Hochzeit nach Plan B (German Edition)
einladen? Unsere alte Clique, die ausnahmslos aus den Freunden meines Exfreundes bestand? Meine Mutter, die ihren zweiten, dritten oder vielleicht auch schon siebzehnten Frühling mit einem jugendlichen Lover unter südlicher Sonne genoss? Oder Onkel Waldemar, der unschuldige Fische in die Freiheit der Hamburger Kanalisation entließ?
Bens Lächeln ließ mich darauf schließen, dass ihm mein Vorschlag sehr entgegen kam.
»Mir würde es auch reichen, wenn meine Familie dabei wär. Und natürlich Christian.«
Dann runzelte er die Stirn. »Aber was ist mit dem Saal für zweihundertsiebzig Leute im Schlosshotel?«
Ich winkte ab. »Ach, das kann eigentlich nur ein Irrtum sein. Die meinten vielleicht siebenundzwanzig. Ich rufe da am besten gleich nachher mal an.«
Ben schien ehrlich erleichtert darüber, dass sich die Sache so schnell geklärt hatte. Aber irgendetwas brannte ihm offensichtlich noch unter den Nägeln. Er sah mich forschend an und fragte dann vorsichtig: »Was hältst du davon, wenn wir die Feier bei meinen Eltern im Gasthof ausrichten? Meine Mutter würde sich garantiert wahnsinnig darüber freuen, wenn sie uns bekochen könnte.«
»Das fände ich sehr schön«, antwortete ich ehrlich und strahlte. Das löste gleich zwei Probleme auf einmal.
Ich hatte zwar keine Ahnung, was für eine Frau Bens echte Verlobte war, aber sie musste entweder wahnsinnig beliebt sein, geschäftlich sehr erfolgreich oder aus einer extrem großen Familie kommen, dass sie mehr als zweihundert Leute zu ihrer Hochzeit einladen wollte. Mir war eine kleine, intime Feier dagegen eindeutig lieber.
»Gut, dann rufe ich gleich nachher im Schlosshotel an und storniere die Saalreservierung.« Ich schnappte mir das Schreiben des Hotels, bevor Ben noch einen Blick darauf werfen konnte. Wenn ich das selbst in die Hand nahm, konnten die Angestellten im Hotel Ben zumindest nicht darüber aufklären, dass wirklich eine Feier für so viele Gäste geplant gewesen war.
Außerdem musste ich dafür sorgen, dass er das Papier nicht noch einmal zu Gesicht bekäme. Eine winzige Kleinigkeit hatte er nämlich übersehen, als er den Brief gelesen hatte:
In der Betreffzeile stand Hochzeitsfeier am 17. Oktober von Ben Baumgartner/Verena Meyer .
Kapitel 20
Zwei Wochen später konnte ich meinen ersten großen beruflichen Erfolg verbuchen. Ich hatte tatsächlich meine erste Wohnung verkauft.
Natürlich war das nicht allein mein Verdienst gewesen. Berschmann hatte mir in der kurzen Zeit erstaunlich viel beigebracht. Nicht unbedingt die fachlichen Grundlagen. Dafür hatte ich häufig bis spät in die Nacht in entsprechenden Lehrbüchern geschmökert. Und dadurch, dass mich der Stoff wirklich interessierte, fiel mir das Lernen auch extrem leicht.
Nein, Berschmanns Verdienst war es, dass ich lernte, richtig mit den Kunden umzugehen. Indem ich bei seinen Telefonaten zuhörte und bei den Terminen vor Ort dabei war, wusste ich inzwischen, wie man die Leute geschickt aushorchte, sodass man genau wusste, was sie wollten. Dabei durfte man ihnen aber weder auf die Nerven gehen, noch durfte man allzu privat werden. Eine Grenze, die nicht immer leicht zu erkennen war, vor allem, da sie jeder Kunde für sich woanders zog.
Berschmann war es auch, der mir beigebracht hatte, mich gut auf eine Wohnungsbesichtigung vorzubereiten. Dabei zählten nicht nur die Fakten und Daten der Immobilie, sondern auch die der Umgebung.
Genau daran hatte ich mich gehalten, als ich meinen Kunden, einer jungen Familie mit zwei Kleinkindern, eine Wohnung präsentiert hatte, die genau ihren Vorstellungen in puncto Größe und Preis entsprach. Und als ich ihnen auch noch erzählen konnte, dass die Verkehrsanbindung trotz der ruhigen Lage sehr gut war, man in der direkten Umgebung alles einkaufen konnte, was man zum täglichen Leben brauchte, und der Kindergarten um die Ecke nicht nur einen sehr guten Ruf, sondern auch noch freie Plätze hatte, war das Spiel für mich schon so gut wie gewonnen gewesen. Noch am gleichen Tag hatten sie sich gemeldet und zugesagt, dass sie die Wohnung kaufen würden.
Während ich mich am Telefon noch höflich-professionell gegeben hatte, hatte es kein Halten mehr gegeben, nachdem ich aufgelegt hatte. Nach einem begeisterten Freudentanz, der für Außenstehende vermutlich nach einer neuen und sehr schmerzhaften Yoga-Methode ausgesehen hätte, war ich Berschmann um den Hals gefallen und hatte ihm einen dicken Kuss auf seine beginnende Glatze
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