Hochzeit mit Hindernissen
gekommen. Doch nun fühlte sie sich wieder stark genug, Renato unter die Augen zu treten.
Bei ihrem nächsten Besuch sprach sie Baptista vorsichtig auf ihn an und erfuhr, dass er gemeinsam mit Lorenzo eine Geschäftsreise angetreten hatte. Ihre Mutter fühlte sich ohne die Söhne ziemlich einsam, aber sie freute sich auch, dass die beiden endlich Gelegenheit hatten, gemeinsam zu verreisen. Widerwillig stimmte Heather ihr zu.
Der Einzige, dem sie häufiger begegnete, war Bernardo. Er war blass und wirkte unglücklich. Um ihn ein wenig aufzuheitern, lud Heather ihn zum Essen nach
Bella Rosaria
ein und berichtete ihm ausführlich von Angie, die ihr zwischenzeitlich schon zwei lange Briefe geschrieben hatte. Bernardo sprach kaum ein Wort, doch sein Gesichtsausdruck verriet, dass er alles, was Heather erzählte, gebannt verfolgte und in sich aufsog. Er schien Heathers Verständnis sehr zu genießen, denn er blieb länger, als er vorgehabt hatte, und als er sich spät am Abend verabschiedete, hatte Heather in ihm einen guten Freund gefunden.
Je mehr Zeit verging, desto wohler fühlte sie sich auf der Insel, die ihr längst zur Heimat geworden war. Trotzdem zwang sie sich eines Tages, im
Gossways
anzurufen. Zu ihrem großen Schrecken musste sie jedoch erfahren, dass der Platz im hauseigenen Fortbildungsprogramm inzwischen anderweitig vergeben worden war, und auch ihre Stelle in der Parfümerieabteilung war neu besetzt worden. Womit sich die Nachfrage erübrigt hatte, ob ein gewisser Renato Martelli sich für sie verwandt hatte.
Eine geschlagene Woche verging, bis sie eines Mittags vom Wintergarten aus Renatos Auto sah, das sich in hohem Tempo der Villa näherte.
Während Heather zur Haustür ging, strich sie sich schnell das Haar zurecht und nahm sich fest vor, Renato zwar freundlich, aber mit der gebotenen Zurückhaltung zu empfangen.
Doch nicht Renato stieg aus dem Auto und winkte ihr fröhlich zu. “Schön, dich zu sehen, Heather”, begrüßte Lorenzo sie, als er die Treppe hinaufgestürmt war, und lächelte, als wäre zwischen ihnen alles in bester Ordnung. “Ich wollte mal sehen, wie es dir geht.”
Es dauerte eine ganze Weile, bis Heather sich wieder gefangen hatte. Lorenzos Besuch kam mehr als überraschend, und dass er von der Geschäftsreise zurück war, legte die Vermutung nahe, dass auch Renato wieder auf Sizilien war.
“Danke der Nachfrage”, erwiderte sie förmlich. “Wie du siehst, geht es mir gut.”
“Ist es dir hier draußen nicht zu einsam?”, erkundigte sich Lorenzo.
“Es gibt Schlimmeres, als allein zu sein”, antwortete sie spitz. “Willst du nicht ins Haus kommen?”
Lorenzo reagierte auf ihre Bemerkung mit einem herzlichen Lächeln. Überhaupt schien er bester Laune – was ihn mindestens so attraktiv machte wie sein Äußeres. Er trug eine schlichte Leinenhose und ein kurzärmeliges Hemd, das nur zur Hälfte zugeknöpft war.
“Empfindest du die Atmosphäre hier drinnen auch als entsetzlich bedrückend?”, fragte er unvermittelt, nachdem Heather ihn ins Wohnzimmer geführt hatte. “Ich weiß noch genau, wie sehr ich es gehasst habe, wenn wir die Sommerferien hier verbringen mussten.”
Unwillkürlich musste Heather daran denken, dass sie sich bei ihrem ersten Besuch in
Bella Rosaria
ausgemalt hatte, wie schön es wäre, nach der Hochzeit hierherzuziehen. Wie so vieles, was Lorenzo betraf, entpuppte sich auch das als Produkt ihrer blühenden Fantasie. Dass sie trotzdem beinahe seine Frau geworden wäre, war allerdings kaum Lorenzo anzulasten.
“Wir können ja auf die Terrasse gehen, wenn es dir lieber ist”, sagte sie endlich. Jocasta brachte ihnen Wein, und sie stellten sich an die kleine Mauer, von wo aus man einen herrlichen Blick auf den Garten hatte.
“Willst du mir nicht von deinem Streit mit meiner Mutter erzählen?”, fragte Lorenzo und sah sie schalkhaft an.
“Ich weiß nicht, was du meinst”, erwiderte Heather abwehrend.
“Wirklich nicht?” Lorenzo trank einen Schluck Wein, ohne Heather aus den Augen zu lassen. “Es hat sich längst herumgesprochen, dass Mamma dich mit Renato verkuppeln wollte und du die beiden ausgelacht hast. Ich gestehe, dass ich gern dabei gewesen wäre, als mein großer Bruder eine Abfuhr bekommen hat. Schließlich ist er das von den Frauen, mit denen er sonst zu tun hat, nicht gewohnt.”
“Leider muss ich dich enttäuschen”, erwiderte Heather. “Ich habe ihm keine ‘Abfuhr’ erteilt, weil er den Vorschlag deiner Mutter
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