Hochzeit mit Hindernissen
gerade nachdrücklich bewiesen?”
Heather war versucht, ihm recht zu geben. Doch dazu war die Erinnerung an das Gespräch mit Baptista noch zu frisch. “Jetzt brauche ich deine Hilfe”, sagte sie leise. “Bitte ruf gleich morgen im
Gossways
an. Wenn ich erst meine Arbeit wiederhabe, gelingt es mir vielleicht zu vergessen, was geschehen ist.”
8. KAPITEL
S chon nach wenigen Tagen merkte Heather, dass sich die Ruhe und der Frieden von
Bella Rosaria
auf sie übertrugen.
Es war Baptistas Vorschlag gewesen, dass Heather eine Weile aufs Land fahren sollte. “Dann kannst du dich an das Gut gewöhnen und das Gut sich an dich”, hatte sie lächelnd gesagt. “Und damit du mich zwischendurch besuchen kannst, leihe ich dir ein Auto.”
Heather hatte zugestimmt, ohne zu zögern.
Bella Rosaria
war für sie der ideale Ort, um vor der Rückkehr nach England ein wenig auszuspannen. Und dass sie sich nicht als Eigentümerin des Landgutes fühlte, würde Baptista spätestens dann merken, wenn sie, Heather, die Schenkung rückgängig gemacht hätte.
Zu ihrer großen Verwunderung ging das Personal jedoch mit großer Selbstverständlichkeit davon aus, in ihr die neue Besitzerin vor sich zu haben. Jocasta, das Hausmädchen, hieß sie mit einer Herzlichkeit willkommen, die sie beschämte, und deren Mann Gino kochte ihr zu Ehren am ersten Abend einen sizilianischen Eintopf, den Heather auf Anhieb zu ihrem Lieblingsgericht erklärte. Entsprechend bedauerte sie, dass sie nicht allzu oft die Gelegenheit bekommen würde, es zu genießen …
Schwieriger gestaltete sich das Verhältnis zu Luigi, dem Verwalter des Gutes. Er war ein kleiner, griesgrämiger Mann in den Fünfzigern, der es gewohnt war, selbstständig zu arbeiten. Er sprach Heather in einem sonderbaren Gemisch aus Sizilianisch und Englisch an, und erst als sie ihm im selben Kauderwelsch antwortete, legte sich sein Misstrauen gegenüber dem Eindringling allmählich.
Sobald sich herausstellte, dass Heather reiten konnte, war das Eis endgültig gebrochen. Er bot sich an, zwei Pferde aus dem eigenen Stall zu satteln und Heather die Ländereien zu zeigen. Mit Freuden nahm sie an, und der Ritt durch die fruchtbare Landschaft tat ihr so gut, dass sie es sich zur täglichen Gewohnheit machte.
Die Wirkung ließ nicht lange auf sich warten. Mit jedem Tag hellte sich ihre Stimmung mehr auf. Trotzdem hielt sie es für ratsam, ihre Besuche auf dem Anwesen der Familie Martelli auf jene Tageszeiten zu legen, zu denen Renato gewöhnlich nicht zu Hause war.
Zu ihrer Erleichterung kam Baptista mit keiner Silbe mehr auf ihren Vorschlag zu sprechen, sondern unterhielt sich mit ihr meistens über
Bella Rosaria.
Dabei achtete sie stets darauf, Heather als Besitzerin des Landgutes zu behandeln. Und selbst wenn Heather sich an diesen Gedanken gar nicht erst gewöhnen wollte, merkte sie, dass die Vorstellung, einen solchen Betrieb zu führen, sie immer mehr faszinierte.
Insgeheim wunderte sie sich, dass Renato nicht längst Einspruch erhoben hatte. Schließlich wusste sie von Lorenzo, dass er fest damit gerechnet hatte, selbst Eigentümer von
Bella Rosaria
zu werden, und so erwartete sie beinahe täglich seinen Besuch.
Doch die Tage gingen ins Land, ohne dass Renato sich blicken ließ. Anstatt aber erleichtert darüber zu sein, begann sich Heather zunehmend über seine Gleichgültigkeit zu ärgern. Offensichtlich ging er davon aus, dass sich die Angelegenheit irgendwann von selbst regeln würde – und zwar in seinem Sinne.
Denn nicht anders hatte es sich mit der nächtlichen Begegnung im Garten verhalten. Mittlerweile war Heather zu der Überzeugung gelangt, dass er es seit der ersten Begegnung im
Gossways
darauf abgesehen hatte, sie zu küssen. Und nachdem er seinen Willen bekommen hatte, hielt er es nicht mehr für nötig, sich mit ihr, Heather, abzugeben.
Allerdings musste sie zugeben, dass sie seinen Kuss nicht weniger lange herbeigesehnt hatte. Und obwohl sie seinerzeit einen anderen Mann geliebt hatte, wäre es um ein Haar schon auf der
Santa Maria
dazu gekommen.
Nach dem Debakel in der Kathedrale hatte sie sich in ihr Schneckenhaus verkrochen und nichts und niemanden an sich herangelassen. Erst in jener Nacht am Brunnen hatte sie sich wieder geöffnet, und Renatos Zärtlichkeiten hatten ihre Gefühle mit einer Heftigkeit geweckt, die ihr beinahe Angst gemacht hatte. So gesehen war Baptistas Vorschlag, sich nach
Bella Rosaria
zurückzuziehen, genau zum richtigen Zeitpunkt
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