Hochzeit nach Plan B (German Edition)
lassen.«
»Nö, ich würze einfach ein bisschen nach«, gab ich zurück. Doch im Gegensatz zum einfachen Italiener um die Ecke waren auf den Tischen weder Salzstreuer noch Pfeffermühlen zu entdecken.
Ich gab dem Kellner, der gerade eine frische Flasche Wein an den Nachbartisch gebracht hatte, einen Wink.
»Könnte ich vielleicht etwas Salz und Pfeffer haben?«, erkundigte ich mich freundlich. Er konnte ja nichts dafür, dass der Koch einen Geschmacksminimalismus entwickelt hatte.
»Natürlich, bringe ich Ihnen sofort«, kam die prompte Antwort. Dann aber grinste er mich schelmisch an. »Wenn sie es allerdings etwas schärfer mögen, kann ich Ihnen auch unsere Spezial-Gewürzmischung bringen«, schlug er vor, wobei er seinen italienischen Akzent zelebrierte wie gewisse Blondinen ihre Naivität. »Es ist eine Komposition aus verschiedenen Kräutern und Pfeffersorten, mit ein paar ganz besonderen Zutaten, die den Geschmack der Speisen erst richtig zur Geltung bringen.«
Nachdem ich zugestimmt hatte, brachte er uns eine Salzmühle und eine Gewürzmühle mit undefinierbarem Inhalt. Beides überreichte er mir feierlich.
»Aber gehen Sie bitte vorsichtig damit um. Es ist sehr scharf«, warnte er mich noch.
Die Warnung war zwar nicht meine Rettung, aber immerhin die meines Essens. Nachdem ich großzügig Salz und ein wenig von der speziellen Gewürzmischung über meine Pasta gegeben hatte, probierte ich neugierig.
Jetzt schmeckte mein Essen richtig gut, aber die Schärfe konnte ich gerade noch ertragen. Ich spürte, wie meine Wangen zu glühen begannen und meine Ohren heiß wurden.
»Das Zeug ist ja waffenscheinpflichtig«, stieß ich keuchend hervor und trank einen großen Schluck Wein, während mir Ben grinsend den Korb mit den Ciabatta-Brötchen zuschob.
In diesem Moment bemerkte ich eine Bewegung an dem kleinen Tisch in der Nische und sah neugierig hinüber. Der arrogante Kerl vom Empfang führte in unterwürfiger Haltung ein Pärchen an den Tisch, und als mein Blick auf den Mann fiel, der sich dort setzte, hätte ich meine Pasta beinahe wieder von mir gegeben.
Blonde, dichte Haare, eine schmale Nase, ein markantes Kinn und leuchtend blaue Augen. Dazu ein durchtrainierter Körper, ein selbstgefälliges Lächeln und die Ausstrahlung eines Kerls, der genau wusste, dass ihn jede Frau in dem Raum anbeten würde, den er betrat.
Es gab kein Lebewesen auf unserem Planeten, nein, in unserem gesamten Sonnensystem, dessen Anwesenheit mir in diesem Augenblick unangenehmer gewesen wäre als die von Thomas von Unckendinck. Und das schloss sogar schleimig-wabernde Aliens mit ein.
Dass gerade er hier auftauchen musste, um mir den Abend mit Ben zu versauen, musste eine besonders üble Laune des Schicksals sein.
Da Thomas angeregt mit Mister Arrogant vom Empfang plauderte, konnte ich seine Begleiterin in Ruhe mustern. Das musste Natalie sein. Sie war hübsch, das musste ich zugeben. Sie hatte lange, schwarze Haare und feine Gesichtszüge. Ich schätzte, dass sie ein ganzes Stück größer war als ich. Dabei war sie schlank und hatte scheinbar endlos lange Beine. Von einem sich rundenden Schwangerschaftsbauch sah man noch nichts, aber dafür hatte sie eine gewaltige Oberweite.
Ich habe mal irgendwo gelesen, dass Barbie wegen ihrer großen Brüste vornüber kippen müsste, wenn sie real wäre. Sollte das stimmen, hätte Natalie eigentlich schon flach auf dem Boden liegen müssen, aber sie hielt sich erstaunlich aufrecht.
Was mich allerdings noch mehr irritierte, war ihre Aufmachung. In solchen Klamotten wäre Thomas mit mir sicher nicht aus dem Haus gegangen, schon gar nicht in ein bekanntes In-Restaurant.
Natalies Shirt war so weit ausgeschnitten, dass es in Amerika wegen Nippelalarm-Gefahr bestimmt aus dem Verkehr gezogen worden wäre. Dazu trug sie einen knappen Minirock und schwarze Stiefel, die erst eine Handbreit über dem Knie endeten.
Fassungslos schüttelte ich den Kopf. Offenbar überließ mein Exfreund in ihrer Gegenwart das Denken ausschließlich seinem Hoseninhalt. Als ich an die entsetzten Mienen von Thomas` Eltern dachte, wenn sie die Mutter ihres ersten Enkelkinds zu Gesicht bekamen, musste ich unwillkürlich kichern.
»Was ist denn so lustig?«, erkundigte sich Ben erstaunt, der gerade in der Karte nach einem passenden Dessert für uns suchte.
»Ach nichts, ich musste nur an etwas Komisches denken«, winkte ich ab.
Ben zog die Augenbrauen hoch, fragte aber zum Glück nicht weiter nach.
Die nächsten
Weitere Kostenlose Bücher