Hochzeit mit dem Playboy-Prinz (Julia) (German Edition)
er in die Tat um, was er Carlotta zu Beginn angekündigt hatte: Er führte sein eigenes Leben, abseits von ihr und ihrem kleinen Sohn. In den letzten Tagen war er weder in ihr Bett gekommen, noch hatte er sie zu sich eingeladen.
Vielleicht hätte sie ihn darauf angesprochen, wenn sie nur annähernd gewusst hätte, was sie selbst wollte. Doch dann hätte sie ihm auch gestehen müssen, dass sie ihn verdächtigte, wichtige Staatsgeschäfte vorzuschieben, nur um ihr aus dem Weg zu gehen. Also ergab sie sich in ihr Schicksal und grübelte über Alternativen zu ihrer Einsamkeit nach.
Seufzend zog Carlotta ihr Handy hervor und spielte kurz mit dem Gedanken, Sophia anzurufen. Es war lange her, dass ihre Schwester und sie miteinander gesprochen hatten. Und das lag hauptsächlich daran, dass es so viel einfacher war, eine SMS zu schicken, um das ultimative Glück vorzutäuschen. Und dann war da noch ihre Zwillingsschwester Natalia, die ihr seit einiger Zeit fast wie eine Fremde erschien.
Na toll! dachte Carlotta. So viel zur Selbsttherapie! Jetzt fühle ich mich noch schlechter und einsamer als zuvor.
Immerhin hatte sie noch Luca. Das müsste ihr eigentlich genügen. Trotzdem bekümmerte es sie, dass ihre Schwestern irgendwo im Ausland und damit momentan unerreichbar für sie waren und Rodriguez kaum ein Wort mit ihr wechselte. Während sie Luca zusah, der auf der riesigen Rasenfläche mit unerschöpflicher Energie einen Ball vor sich herdribbelte, versuchte sie ihren Frust loszuwerden, indem sie in allen ihr bekannten Sprachen leise vor sich hin fluchte.
„Mama, guck mal, was ich kann!“
„Pass auf, dass du dir nicht wehtust!“, rief sie zurück und biss sich gleich darauf auf die Zunge. Sie war eben doch keine perfekte Mutter, sosehr sie sich auch darum bemühte.
„Guck, Mama!“
„Du machst das toll!“
Während sie ihren Sohn beobachtete, der jetzt versuchte, mit geschlossenen Füßen über einen roten Ball zu springen, kam ihr wieder Natalia in den Sinn. Wie hatte sie ihre Schwester immer darum beneidet, dass sie alle Schlagzeilen über ihre ständigen Eskapaden einfach weglachte. Und darum, dass es ihr von allen Seiten aus gestattet wurde, die zu sein, die sie war. Sie selbst dagegen hatte immer eine Vorbildfunktion einnehmen müssen. Warum eigentlich?
Natalias Fehler war es jedenfalls nicht, das wurde Carlotta plötzlich zum ersten Mal wirklich bewusst. Sie wollte niemanden mit ihrem Lebensstil verletzen, sondern nahm sich einfach, was sie bekam. Und warum auch nicht?
Mit zitternden Fingern scrollte Carlotta zur richtigen Nummer. Soll ich, oder soll ich nicht? Noch bevor sie sich entschieden hatte, vibrierte ihr Handy. Überrascht schaute Carlotta aufs Display. Offenbar hatte ihr Zwilling dieselbe Idee gehabt wie sie. Es passierte nicht zum ersten Mal, dass sie beide zur selben Zeit das Gleiche dachten oder taten.
„Natalia?“
„ Ciao , Lotta.“
Seit Jahren hatte niemand sie so genannt. Einfach, weil niemand ihr nahe genug stand, um ihren Spitznamen aus Kindertagen zu kennen. Plötzlich fühlte sich ihr Hals ganz eng und rau an.
„Natalia, was ist los?“
„Nichts.“ Das kam viel zu schnell. „Ich … herzlichen Glückwunsch zur Verlobung.“
Carlottas Blick fiel auf den Ring an ihrer linken Hand. Stimmt, sie war verlobt, aber ohne die lustvolle Erinnerung an die beiden Nächte in Rodriguez Armen würde sie es wahrscheinlich selbst nicht glauben.
„Schwesterchen, irgendetwas ist doch los, das höre ich an deiner Stimme. Also mach mir nichts vor, sondern spuck’s einfach aus“, forderte Carlotta Natalia auf.
„Ich … ich wollte nur mit dir reden und hören, ob auch alles in Ordnung ist. Ich meine, mit der geplanten Heirat und so …“
„Ich tue nur das, was uns allen vorbestimmt ist.“ Es waren die Worte ihres Vaters, und in diesem Moment hasste Carlotta sie. „Aber du machst mir langsam Sorgen, Natalia. Was ist mit dir? Wir haben …“
„Seit Jahrzehnten nicht miteinander gesprochen, ich weiß“, unterbrach Natalia sie und brachte ihre Schwester damit zum Lachen.
„Na gut, Jahrzehnte nun nicht gerade, allerdings …“
„Carlotta, ich wollte dir schon lange sagen, wie leid es mir tut, dass ich dich damals im Stich gelassen habe, anstatt mich eindeutig auf deine und Lucas Seite zu stellen und für euch da zu sein. Aber ich … ich hatte Angst …“
„Das weiß ich doch“, erwiderte Carlotta ruhig.
Mit jedem Wort löste sich der Druck in ihrem Innern etwas mehr. Erst
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