Hochzeit nach Plan B (German Edition)
kunstvoll zu garnieren, dass selbst ein Konditormeister bei dem Anblick blasser als sein eigener Käsekuchen geworden wäre.
Ich muss mich wirklich warm anziehen, wenn ich so eine Schwiegermutter bekomme, dachte ich im Stillen, und allein bei dem Wort wurde ich ganz kribblig.
Der Kuchen schmeckte beinahe noch besser als er aussah, und auch die Unterhaltung verlief ausgesprochen harmonisch. Selbst Erwin hielt sich mit unpassenden Sprichwörtern weitgehend zurück. Trotzdem war ich froh, als die anderen gingen und wir ein bisschen Ruhe hatten.
Schon während des Essens hatte ich immer wieder das Wohnzimmer nach verräterischen Gegenständen abgescannt, die Bens richtiger Verlobter gehören könnten. Aber ich hatte nichts entdeckt. Anscheinend war sie wirklich nicht allzu häufig da gewesen, und wenn, hatte sie es zumindest nicht geschafft, der Wohnung ihren Stempel aufzudrücken, stellte ich zufrieden fest.
Allerdings hatte ich bisher ja auch nur Wohnzimmer, Küche und Gäste-WC untersucht. Die weitaus gefährlicheren Reviere waren sicher das Schlafzimmer und das Bad. Die musste ich dringend als Nächstes unter die Lupe nehmen.
Ben hatte aber ganz andere Pläne. Er ließ sich erschöpft auf das große, bequeme Sofa fallen und grinste.
»Es ist schön, endlich wieder zu Hause zu sein«, meinte er. Dann deutete er mit der Hand neben sich. »Aber noch schöner wäre es, wenn du jetzt ganz nah bei mir wärst.«
Kapitel 17
Ich schluckte. Ich hatte gar nicht bedacht, dass es ja zu gewissen – äh – Zärtlichkeiten zwischen kommen könnte, sobald wir unter uns waren. Immerhin war Ben ja noch ziemlich angeschlagen und bestimmt nicht bereit für körperliche Aktivitäten.
Ich merkte, dass ich ganz kribbelig wurde. Der Gedanke an seine Nähe hatte aber ganz und gar nichts Abschreckendes, eher im Gegenteil.
Doch zuerst musste ich wissen, ob die anderen Räume unverfänglich waren. Allein der Gedanke daran, dass wir in leidenschaftlichen Umarmungen ins Schlafzimmer taumeln und uns direkt vor dem Foto seiner Ex wiederfinden würden, ließ sich in mir alles zusammenziehen.
»Ich denke, ich sollte erstmal meine Sachen wegbringen«, sagte ich deshalb schnell. »Der riesige Koffer im Flur wirkt ja nicht gerade gemütlich.«
Sofort machte Ben Anstalten, aufzustehen und mir zu helfen, aber ich winkte ab.
»Lass mal, ruh du dich ein bisschen aus. Ich schaffe das schon allein.«
Unter seinen skeptischen Blicken hievte ich meinen Riesenkoffer durch den Flur. Er war zwar nicht unbedingt leichter geworden seit meinem Auszug bei Thomas, aber immerhin hatte ich jetzt den Vorteil, nicht mehr in High Heels und engem Kleid unterwegs zu sein. Daher bewältigte ich die Strecke einigermaßen würdevoll.
Neugierig sah ich mich in Bens Schlafzimmer um, das ja jetzt auch mein Schlafzimmer war. Zumindest vorläufig, wie ich mir gleich wieder in Erinnerung rief.
Es war modern eingerichtet, aber dennoch gemütlich. Die Wände waren in warmen Beigetönen gehalten, auf dem Holzdielenboden lag ein flauschiger Teppich, und das große Doppelbett sah äußerst bequem aus. Wenn ich mich nicht ganz täuschte, trug der Raum eindeutig Evelyns Handschrift. Ich lächelte und spürte ein seltsames Gefühl der Genugtuung in mir aufsteigen.
Das verflüchtigte sich aber sofort, als mein Blick auf die Kommode fiel. Neben einem Foto von Bens Familie stand dort ein Bild, dass ihn mit einer jungen Frau zeigte. Er stand hinter ihr, hatte die Arme locker um ihre Taille geschlungen und lächelte in die Kamera, während sie eher etwas scheu aussah. Das musste sie sein. Die Frau, die jetzt eigentlich an meiner Stelle bei Ben sein sollte.
Der Anblick war für mich schwerer zu ertragen als der von Herberts schlechten Zähnen.
Ich machte ein paar Schritte auf die Kommode zu, nahm das Bild und betrachtete es eifersüchtig. Was ich sah, gefiel mir gar nicht. Sie war hübsch, sehr hübsch sogar, wie ich neidvoll zugeben musste. Außerdem war sie ein ganz anderer Typ als ich. Die langen, hellbraunen Haare fielen ihr ins Gesicht und ihre großen braunen Augen erinnerten fatal an Bambi.
Verdammt, sie war überhaupt nicht der Typ Frau, über den man gut herziehen konnte!
Was aber noch viel schlimmer war, war die absolut unbeschwerte Harmonie, die das Bild ausstrahlte.
Plötzlich schreckte mich Bens Stimme aus meinen Gedanken.
»Hast du genug Platz im Schrank für deine ganzen Sachen?«, erkundigte er sich. »Sonst könnte ich noch ein oder zwei Fächer
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