Hochzeit nach Plan B (German Edition)
Besitzerin damit ja genauso viel Pech an wie mir.
Andererseits – wenn ich es recht bedachte, war es eigentlich doch Glück gewesen, dass ich diesen verdammten Antrag gemacht hatte. Ohne ihn hätte Thomas mich vielleicht noch betrogen, bis er einen ganzen Stall voll Nachwuchs mit anderen Frauen produziert hatte.
Unentschlossen hing ich das Kleid auf einen Bügel und quetschte es doch zu den anderen in den Schrank. Ich konnte es später ja immer noch in einer rituellen Zeremonie verbrennen, wenn mir danach war.
Jetzt aber brauchte ich dringend ein bisschen Zuwendung.
Im Wohnzimmer saß Ben auf der gemütlichen Couch, hatte seinen Laptop auf den Knien und war anscheinend ganz in seine E-Mails vertieft. Als er mich kommen hörte, blickte er auf.
»Na, hast du alles untergebracht?«, erkundigte er sich.
»Ja, ging gerade so«, gab ich mit einem müden Grinsen zurück. Ich setzte mich zu ihm auf das Sofa. »Ach ja, die drei großen Säcke neben der Tür sind für den Altkleider-Container. Ich dachte, du könntest deine Klamotten ruhig mit den Bedürftigen teilen. Du hattest sowieso viel zu viele Sachen.«
Für den Bruchteil einer Sekunde war es mir tatsächlich gelungen, ihn aufs Glatteis zu führen. Triumphierend sah ich ein leichtes Entsetzen in seinen Augen aufflackern, aber er fing sich ganz schnell wieder.
»Du hast recht«, stimmte er mir nüchtern zu. »Ich hatte sowieso vor, mich bei der Arbeit auf das Tragen von Boxershorts zu beschränken. Besonders die weibliche Kundschaft ist davon immer ganz hingerissen.«
Ich zog einen Schmollmund, klappte seinen Laptop zu und stellte ihn auf den Tisch.
»Ich fürchte, da muss ich doch erstmal nachschauen«, sagte ich streng, packte sein Sweatshirt und schob es ein Stückchen hoch. Zum Vorschein kam ein ziemlich durchtrainierter Oberkörper. Ben hatte mir erzählt, dass er häufig Squash spielte und regelmäßig joggen ging, und das sah man ihm durchaus an.
Ich dagegen war die Unsportlichkeit in Person. Zu meiner wöchentlichen Yoga-Stunde musste ich mich regelrecht zwingen, und ich nutzte jede geeignete oder ungeeignete Ausrede, sie zu schwänzen. Den Bauch-Beine-Po-Kurs, zu dem ich mich im Wahn guter Vorsätze nach Sylvester angemeldet hatte, hatte ich schon ganz abgeschrieben. Ich war zweimal am Anfang des Jahres da gewesen, dann noch einmal im April und das letzte, aber auch wirklich allerletzte Mal drei Wochen zuvor. Dabei wollte mich die Kursleiterin gleich wieder rausschmeißen, weil sie mich nicht kannte und fest davon überzeugt war, ich hätte mich nur eingeschlichen. Die blöde Kuh würde mich auch garantiert nicht wiedersehen. Sollte sie doch mit ihren knackigen, komplett Cellulite-freien Oberschenkeln glücklich werden. Ich legte sowieso mehr Wert auf innere Stärken.
Als ich mir Bens Bauch jetzt allerdings so ansah, konnte ich den Gedanken, mal wieder etwas für meine Fitness zu tun, nicht mehr so ganz von der Hand weisen.
»Und?«, fragte Ben mich belustigt, als sich meinen Blick an seinem Oberkörper festgesaugt hatte.
Ich schüttelte den Kopf und setzte eine bedauernde Miene auf.
»Tut mir leid, da kann ich leider keine Genehmigung geben. Ich fürchte, der Anblick ist ganz allein für mich reserviert.« Spielerisch strich ich mit dem Finger über seine glatte Haut.
»Okay, dann könnte ich auch damit leben, ein T-Shirt zu tragen.« Seine Stimme klang etwas heiser, und ich bemerkte, dass seine Ostsee-Augen grüner wirkten als sonst. Langsam zog er mich zu sich heran und gab mir einen langen, tiefen Kuss.
Ich hatte Mühe, mich von seinen Lippen zu lösen.
»In Kombination mit Thermohosen, Wintermantel, Schal und Mütze wäre das wohl in Ordnung«, raunte ich ihm zu, während sein Mund langsam auf Wanderschaft an meinem Hals hinunter ging und ich ihm mit den Fingern die Haare zerzauste.
Wie immer meldete sich sein schlechtes Gewissen im denkbar ungünstigsten Augenblick.
»Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem anderen zu« , hatte Erwin irgendwann mal gesagt, natürlich völlig unpassend. Aber genau diese Worte kamen mir in den Sinn, während ich zuließ, dass Ben mir das T-Shirt auszog und dann sanft über meinen BH strich.
Was würde ich fühlen, wenn mir jemand eine Beziehung vortäuschte und mich so dazu brachte, mit ihm zu schlafen, fragte ich mich. Und meine Antwort war mehr als deutlich: Ich würde mich benutzt fühlen.
»Hör auf, das ist nicht richtig. Wir sollten das nicht tun«, wollte ich sagen, als Bens
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