Hochzeit nach Plan B (German Edition)
wanderte im Laden herum und sah sich in aller Ruhe die Nobelklamotten an.
»Stimmt, das ist wirklich nicht unsere Preisklasse«, sagte sie dann an die hochnäsige Verkäuferin gewandt. »So einen Billigkram kaufen wir nicht.«
Die arrogante Ziege machte ein Gesicht wie ein Nashorn, das gegen einen Baum gerannt ist und jetzt versucht, sein Horn wieder aus der Rinde zu ziehen. Dabei schnappte sie laut nach Luft.
Ich hängte mich bei Mareike ein, und wir beide verließen kichernd und prustend das Geschäft.
Die Lust auf Shopping war uns allerdings vergangen, und so beschlossen wir, gleich zum Vergnügen überzugehen und uns in der nächsten Eisdiele niederzulassen.
Das Kleid würde ich am nächsten Tag lieber allein kaufen gehen. Das erschien mir wesentlich erfolgversprechender zu sein.
Nachdem wir unsere Eisbecher gelöffelt hatten – ich einen kleinen und Mareike den Liebesbecher für zwei Personen, sie aß ja schließlich für zwei, wie sie mehrfach betonte – nahm sie meine Hand und sah mich ernst an.
»Ich weiß, es geht mich eigentlich nichts an«, begann sie.
Sofort unterbrach ich sie. »Dich geht alles was an, du bist doch schließlich meine Freundin!«
Mareike lächelte. »Also gut. Dann geht es mich doch etwas an.« Sie machte eine lange Pause, als suche sie nach den richtigen Worten, bevor sie fortfuhr: »Willst du das eigentlich wirklich machen? Willst du wirklich heiraten?«
Ich überlegte eine Weile. Dann nickte ich. »Ich weiß, dass es total verrückt ist. Aber ich bin glücklich mit Ben.«
»Das schon. Und er ist ja auch ein netter Kerl. Aber willst du wirklich eine Ehe auf einer so dicken Lüge aufbauen? Das kann doch nur in die Hose gehen.«
Natürlich hatte Mareike recht, das war mir auch klar. Aber wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt hatte, war ich nur sehr schwer davon abzubringen. Das war bei uns in der Familie Tradition. Man konnte fast schon sagen, es war ein ererbter Gendefekt. Meine Mutter mit ihrem jungen Lover war das beste Beispiel dafür.
»Weißt du, ich habe mir wirklich viele Gedanken darüber gemacht. Ich weiß selbst, dass eine Lüge nicht gerade eine gute Basis für eine funktionierende Ehe ist. Aber ich habe mich wirklich in Ben verliebt. Ich will ihn nicht verlieren, und genau das würde ich, wenn ich ihm jetzt die Wahrheit sagen würde.«
Mareike sah mich skeptisch an. »Bist du sicher? Ich habe den Eindruck, er ist ziemlich verrückt nach dir.«
Ich lächelte geschmeichelt, schüttelte aber den Kopf. »Trotzdem glaube ich nicht, dass er mir das verzeihen würde.«
»Und warum sollte das später anders sein?«, warf Mareike ein. »Ich meine, je länger dein Versteckspiel dauert, umso schlimmer wird es dann doch, wenn es rauskommt.«
Ich versuchte ein hoffnungsvolles Lächeln. »Aber vielleicht kommt es ja gar nicht raus. Ben kann sich jetzt schon so lange nicht mehr erinnern, da ist es ziemlich unwahrscheinlich, dass seine Erinnerung an die Zeit vor dem Unfall überhaupt noch mal wiederkommt. Und wenn doch – naja, wenn wir schon verheiratet sind, kann er mich zumindest nicht einfach vor die Tür setzen, wenn er die Wahrheit erfährt. So eine Scheidung ist eine langwierige Angelegenheit, und in dieser Zeit muss er mich zwangsläufig sehen. Und dann kann ich auch um ihn kämpfen, wenn es sein muss.«
Mareike sah mich mit skeptisch hochgezogenen Augenbrauen an. »Du hattest schon immer eine seltsame Logik drauf«, seufzte sie schließlich.
Ich grinste. »Logik ist immer eine Frage des Standpunktes. Und wo wir gerade von Standpunkt reden. Könntest du dir vorstellen, bei der Hochzeit deinen Standpunkt direkt neben meinem zu haben?«
Mareike brauchte eine Weile, bis sie kapierte, was ich ihr in meiner verquasten Ausdrucksweise mitteilen wollte.
»Du meinst, ich soll deine Trauzeugin sein?«, fragte sie, nachdem ihr endlich ein Licht aufgegangen war. Und als ich nickte, gab sie mit gespielter Lässigkeit zurück: »Na endlich, ich dachte schon, du schaffst es gar nicht mehr, mich zu fragen.«
Kapitel 23
Als ich am nächsten Morgen ins Büro kam, saß Berschmann schon an seinem Schreibtisch und brütete über großformatigen Gebäudeplänen.
»Haben Sie heute Nacht durchgemacht?«, erkundigte ich mich flapsig. Normalerweise kam der Makler frühestens eine Stunde nach mir ins Büro. Dafür arbeitete er oft bis spät in die Nacht hinein.
Er sah auf und wirkte beinahe ein bisschen erschreckt.
»Nein, wieso? Sehe ich etwa so aus?«, wollte er wissen.
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