Hochzeit mit Hindernissen
gewiesen.”
“Das habe ich meiner Mutter zu verdanken”, erwiderte er. “Sie hat mich nachdrücklich an meine Pflichten erinnert, und da ich ein gehorsamer Sohn bin, habe ich mich schließlich dazu bereit erklärt. Wenn auch nur widerwillig”, setzte er wenig charmant hinzu.
“Kannst du nicht einmal ernst bleiben?”, fragte Heather entrüstet.
“Also schön”, begann er, “wir haben beide erlebt, dass Liebe kein Garant für eine harmonische Ehe ist. Andererseits zeigt das Beispiel meiner Eltern, dass man, auch ohne sich zu lieben, glücklich miteinander sein kann. Jedenfalls dann, wenn man keine Wunder erwartet. Habe ich nicht recht?”
“Ganz von der Hand zu weisen ist das nicht”, musste Heather zugeben.
“Soll das heißen, dass wir uns einig sind?” Renato richtete sich auf und wartete gespannt auf Heathers Reaktion. “Du ahnst gar nicht, welche Freude du meiner Mutter damit machen würdest”, fügte er hinzu, um ihr die Entscheidung leichter zu machen.
“Das ist nicht fair von dir!”, entgegnete Heather erbost. “Du weißt genau, wie weh es mir tut, Baptista enttäuschen zu müssen.”
“Keine Sorge”, erwiderte Renato. “Insgeheim vertraut sie darauf, dass es dazu nicht kommen wird.”
“Hast du ihr etwa diesen Floh ins Ohr gesetzt?”, platzte Heather heraus.
“Ich habe ihr nur gesagt, dass ich mit dir noch mal in aller Ruhe …”
“Mir die Pistole auf die Brust setzt, wolltest du sagen!”, fiel Heather ihm wutentbrannt ins Wort und sprang auf. “Wie kannst du es nur wagen? Schlimm genug, dass du alle im Dorf an der Nase herumführst. Aber dass du sogar deine Mutter in dein falsches Spiel einbeziehst, ist ja wohl der Gipfel!”
Renato fluchte leise und erhob sich. “Sei doch vernünftig, Heather”, bat er sie.
“Fass dich lieber an die eigene Nase”, entgegnete sie barsch. “Oder nennst du es vernünftig, dass du mich erst um jeden Preis zur Frau deines Bruders machen willst und jetzt alle Welt glauben lässt, dass wir so gut wie verheiratet seien? Beim ersten Mal hat dir Lorenzo einen Strich durch die Rechnung gemacht, und dieses Mal bin ich es, die das tut.”
Renato reagierte unerwartet ruhig auf Heathers Wutausbruch. Er sah sie eine ganze Weile lang nachdenklich an. “Warum läufst du eigentlich vor deinem Schicksal davon?”, fragte er schließlich.
“Wenn ich vor etwas weglaufe, dann vor dir!”, erwiderte sie empört. “Mein Schicksal sieht etwas anderes vor, als den Sündenbock für das zu spielen, was du angerichtet hast. Dafür eignen sich deine Freundinnen viel besser, und wenn du sie gut dafür bezahlst, wird sich sicherlich eine finden, die dazu bereit ist.”
Sein Blick verriet, dass sie ihn tief getroffen hatte. Doch ohne eine Antwort abzuwarten, wandte sie sich um und lief zu den Pferden. Der Gesichtsausdruck des Bauern, der ihr freundlich zulächelte, bestärkte sie in der Gewissheit, dass sie nur eine Figur in einem Spiel war.
Sobald sie auf dem Pferd saß, gab sie ihm die Sporen und trieb es über die Felder. Doch Renato hatte umgehend die Verfolgung aufgenommen und kam ihr erschreckend schnell näher. Schon konnte sie das Hufgetrappel seines Pferdes hören, und als sie sich kurz umdrehte, sah sie, dass er ihr aufgeregt zuwinkte, als wolle er sie vor etwas warnen.
Ohne auf ihn zu achten, ritt sie weiter, als sich urplötzlich der Himmel verdüsterte und das erste Donnergrollen zu hören war, worüber ihr Pferd so sehr erschrak, dass es kurz ins Straucheln geriet. Zum Glück konnte es sich wieder fangen, doch dabei hatte es so viel Geschwindigkeit eingebüßt, dass Renato zu Heather aufschließen konnte.
“Dorthin!”, rief er und zeigte auf den Tempel.
Im selben Moment öffnete der Himmel seine Schleusen, und der Wolkenbruch, der auf sie niederprasselte, war in nichts mit dem vergleichbar, was Heather aus England kannte. Es regnete so stark, dass sie innerhalb weniger Sekunden nass bis auf die Haut waren, und die Sicht war so schlecht, dass Heather Mühe hatte, Renato zu folgen.
Er führte sie zur Rückseite des Tempels, wo ihnen ein Überhang zwischen zwei Säulen als notdürftiger Unterstand diente. Doch der Wind war so stark, dass sie dem Regen kaum weniger ausgesetzt waren als zuvor.
“Verdammt!”, fluchte Renato und wischte sich das Wasser aus dem Gesicht. Doch als sein Blick auf Heather fiel, mochte er seinen Augen nicht trauen. Sie stand mit erhobenem Kopf und weit geöffneten Augen da, als würde sie den Ausbruch der
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