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Hochzeit kommt vor dem Fall

Hochzeit kommt vor dem Fall

Titel: Hochzeit kommt vor dem Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Stunde. Wenn Sie uns irgendwelche Tatsachen mitteilen können –«
    »Tatsachen! Ich bin aufs Kreuz gelegt worden, das ist eine Tatsache, und ich –«
    »Hören Sie mal zu, Crutchley«, sagte Peter. »Wir wissen, daß Ihnen übel mitgespielt wurde, aber daran ist nichts mehr zu ändern. Derjenige, der Mr. Noakes umgebracht hat, hat Ihnen einen Streich gespielt, und er ist derjenige, hinter dem wir her sind. Und nun strengen Sie mal Ihren Kopf an und versuchen Sie uns zu helfen, ihn ausfindig zu machen.«
    Der ruhige, bestimmte Ton tat seine Wirkung. So etwas wie ein Leuchten verbreitete sich auf Crutchleys Gesicht.
    »Danke, Mylord«, sagte Mr. Kirk. »So ist es tatsächlich, und klarer hätte man es nicht ausdrücken können. Also, die Sache mit Ihrem Geld tut uns ja leid, aber jetzt ist es an Ihnen, uns zu helfen. Verstanden?«
    »Ja«, sagte Crutchley mit geradezu wilder Entschlossenheit. »Also, was wollen Sie wissen?«
    »Nun, als erstes – wann haben Sie Mr. Noakes zuletzt gesehen?«
    »Mittwoch abend, wie ich schon sagte. Kurz vor sechs war ich draußen mit der Arbeit fertig, dann bin ich hier reingekommen, um die Töpfe zu versorgen; und wie ich damit fertig war, hat er mir meine fünf Shilling gegeben, wie sonst auch, und da hab ich dann mal angefangen, nach meinen vierzig Pfund zu fragen.«
    »Wo war das? Hier in diesem Zimmer?«
    »Nein, in der Küche. Da saß er immer. Ich komme also von hier raus, die Leiter in der Hand –«
    »Leiter? Wozu?«
    »Na, für den Kaktus da und für die Uhr. Ich ziehe die Uhr jede Woche auf – es ist eine Achttageuhr. Ohne Leiter komme ich an beides nicht ran. Ich gehe also in die Küche, wie gesagt, um die Trittleiter wegzustellen, und da sitzt er. Er gibt mir mein Geld – eine halbe Krone, einen Shilling, zwei halbe Shillinge und dann noch sechs Pence einzeln, wenn Sie’s ganz genau wissen wollen, und alles aus verschiedenen Taschen. Er tat nämlich immer gern so, als ob es sein letzter Penny wäre, aber das kannte ich ja schon. Und wie er mit der Schauspielerei fertig ist, frag ich ihn also nach meinen vierzig Pfund. Ich will das Geld haben, sag ich –«
    »Eben. Sie wollten das Geld für Ihre Garage haben. Was hat er dazu gesagt?«
    »Versprochen hat er, daß er es mir nächstes Mal gibt, wenn ich komme – also heute. Hätte ich mir ja denken können, daß er das gar nicht vorhatte. War ja nicht das erste Mal, daß er es mir versprochen hat, und immer hatte er eine andere Ausrede. Aber diesmal hatte er es mir so hoch und heilig versprochen, der alte Lump – konnte er ja auch, wo er schon drauf und dran war, mit den Taschen voll Geld zu verduften, dieses Miststück!«
    »Na, na«, sagte Kirk mißbilligend, wobei er Ihre Ladyschaft abbittend ansah. »Keine Kraftausdrücke, bitte. War er allein in der Küche, als Sie fortgingen?«
    »Ja. Er war nicht so einer, zu dem die Leute auf ein Schwätzchen kommen. Ich bin also dann gegangen, und seitdem hab ich nichts mehr von ihm gesehen.«
    »Sie sind gegangen«, wiederholte Polizeidirektor Kirk, während Joe Sellons rechte Hand schwerfällig ihre Schnörkel malte, »und haben ihn allein in der Küche zurückgelassen. So, und wann –«
    »Nein, das habe ich nicht gesagt. Er ist noch mit mir bis in den Flur gegangen, und immerzu hat er davon geredet, daß er mir heute früh gleich als erstes mein Geld geben will, und dann habe ich noch gehört, wie er hinter mir die Tür zugeschlossen und verriegelt hat.«
    »Welche Tür?«
    »Die Hintertür. Die hat er fast immer nur benutzt. Die Vordertür war immer verschlossen.«
    »Aha! Ist das ein Kastenschloß?«
    »Nein, ein Einsteckschloß. Von diesen aufgesetzten Dingern hielt er nichts. Die kann man ohne weiteres mit jedem Stemmeisen knacken, hat er immer gesagt.«
    »Das stimmt«, sagte Kirk. »Das heißt also, daß die Vordertür nur mit einem Schlüssel zu öffnen war, von innen oder außen.«
    »Richtig. Ich dachte, das hätten Sie schon selbst gesehen, wenn Sie hingeguckt hätten.«
    Mr. Kirk, der sich die Schlösser beider Türen tatsächlich sehr genau angesehen hatte, fragte unbeirrt weiter:
    »Steckte der Schlüssel zur Vordertür je im Schloß?«
    »Nein, er hatte ihn immer an seinem Bund; es ist ja kein großer.«
    »Gestern abend steckte er jedenfalls nicht im Schloß«, bestätigte Peter hilfsbereit. »Wir sind mit Miss Twittertons Schlüssel auf diesem Wege ins Haus gekommen, und da war das Schloß vollkommen frei.«
    »Aha«, sagte der Polizeidirektor.

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