Hochzeit nach Plan B (German Edition)
gedrückt.
»Aber, aber, Frau Winkler! Was soll denn Ihr Verlobter davon halten, wenn wir beide uns hier so nahekommen«, hatte er gemahnt, aber seine Augen hatten gestrahlt vor Freude – und vor Stolz auf seine gelehrige Schülerin, was wiederum mich wahnsinnig stolz gemacht hatte.
»Ich fürchte, dass er mich in gewissen Situationen mit anderen Männern teilen muss«, hatte ich überschwänglich zurückgegeben. Und dann hatte ich Ben sofort angerufen, um ihm von meinem Erfolg zu erzählen.
Dass er sich so ehrlich mit mir gefreut hatte, hatte mich erstaunlicherweise wehmütig werden lassen. Ausgerechnet an Thomas hatte ich in diesem Moment denken müssen.
Für ihn waren immer nur seine eigenen Erfolge wichtig gewesen. Ich war dabei allerhöchstens schmückendes Beiwerk gewesen, das dazu noch den unschlagbaren Vorteil hatte, ihm lästige Alltagsarbeiten abzunehmen. Als ich gemerkt hatte, dass sich Verbitterung in mir ausbreitete, hatte ich den Gedanken sofort abgeschüttelt. Die Geschichte mit Thomas war ein- für allemal vorbei. Sollte er doch seine Natalie beglücken und Hunderte von kleinen von Unckendincks in die Welt setzen. Es kümmert mich nicht mehr, dachte ich zufrieden.
Hatte ich zumindest geglaubt.
Dass das doch nicht so ganz der Wahrheit entsprach, wurde mir noch am gleichen Abend klar gemacht – mit der Holzhammermethode.
Um meinen Erfolg gebührend zu feiern, hatte ich Ben ins Ponte Vecchio eingeladen, einen ganz neuen Italiener in der Hafencity, dessen Küche überall gelobt wurde.
Dementsprechend gut gefüllt war das Restaurant, als wir es am frühen Abend betraten. Fast alle Tische waren besetzt, und obwohl ich reserviert hatte, bekamen wir nur noch einen kleinen Zweiertisch in der Nähe der Küche.
Das Restaurant war so gestaltet, dass die Gäste die Köche über einen schicken Tresen aus Stahl und Glas bei der Zubereitung der Speisen beobachten konnten. Die fertigen Teller wurden auf den Tresen gestellt, wo die Kellner sie abholten und zu den Gästen brachten.
Unser Tisch stand direkt daneben. Das war zwar ganz interessant, aber leider auch ziemlich unruhig.
»Können wir nicht den Tisch dort in der Nische haben?«, fragte ich, als uns der Kerl am Empfang unseren Platz zuwies. Er betrachtete mich abfällig, als hätte ich ihn gefragt, ob ich auf einem Schwein durchs Restaurant reiten dürfte.
»Es tut mir leid«, gab er in einem näselnden Tonfall zurück, der mich erschreckenderweise an Thomas` Mutter erinnerte. »Dieser Tisch ist für einen speziellen Gast reserviert.« Damit war das Gespräch für ihn erledigt und er überließ uns unserem Schicksal.
»Dieser Tisch ist für einen speziellen Gast reserviert«, äffte ich seinen Tonfall nach, als wir uns setzten. Dafür, dass die Leute wie jedes Restaurant von ihren zahlenden Gästen lebten, führten sie sich ganz schön arrogant auf.
Ben grinste mich an und legte seine Hand auf meine. »Lass dich von dem Schnösel nicht ärgern. Wir sollten einfach den Abend genießen und deinen tollen Erfolg feiern.«
Sofort war ich besänftigt. Ben hatte recht. Und bei dem verlockenden Duft, der aus der Küche zog, sollte mir das auch nicht schwerfallen. Es roch verführerisch nach frisch gebackenem Ciabatta, Knoblauch und mediterranen Kräutern.
Den Tisch in der Nische allerdings behielt ich im Auge. Ich war gespannt, welcher spezielle Gast dort im Lauf des Abends noch auftauchen würde. Wenn überhaupt einer kam. Vielleicht war das ja auch nur Taktik, um sich wichtig zu machen.
Nachdem wir bestellt hatten, genossen wir unseren Barolo und ich erzählte jedes Detail von dem Notartermin, der den Wohnungskauf perfekt gemacht hatte.
Unser Essen kam erstaunlich schnell. Und es sah wirklich fantastisch aus.
Während Ben sich begeistert über seine Scaloppine hermachte, probierte ich meine Pasta Ponte Vecchio , die Nudelspezialität des Hauses.
»Stimmt was nicht mit deinem Essen?«, fragte Ben, der mein Stirnrunzeln richtig interpretierte.
»Naja«, erwiderte ich zögernd. »Es ist nicht schlecht, aber irgendwie schmeckt es nach nichts. Ich bin mir sicher, deine Mutter würde das hundertmal besser hinkriegen.« Ich dachte an Evelyns Spaghetti Carbonara, die sie mir am Abend des Unfalls serviert hatte. Allein bei dem Gedanken daran lief mir das Wasser im Mund zusammen.
Ben probierte eine Nudel und sah mich dann überrascht an.
»Stimmt. Der Chefkoch scheint die Gewürze vergessen zu haben. Vielleicht solltest du das Essen zurückgehen
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