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Hochzeit kommt vor dem Fall

Hochzeit kommt vor dem Fall

Titel: Hochzeit kommt vor dem Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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fertig war.«
    »Mrs. Ruddle soll sich sonstwohin scheren.«
    »Unbedingt – aber ich glaube, darum kümmert Bunter sich schon.«
    Mrs. Ruddles überhastetes Eintreten mit dem Teetablett schien diese Annahme zu bestätigen.
    »Ich wäre ja schon früher damit reingekommen«, sagte Mrs. Ruddle, indem sie ihre Last unüberhörbar auf dem Tischchen vor dem Kamin abstellte, »aber da ist mir dieser Polizist aus Broxford dazwischengeplatzt, gerade wie ich die Toastbrote machte. Mir ist das Herz in den Hals gesprungen, weil ich dachte, es ist irgendwas Schreckliches passiert. Aber das sind nur die Vorladungen vom Untersuchungsrichter. Ein ganzes Bündel davon hat er in der Hand gehabt, und die hier, das sind die für Sie.«
    »Aha«, sagte Peter und brach das Siegel auf. »Die waren aber diesmal schnell. ›Zeugenladung – Lord Peter Death Bredon Wimsey – kraft dieser Vorladung, gezeichnet und gesiegelt von John Perkins -‹ schon gut, Mrs. Ruddle, Sie brauchen nicht zu warten.«
    »Das ist der Rechtsanwalt Perkins«, erklärte Mrs. Ruddle. »Ein sehr netter Herr, habe ich gehört; gesprochen habe ich allerdings noch nie mit ihm.«
    »›… von Seiner Majestät zum Untersuchungsrichter für den genannten Bezirk Hertfordshire bestellt … Donnerstag, den zehnten Oktober …‹ Dann werden Sie ihn ja morgen sehen und hören, Mrs. Ruddle … ›pünktlich um elf Uhr vormittags im Gasthaus zur Krone zu Paggleham in persona vor dem Untersuchungsgericht zu erscheinen, daselbst Zeugnis abzulegen und die im Namen Seiner Majestät gestellten Fragen zu beantworten zum Tode des William Noakes … und ohne Erlaubnis Ihren Aufenthaltsort nicht zu verlassen.‹«
    »Das ist ja schön und gut«, bemerkte Mrs. Ruddle, »aber wer soll meinem Bert sein Essen hinstellen? Zwölf Uhr ist seine Zeit, und ich laß meinen Bert nicht hungern, auch nicht für König Georg.«
    »Ich fürchte, Bert wird ohne Sie fertig werden müssen«, sagte Peter ernst. »Lesen Sie mal, was hier steht: ›… unter Strafandrohung bei Nichterscheinen …‹«
    »Du liebes bißchen«, sagte Mrs. Ruddle. »Und womit drohen die?«
    »Mit Gefängnis«, sagte Peter mit drohender Stimme.
    » Ich soll ins Gefängnis?« rief Mrs. Ruddle zutiefst entrüstet. »Das ist ja eine schöne Behandlung für eine anständige Frau.«
    »Sie finden doch sicher eine Freundin, die Ihrem Bert etwas zu essen macht«, meinte Harriet.
    »Na ja«, sagte Mrs. Ruddle skeptisch, »vielleicht wäre Mrs. Hodges so freundlich. Aber ich glaube, sie will auch zur Untersuchungsverhandlung kommen und hören, was sich da tut. Aber Moment mal! Ich könnte heute abend schon einen Eintopf für Bert machen, den er nur zu wärmen braucht.« Sie zog sich eilig zur Tür zurück, kam aber noch einmal wieder, um in heiserem Flüsterton zu fragen:
    »Muß ich da auch das von dem Öl sagen?«
    »Das glaube ich nicht.«
    »Oh!« sagte Mrs. Ruddle. »Es ist zwar nichts Unrechtes daran, sich mal einen Tropfen Öl auszuleihen, wenn man ihn leicht wieder ersetzen kann, aber diese Polizei verdreht einer Frau ja so das Wort im Mund.«
    »Ich glaube, da brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen«, sagte Harriet. »Würden Sie bitte die Tür schließen, wenn Sie hinausgehen?«
    »Ja, Mylady«, sagte Mrs. Ruddle und verschwand mit unerwarteter Fügsamkeit.
    »Wenn ich Kirk richtig einschätze«, sagte Peter, »werden sie die Untersuchungsverhandlung vertagen, so daß es nicht allzu lange dauern dürfte.«
    »Nein. Ich bin froh, daß John Perkins so schnell war – da werden nicht so viele Reporter da sein.«
    »Würden die Reporter dir sehr viel ausmachen?«
    »Lange nicht soviel wie dir. Nimm dir das Ganze nicht so zu Herzen, Peter. Finde dich einfach damit ab, daß diesmal wir den Schaden haben.«
    »Den haben wir, das kann man wohl sagen. Helen wird ein großes Triumphgeschrei anstimmen.«
    »Soll sie doch. Die Ärmste sieht nicht so aus, als ob sie im Leben viel zu lachen hätte. Und schließlich kann sie an den Tatsachen nichts ändern. Ich meine, hier sitze ich und schenke dir Tee ein – aus einer Kanne mit angeschlagener Tülle, zugegeben – aber hier bin ich.«
    »Ich glaube nicht, daß sie dich darum beneidet. Ich bin ganz und gar nicht Helens Fall.«
    »Der Tee würde ihr auch gar nicht schmecken – sie würde immer nur die angeschlagene Tülle sehen.«
    »Angeschlagene Tüllen gäb’s bei Helen nicht.«
    »Nein – bei ihr müßte es Silber sein – auch wenn die Kanne leer wäre. Magst du

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