Hochzeit mit Hindernissen
sie schon merken, was sie an mir hat. Darauf gehe ich jede Wette ein …”
Weiter kam er nicht. Renato hatte ihm die Hände um den Hals gelegt und sah ihn wutentbrannt an.
“Bist du wahnsinnig?” Bernardo schrie seinen großen Bruder an, um ihn zur Besinnung zu bringen. Gleichzeitig versuchte er, ihn von Lorenzo wegzuzerren, der schon blau anlief, weil er keine Luft mehr bekam.
Endlich löste Renato den Würgegriff. “Geh mir aus den Augen!”, forderte er Lorenzo unmissverständlich auf.
“Nichts lieber als das!” Lorenzo warf ihm einen vernichtenden Blick zu. “Und wehe, du mischst dich noch einmal in meine Angelegenheiten ein.”
Kaum hatte Lorenzo den Raum verlassen, knöpfte sich Renato seinen anderen Bruder vor. “Was machst du eigentlich noch hier?”, fragte er bitter. “Wolltest du nicht längst bei deiner neuen Freundin sein?”
“Wenn mich nicht alles täuscht, werde ich Angie noch häufig genug sehen”, erwiderte Bernardo.
“Soll das heißen, dass ihr heiraten wollt?”
“Wenn es nach mir ginge, sofort. Aber du hast ja auch noch ein Wörtchen mitzureden.”
“Und wenn ich Nein sagen würde?”
“Das wäre ausgesprochen schade”, erwiderte Bernardo und lächelte ausnahmsweise. “Ändern würde es allerdings nichts.”
“Das dachte ich mir.” Renato schien die Entschlossenheit seines Bruders zu imponieren, denn er nickte ihm aufmunternd zu. “Wie schön, dass wenigstens einer von uns dreien glücklich verliebt ist.”
7. KAPITEL
A ngies Abreise ließ sich nicht länger aufschieben. Sie hatte ihren Urlaub ohnehin schon eigenmächtig verlängert, doch allmählich wurde es für sie allerhöchste Zeit, nach London zurückzufliegen.
Wobei sich Heather sicher war, dass ihre Freundin schon sehr bald die Zelte in England abbrechen würde, um für immer auf Sizilien zu bleiben. Lange würde sie es ohne Bernardo nicht aushalten, und ihre Liebe zu ihm war so tief empfunden, dass Heather fest davon ausging, dass sich die beiden noch vor Angies Abreise verloben würden.
Dafür sprach auch die Tatsache, dass sie sich gleich nach dem Frühstück verabschiedet hatten, ohne etwas über das Ziel ihres Ausflugs zu verraten. Sicherlich wollten sie das Nötige veranlassen, um die Familie später am Tage zu überraschen.
Doch als Heather das Zimmer betrat, das sie sich mit Angie teilte, wusste sie instinktiv, dass etwas Entsetzliches geschehen sein musste. Der Gesichtsausdruck, mit dem ihre beste Freundin die Koffer packte, erinnerte sie fatal an die schmerzlichen Erfahrungen, die sie selbst vor wenigen Tagen hatte machen müssen.
“Was ist passiert?”, fragte sie besorgt. “Hast du dich mit Bernardo gestritten?”
“Dazu hat er mir keine Gelegenheit gegeben”, erwiderte Angie mit tränenerstickter Stimme. “Er hat mich überhaupt nicht zu Wort kommen lassen, sondern mir in aller Seelenruhe erklärt, dass er mich nicht heiraten könne.”
“Warum das denn?” Angies Antwort traf Heather völlig unvorbereitet. “Ich denke, er liebt dich?”
“Natürlich liebt er mich!” Angie klang geradezu empört. “Immer wieder hat er es mir gesagt. Heiraten will er mich aber trotzdem nicht.”
“Ich verstehe kein Wort”, gestand Heather.
“Ich doch auch nicht!”
Angie schlug verzweifelt die Hände vors Gesicht, und Heather umarmte sie, um sie zu trösten. “Willst du mir nicht erzählen, was passiert ist?”
Auch wenn sich Angie alle Mühe gab, gelang es ihr nicht, ihrer Freundin zu erklären, warum der Mann, der sie liebte, sich weigerte, sie zur Frau zu nehmen. Sie stand viel zu sehr unter Schock, um selbst verstanden zu haben, warum Bernardo sich von ihr trennen wollte und gleichzeitig beteuerte, nie eine andere Frau lieben zu können.
“In welchem Jahrhundert leben wir denn?”, fragte Heather, als sie endlich zumindest eine vage Vermutung zu haben glaubte, warum Bernardo es vorzog, sein Leben als Junggeselle zu fristen.
“Bernardo ist Sizilianer, und dass die Uhren hier anders ticken, brauche ich dir ja wohl nicht zu erklären”, widersprach Angie erregt. “Wenn ihm sein verdammter Stolz wichtiger ist als ich, dann habe ich mich damit abzufinden. Und jetzt lass uns bitte das Thema wechseln.”
Ursprünglich hatte Heather vor, Angie zum Flugplatz zu begleiten. Sie entschied sich spontan anders, als Bernardo sich anbot, das zu übernehmen. Vielleicht würde er in der Stunde des Abschiedes merken, welche Dummheit er beginge, wenn er Angie abreisen ließe, und sie
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