Hochzeit nach Plan B (German Edition)
Bogen auf den Tisch spuckte. Dann riss er den Mund auf.
»Schaaaaarfff!«, brachte er keuchend hervor, aber keiner der Umstehenden schien ihn zu verstehen.
Währenddessen glotze Natalie ihn an wie einen dreiäugigen Elch. Dabei brachte sie leise wimmernde Töne hervor, die – wie ich fand – ganz wunderbar zu ihrem wenig intelligenten Gesichtsausdruck passten.
Mit zwei Dingen hatte ich allerdings nicht gerechnet.
Das war zum einen die Tatsache, dass Thomas` Auftritt mich fatal an meine Aktion mit dem im Rotwein versteckten Ring erinnerte und damit an den Abend, den ich doch am liebsten für immer aus meinem Kalender streichen würde.
Zum anderen war es Bens Hilfsbereitschaft. Wahrscheinlich in der Annahme, dass der arme Kerl am anderen Tisch sich an irgendetwas verschluckt hatte und dabei war zu ersticken, sprang er auf. Dabei übersah er, dass der Kellner, der mich vorher mit der Gewürzmischung beglückt hatte, sich gerade an unserem Tisch vorbei wand. Dass er dabei ein Tablett mit zwei Gläsern und einer bereits geöffneten Flasche Rotwein balancierte, war natürlich ganz besonderes Pech.
Mit lautem Scheppern zerschellten die Weingläser auf dem edlen Granitboden des Restaurants, während sich der Rotwein über das weiße Wildlederkleid unserer Tischnachbarin ergoss, die einen hysterischen Schreikrampf bekam.
Ich beeilte mich, die Rechnung zu bezahlen, und zog den immer noch verdatterten Ben an der Hand hinter mir aus dem Ponte Vecchio heraus. Die ganze Zeit über fiel es mir extrem schwer, mich zu beherrschen.
Diesmal verstand Ben meinen mühsam angespannten Gesichtsausdruck völlig falsch.
»Es tut mir so leid, dass ich dir den Abend versaut habe«, meinte er zerknirscht, als er hinter mir durch die Tür des Restaurants ging. »Es war keine Absicht. Ich habe den Typ einfach nicht gesehen.«
Erst als wir auf der Straße standen, drehte ich mich zu ihm um. Dann konnte ich nicht mehr an mir halten. Ich lachte laut los und fiel ihm um den Hals.
»Glaub mir, du hast ihn mir nicht versaut. Ganz im Gegenteil. Ich habe mich schon lange nicht mehr so gut amüsiert.«
Kapitel 21
Am Samstagabend waren Ben und ich bei den Baumgartners zum Essen eingeladen. Bens Schwester Chrissie war für ein paar Tage zu Besuch gekommen, und ich sollte meine zukünftige Schwägerin, die in Stockholm in einer Werbeagentur arbeitete, unbedingt kennenlernen.
Wie immer, wenn ich jemanden aus Bens Bekannten- oder Verwandtenkreis zum ersten Mal traf, war ich ziemlich nervös. Ich wusste zwar, dass Chrissie Bens Verlobte vor dem Unfall noch nicht getroffen hatte, aber da Ben ein recht gutes Verhältnis zu seiner Schwester hatte und häufig mit ihr telefonierte, wusste sie vielleicht Sachen über mich, von denen ich keine Ahnung hatte. Meinen Namen zum Beispiel, das heißt, natürlich den meiner Vorgängerin, Verena Meyer.
Als wir bei den Baumgartners in die Küche kamen, wo Evelyn sich gerade um die Beilagen für die köstlich duftenden Rouladen kümmerte, die im Ofen schmorten, saß Chrissie auf der Arbeitsplatte und unterhielt sich angeregt mit ihrer Mutter.
Obwohl sie ihre langen Haare inzwischen raspelkurz geschnitten hatte und sie schwarz gefärbt trug, erkannte ich sie sofort.
Als sie ihren großen Bruder entdeckte, sprang sie in einer einzigen fließenden Bewegung von der Arbeitsplatte und an ihm hoch. Dabei umschlang sie seine Hüften mit ihren langen Beinen, sodass sie wie ein Koala an ihm klebte.
Oder wie beim Sex, kam es mir in den Sinn. Und wenn sie nicht Bens Schwester gewesen wäre, hätte ich sie jetzt sicher unsanft auf den Boden der Tatsachen – und auf den Küchenboden – zurückgeholt.
Nachdem sie Ben ausgiebig begrüßt hatte, ließ sie sich an ihm heruntergleiten und wandte sich mir zu. Ohne einen Anflug von Verlegenheit musterte sie mich von oben bis unten.
Anscheinend war das, was sie sah, für sie einigermaßen annehmbar, denn sie grinste mich an und hielt mir die Hand hin.
»Hi, ich bin Chrissie«, stellte sie sich vor.
»Hannah«, erwiderte ich ebenso grinsend.
»Klar, weiß ich doch.« Sie schwang sich wieder auf die Arbeitsplatte, ohne jedoch den Blick von mir abzuwenden.
»Du bist also demnächst Bens Ehefrau, ja?« Ihr Grinsen verbreiterte sich zusehends. »Bisher waren die Freundinnen von meinem Bruder ja allesamt ein Griff ins Klo. Aber du scheinst ja ganz in Ordnung zu sein, wie ich gehört habe.«
»Ach ja? Das beruhigt mich ja ungemein«, gab ich lahm zurück. Ich fragte
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