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Hochzeit nach Plan B (German Edition)

Hochzeit nach Plan B (German Edition)

Titel: Hochzeit nach Plan B (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Milena Mayfeldt
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Horst-Egon zu nennen? Andererseits, wenn man bedachte, wie viel Schmerzen und Strapazen die Frauen im Kreißsaal hatten durchleiden müssen, war es eher ein Wunder, dass nicht jedes zweite Kind Horst-Egon hieß. Ich kicherte nervös.
    Jetzt nur nicht hysterisch werden! Es war kaum zu glauben, aber ich war noch aufgeregter als vor dem Besuch bei Ben im Krankenhaus. Ich wusste ja, was für mich auf dem Spiel stand.
    Außerdem war mir im Auto noch eingefallen, dass ich leider keinerlei Referenzen hatte. Ich konnte zwar einen Nachweis über meine zweidreiviertel Semester an der Uni vorlegen, aber wen interessierte das schon?
    Als mein Vater noch als Makler gearbeitet hatte, hatte ich mir in den Ferien und am Wochenende immer mal ein bisschen mein Taschengeld in seiner Firma aufgebessert, aber selbst wenn ich darüber ein Zeugnis bekommen hätte, wären darin außer Kaffee kochen nur Kopieren und vielleicht noch Akten sortieren aufgeführt gewesen. Nichts, mit dem man einen Blumentopf gewinnen konnte, geschweige denn einen Job ergattern.
    Auch für die Zeit in Thomas` Architekturbüro hatte ich natürlich kein Zeugnis. Es hätte ja auch meinen schönen Abgang mit dem vor die Füße geknallten Slip völlig versaut, wenn ich den Kopf wieder zur Tür reingestreckt hätte nach dem Motto: »Ach ja, kannst du mir noch ein gutes Zeugnis schreiben? Ich habe nämlich überhaupt keine Lust, weiter mit dir zusammenzuarbeiten.«
    Obwohl, je länger ich mir die Szene vorstellte, umso cooler wurde ich dabei. Vielleicht hätte ich es doch ausprobieren sollen. Es wäre auf jeden Fall mal etwas anderes gewesen.
    Aber jetzt war es dafür sowieso zu spät. Ich musste allein durch meine Persönlichkeit punkten. Und vielleicht dadurch, dass kein anderer die Annonce in der falschen Rubrik entdeckt hatte, machte ich mir selbst Mut. Das war immerhin auch eine ordentliche Leistung gewesen, und die musste doch belohnt werden, oder?
    Ich überwand meinen inneren Schweinehund, drückte die Klinke herunter – und wurde gleich wieder mit Hunden konfrontiert, wenn auch nicht mit Schweinehunden.
    »Nein, Frau Dinkelbeck, ich habe mit dem Vermieter gesprochen. Hunde im Taschenformat sind in der Wohnung kein Problem«, sagte ein Mann mit sonorer Stimme. Er hatte einen Telefonhörer ans Ohr gepresst und verdrehte gekonnt die Augen, während er mir ein Handzeichen gab, einzutreten.
    Folgsam setzte ich mich auf den Stuhl gegenüber und musterte ihn. Mein zukünftiger Chef, vermutete ich. Zumindest wenn alles nach Plan lief.
    Ich schätzte den Mann auf Ende fünfzig, Anfang sechzig. Er war entweder Junggeselle oder extrem beratungsresistent, denn eine Frau konnte sein Outfit kaum ausgesucht haben. Zum gestreiften Jackett trug er eine karierte Hose und eine gepunktete Krawatte. Immerhin milderte sein hellblaues Hemd den wilden Mustermix etwas ab und bewahrte meine Augen davor, panisch aus den Höhlen zu hüpfen. Merkwürdigerweise machte er trotz seines Aufzugs einen seriösen und sogar sympathischen Eindruck.
    Ich lächelte ihm vorsichtig zu, während er weitertelefonierte.
    »Wie? Ja, natürlich gibt es Taschen in jeder Größe. Ich wollte damit auch nur sagen, dass Sie es vorher mit dem Vermieter absprechen sollten, wenn Sie Ihren Chihuahua durch eine Deutsche Dogge oder einen Irischen Wolfshund ersetzen wollen.«
    Während Herr Berschmann seine Kundin weiter darauf einschwor, sich keinen Zoo zuzulegen, sah ich mich unauffällig um. Das Büro war eher klein. Alles wirkte gedrängt, was vermutlich an den schweren, dunklen Holzregalen und -schränken lag, aus denen überall Aktenordner quollen. Dass sich auch auf dem Schreibtisch und sogar in einer Zimmerecke auf dem grünen Teppichboden die Papierstapel türmten, ließ das Ganze nicht unbedingt ordentlicher wirken. Ich dachte an das stylische Büro mit den Designermöbeln, in dem ich noch vor ein paar Tagen gearbeitet hatte.
    Der Makler hatte wohl meinen irritierten Blick bemerkt.
    »Gefällt es Ihnen?«, fragte er direkt, nachdem er sein Telefongespräch beendet hatte.
    »Nicht wirklich«, gab ich spontan zurück. »Um hier einigermaßen anständig Kunden zu empfangen, könnte ruhig mal aufgeräumt und vor allem kräftig ausgemistet werden.«
    Verdammt, vielleicht hätte ich vor meinem Geplapper mal nachdenken sollen. Das war ja ein kaum zu übertreffender Einstieg für ein Vorstellungsgespräch. Gleich mal im ersten Satz den Chef kritisieren, nur weiter so!
    Wider Erwarten verzog sich Berschmanns Gesicht

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