Hochzeit mit dem Playboy-Prinz (Julia) (German Edition)
jetzt wurde ihr bewusst, dass stummer Groll so etwas wie ihr treuester Begleiter in den letzten Jahre geworden war.
„Und ich war wütend“, fuhr Natalia fort, „auf Gott und die Welt. Wütend darüber, wie du behandelt wurdest, sauer, weil sich plötzlich alles verändert hat und du einfach in ein neues Leben gestartet bist, das mich ausschloss.“
„So muss es sich tatsächlich für dich angefühlt haben.“
„Es war unglaublich kindisch und selbstsüchtig!“
Carlotta seufzte leise. „Das alles ist so lange her.“
„Trotzdem, ich … ich wollte endlich einmal aufrichtig sein.“
Das aus dem Mund ihrer Schwester zu hören, war schon ungewöhnlich und ganz bestimmt eine Premiere. Und wenn Carlotta etwas ganz genau wusste, dann, dass jeder Mensch irgendwann Vergebung brauchte. Auch sie hatte Fehler gemacht und war weit davon entfernt, perfekt zu sein. Es war so einfach gewesen, ihrer Schwester die Schuld für ihre Entfremdung anzulasten. Etwas anderes hatte sie damals nicht zulassen können, doch jetzt wusste sie, dass die Wahrheit in der Mitte lag.
„Verrätst du mir auch, wer oder was der Auslöser für dieses kleine Wunder ist?“, fragte Carlotta mit liebevoller Ironie.
„Nichts und niemand“, behauptete Natalia und lachte etwas atemlos. „Ach, was soll’s“, gab sie sich dann einen Ruck. „Ich … ich habe jemanden kennengelernt, und das hat mich irgendwie verändert.“
Das hörte sich sehr vertraut an und versetzte Carlotta einen feinen Stich. Auch sie hatte jemanden kennengelernt und fühlte sich wie ausgetauscht. Eine neue Frau, die nichts mehr mit dem verkrampften Geschöpf zu tun hatte, als das sie in Santa Christobel angekommen war.
„Verändert? Bist du etwa auch verlobt, Natalia?“
„Nein.“
„Und wer ist es?“
„Ach, nur irgendjemand. Niemand Wichtiges …“
Es hörte sich traurig und resigniert an, wie das Echo ihres eigenen Herzens. Aber mehr wollte Natalia nicht verraten. Nachdem sie aufgelegt hatte, fühlte sich Carlotta hin- und hergerissen zwischen Erleichterung über die unerwartete Annäherung und Mitgefühl für den Kummer ihrer Schwester, auch wenn sie ihn nur erahnen konnte.
„Hast du gesehen, Mama? Ich bin über den Ball gesprungen!“
„Prima, Tesoro !“, rief sie mechanisch.
„Gut gemacht, Luca“, ertönte dicht hinter ihr eine dunkle vertraute Stimme.
Carlotta wirbelte herum und konnte es kaum fassen, wie Rodriguez es jedes Mal schaffte, sie durcheinander zu bringen: mit seiner Stimme, dem vertrackten Lächeln, den intensiven dunklen Augen und dem verheerenden Sexappeal, der ihr Blut schon wieder durch die Adern rauschen ließ wie flüssige Lava.
„Hast du einen guten Tag gehabt?“, fragte Luca, der bei Rodriguez’ Anblick gleich seinen Ball unter den Arm geklemmt hatte und in ihre Richtung gestürmt war. Überrascht und amüsiert schaute Carlotta von einem zum anderen. In den Augen ihres Sohnes sah sie scheue Verehrung und auf der anderen Seite, wie ihr Verlobter sich um ein Lächeln bemühte, das ziemlich gezwungen wirkte.
„Danke ja, und du?“
„Ich auch. Ich habe es geschafft, über den Ball zu springen, ohne hinzufallen.“
„Na, das ist doch mal ein Erfolg, oder?“
Carlotta fand es an der Zeit, sich bemerkbar zu machen. „Ich bin ganz erstaunt, dich heute schon vor Einbruch der Dunkelheit hier zu sehen.“
Rodriguez zog es vor, die unterschwellige Ironie zu ignorieren. „Wir müssen heute Abend noch ausgehen.“
„Wir?“
„Ja, wir. Ich habe nicht vor, eine andere Frau zu fragen.“
„Warum erfahre ich dann erst jetzt davon? Es scheint zu einer Art Gewohnheit zu werden, dass ich erst in letzter Minute informiert werde.“
„Drei Stunden Vorbereitung sollten reichen, würde ich meinen.“
„Soweit ich weiß, wollte Angelina heute auch ausgehen“, trumpfte Carlotta auf.
„Mit Angelina habe ich bereits alles geklärt.“
„Ohne mich einzubeziehen?“ Langsam reichte es ihr.
„Hat Angelina neue Filme besorgt?“, mischte sich jetzt auch noch Luca ein.
„Das kannst du sie nachher selbst fragen“, vertröstete ihn Carlotta und wandte sich erneut Rodriguez zu. „Was ist das für eine Veranstaltung heute Abend?“
„Ein Charity-Event in der City.“
„Kann ich mit?“, wollte Luca wissen.
„Es würde dir nicht gefallen“, sagte Rodriguez. „Du müsstest eine enge Krawatte tragen und dürftest nicht herumspringen.“
Luca schnitt eine Grimasse. „Dann will ich da nicht hin.“
„Ich auch nicht“,
Weitere Kostenlose Bücher