Hochzeit mit Hindernissen
zu trinken, bis er schließlich nicht mehr arbeiten konnte. Im Lauf der Jahre ist sein Zustand immer schlimmer geworden. Ich habe mich um ihn gekümmert, so gut es ging, doch als ich kaum sechzehn war, war er so schwach, dass er an einer harmlosen Lungenentzündung gestorben ist.”
In der gebotenen Kürze berichtete sie von den Schwierigkeiten, die sie in jungen Jahren hatte meistern müssen – vor allem den Geldnöten, die den Traum von einem Studium in unerreichbare Ferne gerückt und sie gezwungen hatten, als Verkäuferin zu arbeiten. Es erfüllte sie mit großer Genugtuung, dass Baptista sie nicht nur zu verstehen schien, sondern auch Sympathie für sie empfand. Nur so konnte sich Heather erklären, dass ihre künftige Schwiegermutter sie im weiteren Verlauf der Unterhaltung mit großer Selbstverständlichkeit duzte.
Unvermittelt betrat Renato die Veranda und platzte in das Gespräch. Als Heather ihn vor vier Wochen zum Flugplatz gebracht hatte, waren ihm die Folgen des Unfalls noch deutlich anzusehen gewesen. Vielleicht erschrak sie deshalb, als sie den kräftigen, sonnengebräunten Mann sah, der entschlossener und verwegener wirkte als je zuvor.
Wozu in erheblichem Maße seine legere Kleidung beitrug. Statt eines Maßanzugs trug er Jeans und ein ärmelloses weißes T-Shirt, und sein Haar war zerzaust. Er schien körperlich gearbeitet zu haben, denn auf seiner Stirn glänzten feine Schweißperlen. Doch selbst sein zwangloses Äußeres tat der natürlichen Autorität, die er ausstrahlte, nicht den geringsten Abbruch.
Umso erstaunter war Heather, wie respektvoll Renato seine Mutter begrüßte, bevor er zu ihr kam und ihr die Hand auf die Schulter legte. “Da ist ja meine Lebensretterin”, sagte er lächelnd, beugte sich herunter und küsste ihre Wange. “Herzlich willkommen im Kreis der Familie.”
Noch ehe Heather etwas erwidern konnte, setzte sich Renato und schenkte sich ein Glas Wein ein. Dann lehnte er sich entspannt zurück und verfolgte das Gespräch der beiden Frauen, ohne Heather aus den Augen zu lassen.
“Wirst du eigentlich schnell seekrank?”, fragte er unvermittelt und hob die Augenbrauen.
“Bisher hatte ich noch nie Gelegenheit, es auszuprobieren”, erwiderte Heather verunsichert.
“Dann wird es höchste Zeit. Ich habe Lorenzo angeboten, dass ihr eure Flitterwochen auf meiner Segeljacht verbringen könnt. Und da er morgen nach Stockholm muss, können wir den Tag nutzen und herausfinden, ob du auch seefest bist. Das Mittelmeer kann tückisch sein, und du sollst deine Hochzeitsreise ja genießen und nicht darunter leiden.”
Heather hatte sich in der Hoffnung bereit erklärt, dass Angie sie begleiten würde. Doch die hatte bereits andere Pläne.
“Bernardo will mir die Insel zeigen”, berichtete sie strahlend, als die beiden Freundinnen allein in ihrem Zimmer waren.
“Geht das nicht ein bisschen sehr schnell?”, wandte Heather ein. “Ihr kennt euch doch erst wenige Stunden.”
“Na und?” Angie teilte ihre Bedenken nicht im Geringsten. Im Gegenteil. Sie schien mit dem Verlauf der Dinge mehr als zufrieden, und als sie Heather zulächelte und im Bad verschwand, stand ihr die Vorfreude auf den kommenden Tag deutlich ins Gesicht geschrieben.
So musste Heather am nächsten Morgen wohl oder übel ohne ihre Freundin zu Renato ins Auto steigen.
Schon von Weitem war der hohe Mast im Hafen von Mondello zu erkennen, der erahnen ließ, dass es sich bei der
Santa Maria
nicht um irgendeine Segeljacht handelte. Doch als Renato den Wagen geparkt hatte und sie zu einem strahlend weißen Einmaster führte, glaubte Heather zunächst, er erlaube sich einen Scherz.
“Willkommen an Bord”, sagte er mit deutlichem Stolz in der Stimme und half ihr an Deck einer Luxusjacht von mindestens dreißig Meter Länge.
“Ist das wirklich Ihre Jacht?”, fragte Heather ungläubig.
“Erstens ist sie das, und zweitens finde ich es ziemlich unpassend, dass du deinen Fast-Schwager siezt”, erwiderte Renato bestimmt und gab dem Skipper einige Anweisungen.
Ehe Heather recht begriffen hatte, wie ihr geschah, hatten zwei Matrosen die Leinen losgemacht, und der riesige Segler glitt beinahe lautlos durch die Hafeneinfahrt hinaus auf die offene See.
Vor der Bucht wehte eine kräftige Brise, und sobald die Segel gesetzt waren, legte sich die schwere Jacht leicht auf die Seite und schnitt elegant durch die Wellen.
“Wie fühlst du dich?”, erkundigte sich Renato, der kurz unter Deck gewesen war und sich
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