor ehrlich ein. »Trotzdem, Joe, werden Sie künftig die Finger von allem lassen, was wie eine Waffe aussieht. Wenn Sie hier irgend etwas herumliegen sehen, wovon Seine Lordschaft und Ihre Ladyschaft vorhin gesprochen haben, lassen Sie es liegen und schreien nur, bis ich da bin. Verstanden?«
    »Ja Sir.«
    »Um auf den Bericht des Arztes zurückzukommen«, sagte Peter, »können wir daraus also schließen, daß Mr. Noakes sich den Schädel nicht bei dem Treppensturz eingeschlagen haben könnte? Er war doch schon älter, nicht wahr?«
    »Fünfundsechzig, Mylord. Aber kerngesund, soviel man jetzt noch sagen kann. Stimmt’s, Joe?«
    »Stimmt genau, Sir. Richtig angegeben hat er damit. Gott weiß wie geprahlt hat er, daß der Arzt gesagt hat, er kann noch mal ein viertel Jahrhundert leben. Fragen Sie mal Frank Crutchley. Der hat’s auch gehört. Drüben in Pagford, im Schweinehirten. Und Mr. Roberts von der Krone, dem hat er es auch schon oft erzählt.«
    »Aha! Na schön, mag sein. Das hat man von der Prahlerei. Des Adels Stolz – na ja, das liegt wohl mehr auf dem Gebiet Eurer Lordschaft, aber des Ruhmes Pfade führen all ins Grab, wie es in Grays Elegie heißt. Jedenfalls ist er nicht bei dem Treppensturz umgekommen, denn er hat einen Bluterguß an der Stirn, wo er auf die unterste Stufe geschlagen ist –«
    »Oho!« machte Peter. »Dann lebte er also noch, als er die Treppe hinunterfiel?«
    »Ja«, sagte Mr. Kirk ein wenig enttäuscht, weil man ihm zuvorgekommen war. »Das wollte ich gerade sagen. Aber beweisen tut das auch wieder nichts, weil er ja anscheinend nicht sofort tot war. Nach Dr. Cravens Feststellungen –«
    »Soll ich das vorlesen, Sir?«
    »Sparen Sie sich die Mühe, Joe. Das ist eine ellenlange Litanei, und ich kann es Seiner Lordschaft auch ohne Ihre Platten und Karotten erklären. Es läuft darauf hinaus, daß irgend jemand ihm den Schädel eingeschlagen hat und er zusammengebrochen und bewußtlos liegengeblieben ist – gewissermaßen eine Gehirnerschütterung. Dann ist er sehr wahrscheinlich nach einer Weile wieder zu sich gekommen. Aber er wußte nicht, was mit ihm passiert war. Konnte sich an überhaupt nichts mehr erinnern.«
    »Das ist doch klar«, fiel Harriet eifrig ein, denn darüber wußte sie Bescheid – sie hatte sich in ihrem vorletzten Roman ausführlich damit auseinandersetzen müssen.
    »Alles, was dem Schlag unmittelbar vorausgegangen war, ist weg aus dem Gedächtnis. Es kann sogar sein, daß er aufgestanden ist und sich eine Zeitlang vollkommen wohl gefühlt hat.«
    »Bis auf den Brummschädel«, wandte Mr. Kirk mit seiner Vorliebe fürs Detail ein. »Aber allgemein gesprochen ist das schon richtig, das sagt auch der Arzt. Er könnte im Haus herumgegangen sein und sogar das eine oder andere getan haben –«
    »Etwa die Haustür hinter dem Mörder zugeschlossen?«
    » Genau. Da steckt der Haken.«
    »Und dann«, fuhr Harriet fort, »wurde ihm auf einmal ganz komisch und schwindlig, nicht wahr? Er ist hingegangen und wollte sich etwas zu trinken holen oder Hilfe herbeirufen und –«
    In der Erinnerung sah

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