Hochzeit mit Hindernissen
den hatte ich nicht die geringste Chance, denn erstens besaß er mehr Geld als ich, und zweitens führte er ein ungleich aufregenderes Leben. Jedenfalls habe ich sie nie wiedergesehen.”
“Und das Kind?” Heather hätte sich für ihre unbedachte Frage ohrfeigen können, doch Renato ließ mit keiner Miene erkennen, dass sie das nichts anging.
“Das hatte sie offensichtlich erfunden”, antwortete er traurig. “Wer weiß, vielleicht hat sie es auch …” Er ersparte es sich und Heather, den grausamen Gedanken auszusprechen. “Ehrlich gesagt bin ich mir nicht sicher. Der Frau ist alles zuzutrauen.”
Heather vermied es tunlichst, etwas zu erwidern. Was hätte sie auch Tröstendes sagen können? Renato hatte den Schmerz auch nach Jahren nicht überwunden, und so erklärte sich auch, dass er sie zunächst für eine Mitgiftjägerin gehalten hatte.
“Lorenzo weiß gar nicht, welches Glück er hat, dass er an jemanden wie dich geraten ist”, sagte er unvermittelt, als hätte er instinktiv gespürt, woran Heather dachte.
“Wenn du mir vertraust, warum denn nicht auch anderen …?”
“Die einzige Frau, der ich vertraue, ist meine Mutter”, unterbrach er sie. “Und ich weiß, wovon ich spreche.” Er schenkte ihnen Wein nach und reichte Heather ihr Glas. “Glaubst du, du kannst bei uns glücklich werden?”, fragte er mit einem gezwungenen Lächeln.
“Ganz bestimmt sogar”, erwiderte Heather aus tiefster Überzeugung. “Manchmal wundere ich mich selbst, wie schnell alles ging, aber Lorenzo gibt mir das Gefühl, zu Hause zu sein.”
“Gab es nie einen anderen Mann in deinem Leben, der dir dieses Gefühl gegeben hat?”, fragte Renato und beobachtete Heather aufmerksam, als warte er gespannt auf ihre Reaktion.
“Doch”, gestand sie rundheraus. Nachdem er so offen zu ihr gewesen war, gab es keinen Grund, ihm zu verschweigen, dass ihr sein Schmerz aus eigener Erfahrung bekannt war. “Und es ist noch gar nicht so lange her. Er hieß Peter, und wie Magdalena und du wollten wir heiraten. Eine Woche vor der Hochzeit hat der Herr es sich anders überlegt. Ohne Lorenzo hätte ich den Schock sicherlich bis heute noch nicht verarbeitet.”
Erst durch Renatos fragenden Blick merkte sie, dass sie sich unklar ausgedrückt hatte. “Du darfst nicht denken, dass ich Lorenzo nur heirate, um Peter vergessen zu können. Inzwischen bin ich fest davon überzeugt, dass es das Schicksal gut mit mir gemeint hat. Lorenzo ist so verständnisvoll und fürsorglich. Einen besseren Ehemann kann ich mir gar nicht wünschen.”
Renatos Gesichtsausdruck wurde plötzlich ungeheuer nachdenklich. Er sah Heather an, als hätten ihn ihre Worte tief bewegt. “Ich hoffe, du weißt, dass du immer auf mich zählen kannst, falls es mal Probleme geben sollte”, sagte er mit großem Ernst.
Es klang, als triebe ihn eine dunkle Vorahnung, und Heather hatte das dumpfe Gefühl, dass er ihr etwas verschwieg. Doch sein düsterer Blick hielt sie davon ab, ihn nach den Gründen für seine rätselhafte Prophezeiung zu fragen.
Als Renato den Arm ausstreckte und ihre Hand nahm, stockte ihr der Atem. In seinen Augen lag eine eigentümliche Schwermut, die sie diesem kräftigen, stolzen und selbstbewussten Mann nicht zugetraut hätte.
Wie gebannt saßen sie sich gegenüber und sahen sich an, bis Renato unvermittelt ihre Hand losließ und sich aufrichtete. “Es wird höchste Zeit, zur Jacht zurückkehren”, teilte er ihr sachlich mit, und seiner Stimme war nicht mehr die geringste Unsicherheit anzuhören.
4. KAPITEL
N achdem sie schweigend ihre Sachen zusammengepackt und im Beiboot verstaut hatten, nahm Heather auf dem kleinen Sonnendeck am Heck Platz, während Renato sich ans Steuer setzte und den Motor startete.
Dass es mit seiner Ausgeglichenheit nicht so weit her war, wie er Heather glauben machen wollte, wurde ihr klar, als er den Gashebel nach vorn drückte, sobald sie das tiefe Wasser erreicht hatten. Im selben Moment wurde das kleine Boot nach vorn gepeitscht.
Heather richtete sich auf und beobachtete fasziniert die Wellen, die sich hinter ihnen in weißen Schaumkronen brachen. Längst hatten sie die
Santa Maria
hinter sich gelassen, und Renato schien weder das Tempo drosseln noch umkehren zu wollen.
Als er sich nach ihr umsah, meinte Heather, in das Gesicht eines kleinen Jungen zu blicken. “Gefällt es dir?” Über den ohrenbetäubenden Lärm hinweg konnte sie ihn nur mit Mühe verstehen, und zur Erwiderung nickte sie.
Es war ein
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