Hochzeit mit dem Playboy-Prinz (Julia) (German Edition)
außerhalb des Palasts stattgefunden. Nein, nicht ganz. Denn in einem gewissen Alter, rückblickend wahrscheinlich viel zu früh, hatte er die Frauen entdeckt … auch im Palast! Sie waren seine Erlösung gewesen. Die einzige Chance, sich in den verhassten Mauern wenigstens ab und zu glücklich zu fühlen.
Mit zitternder Hand wischte er sich den Schweiß von der Stirn und wusste eines plötzlich ganz klar: Das war es nicht, was er sich für Luca wünschte. Er selbst hatte viel zu schnell erwachsen werden müssen. Und die Vorstellung, dass sich dieser kleine Kerl in nur zehn kurzen Jahren ähnlich verhalten würde wie er damals, behagte ihm gar nicht.
Er startete einen neuen Versuch. „Wenn du lieber auf eine richtige Schule gehen willst, können wir das durchaus arrangieren.“ Luca nickte, doch Rodriguez war sich nicht sicher, ob der Junge ihn überhaupt verstanden hatte. „Ich meine, du kannst hier im Palast Unterricht bekommen oder in eine Schulklasse gehen und Freunde haben.“
„Ich glaube, ich nehme die Freunde“, entschied Luca nach kurzer Bedenkzeit.
„Das halte ich für eine sehr gute Entscheidung“, stimmte Rodriguez erleichtert zu. „Wir werden darüber mit Car… mit deiner Mama reden, sobald sie wieder hier ist.“
Die Tür ging auf und Lukas Nanny trat ein. Ein zierlicher Rotschopf mit blasser Haut und Sommersprossen.
„Guten Morgen, Euer Hoheit “, sagte sie lächelnd. „Und dir auch einen wunderschönen guten Morgen, Luca.“
Rodriguez erhob sich betont lässig vom Tisch, aus Angst, unziemliche Hast könnte verraten, wie bestrebt er war, dem Tête-à-Tête mit seinem zukünftigen Stiefsohn zu entkommen. „ Buenos dias. Sie müssen Angelina sein.“
„Das bin ich“, bestätigte sie strahlend und verschränkte etwas verlegen ihre Hände ineinander. Sie war sehr hübsch. Auffälliger als Carlotta, dank ihrer naturroten Haarmähne und den funkelnden, bernsteinfarbenen Augen. Noch vor einer Woche hätte er alles daran gesetzt, sie in sein Bett zu bekommen.
Doch seit er Carlotta kannte, war alles anders. Lucas Nanny konnte seiner Verlobten nicht das Wasser reichen. Ihr fehlte die ruhige Eleganz. Carlottas Schönheit schien von innen heraus zu strahlen, sie wirkte nicht vordergründig oder aufgesetzt. Ihr Haar schimmerte gesund und fiel perfekt, bis auf heute Morgen, als sie es zu einem komischen Pferdeschwanz hochgebunden hatte. Dazu dieser weiche, anschmiegsame Hausanzug. Das war eine neue Variante, die sie nur interessanter und begehrenswerter machte. Wer weiß, wie viele aufregende Schichten ihrer Persönlichkeit es noch zu entdecken gab.
Die Frauen, mit denen er bisher zu tun gehabt hatte, waren durchweg eindimensional gewesen.
„Freut mich, Sie kennenzulernen. Leider muss ich mich entschuldigen …“
„Ich weiß, die Pressekonferenz“, sagte Angelina und setzte sich auf den Stuhl neben Luca. Es sah vollkommen natürlich aus. Er hätte es auch so machen müssen und nicht drei Plätze dazwischen freilassen sollen, als hätte der Junge eine ansteckende Krankheit.
„Ja … die Pressekonferenz.“ Ein letztes Mal sah er zu Luca hinüber und begegnete dem ernsten Blick des Kleinen. „Ich … wir sehen uns später, Luca.“
Wie durch Zauberhand erhellte sich das schmale Gesicht. „Bis später“, sagte Luca zufrieden, ehe er sich seiner Nanny widmete.
Rodriguez wandte sich ab und versuchte, das enge Gefühl in seiner Brust zu ignorieren.
Carlotta erschien die Pressekonferenz ungefähr so reizvoll wie eine Lebensmittelvergiftung mit allen dazugehörigen Nebenwirkungen. Sie fühlte sich wie ein seltenes Insekt unter dem gnadenlosen Blick einer Horde Wissenschaftler.
Sich den Presseleuten zu stellen, kostete Carlotta unendliche Überwindung. Und doch würde sie es tun, und zwar mit Stil. In ihren eleganten High Heels, die eigentlich reserviert waren für … gar nichts. In der Schwangerschaft hatte sie keine hochhackigen Schuhe getragen, um ihr Kind nicht durch ein Umknicken oder einen Sturz zu gefährden. Später, nach der Geburt, mit einem Baby auf dem Arm, waren High Heels sowieso passé.
Trotzdem hatte sie es nicht übers Herz gebracht, ihre schwarzen, mörderisch hohen Lieblingsstilettos einfach wegzuwerfen und sie deshalb in den Tiefen ihres Kleiderschranks vergraben. Und zu dem wenig aufregenden, aber durchaus eleganten sonnengelben Etuikleid mit dem breiten schwarzen Gürtel sahen sie eigentlich ziemlich sexy aus, auf eine subtile, unaufdringliche Weise.
Carlotta
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