Hochzeit nach Plan B (German Edition)
Im Zoo von Bangkok ist ein Opossum-Junges zur Welt gekommen? Das muss ich genauer wissen! ), konnte ich mich dazu aufraffen, mich mit den Stellenanzeigen zu beschäftigen.
Doch schon bei den ersten Angeboten wurde mir mein Dilemma deutlich. Die großen, mehrspaltigen Annoncen brauchte ich gar nicht erst zu studieren. Dort wurden überall nur super ausgebildete Leute mit jeder Menge Berufserfahrung gesucht. Dafür war ich nicht qualifiziert genug. Auch bei den kleineren Anzeigen fiel schon einmal mindestens die Hälfte weg, nämlich die, die zehntausend Euro und mehr im Monat durch leichte Heimarbeit versprach. Um mich auf die zu melden, war ich nicht blöd genug. Der klägliche Rest waren überwiegend Putzstellen, Hausmeisterjobs oder Tätigkeiten, für die gut gebaute Mädchen ohne ausgeprägtes Schamgefühl gesucht wurden.
Alles nichts für mich, entschied ich schnell. Aber was war schon etwas für mich? Oder besser gesagt: Für was war ich schon was? Ich hatte keine Ausbildung, kein abgeschlossenes Studium, nicht mal richtige Berufserfahrung in einem Job. Außer einigen schlecht bezahlten Jobs, um mich über Wasser zu halten, ein paar Semestern Kommunikationswissenschaft und einer Tätigkeit als Allzweckwaffe in Thomas` Architekturbüro hatte ich leider nichts vorzuweisen.
Plötzlich fiel mein Blick jedoch auf eine Anzeige, die anscheinend in der Rubrik verrutscht war. Unter der Überschrift Tiermarkt – Hunde und Katzen suchte jemand eine Verstärkung für das Büro eines Immobilienmaklers.
Na, wenn das nicht ein Wink des Schicksals war (und hoffentlich diesmal ein besserer als seinerzeit der Schwarze Winkel)!
Ich war zwar keine Immobilienkauffrau und auch keine Bürofachkraft, aber eine Verstärkung war ich allemal. Immerhin hatte ich im Architekturbüro ständig mit Häusern und Wohnungen zu tun gehabt, und da hatte ich eine ganze Menge aufgeschnappt. Außerdem war mein Vater Immobilienmakler gewesen. Er war jetzt zwar schon mehr als sieben Jahre tot, aber vielleicht lag mir so etwas ja einfach im Blut.
Insgeheim musste ich natürlich auch zugeben, dass meine Chancen vielleicht nur deshalb nicht ganz so schlecht waren, weil durch das falsche Platzieren der Stellenanzeige der Kreis der Bewerber hoffentlich recht überschaubar bleiben würde.
Zuversichtlich griff ich zum Telefon, atmete einmal tief durch und wählte dann die angegebene Nummer.
Keine zwei Minuten später führte ich einen Freudentanz auf, der den Fruchtbarkeitstanz der Maori weit in den Schatten stellte. Zumindest machte Daniel ein angemessen beeindrucktes Gesicht, als er den Kopf durch die Küchentür streckte, während ich gerade mit dem Hintern wackelte und »uh ah uh«-Laute von mir gab.
»Alles in Ordnung mit dir?«, fragte er vorsichtig.
»Ich habe heute Nachmittag ein Vorstellungsgespräch«, jubelte ich, als wäre das Erklärung genug für meine Aufführung. »Aber vorher« – ich drückte ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange – »fahre ich ins Krankenhaus und besuche deinen Bruder.«
Kapitel 11
Bester Laune machte ich mich auf den Weg zum Krankenhaus. Doch je näher ich meinem Ziel kam, umso mehr verflog meine Euphorie und wurde durch ein nagendes Gefühl der Ungewissheit abgelöst.
Zwei Dinge beschäftigten mich besonders. Zum einen bestand die Möglichkeit, dass Ben sich inzwischen wieder an alles erinnerte. Nicht nur, dass er mich in diesem Fall wahrscheinlich mit seinem Krankenhausessen bewerfen würde, wenn ich zur Tür reinkam, er würde sich mit Sicherheit auch wahnsinnig darüber aufregen – und das völlig zu Recht. Es wäre also meine Schuld, wenn er einen Rückfall bekam und ernsthafte gesundheitliche Schäden zurückbehielt.
Zum anderen war mir inzwischen ein Gedanke gekommen, der mich vorher noch gar nicht beschäftigt hatte. Zwar hielten mich alle für Bens Verlobte, aber die richtige Verlobte von ihm gab es ja auch noch. Sie lief irgendwo da draußen rum und machte sich vermutlich gewaltige Sorgen um ihn – oder, was noch viel schlimmer war, sie kam auf die Idee, sich bei seinen Eltern zu melden.
Oh Mann, auf was hatte ich mich da nur eingelassen? Die einzige Hoffnung, die ich hatte, war, dass sie es gewesen war, mit der Ben direkt vor unserem Unfall telefoniert hatte. Die Verabschiedung war ja ungefähr so herzlich gewesen wie die eines amerikanischen Spions in Nordkorea. Vielleicht war sie gründlich eingeschnappt und wartete jetzt darauf, dass er reumütig angekrochen kam. Wenn das
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