Hochzeit nach Plan B (German Edition)
Wahrscheinlich ganz ähnlich wie ich, als Thomas mir seine folgenschwere Affäre gestanden hatte. Und Mareikes Freund Christoph war sogar abgehauen, als er von ihrer Schwangerschaft erfahren hatte – an der er immerhin nicht ganz unbeteiligt gewesen war.
»Männer sind doch echte Schweine!«, brachte ich im vollen Brustton der Überzeugung heraus.
Diesmal galten alle entsetzen Blicke mir. Nur Ben sah mich nicht vorwurfsvoll an. Er wirkte eher verunsichert.
»Alle anwesenden Männer natürlich ausgeschlossen«, beeilte ich mich deshalb zu sagen und legte den gesamten Charme, den ich aufbringen konnte, in mein Lächeln.
»Und was willst du jetzt machen?«, fragte Eberhard seine Nichte.
Chrissie tauschte einen bedeutungsvollen Blick mit Evelyn.
»Fürs Erste ziehe ich wieder in mein altes Zimmer – jedenfalls bis ich eine eigene kleine Wohnung finde«, begann sie.
»Vielleicht kann ich dir da helfen, natürlich provisionsfrei«, bot ich ihr spontan an.
»Das wäre super«, nickte Chrissie freudig. Dann wandte sie sich wieder an ihre Familie. »Allzu lange will ich euch ja nicht auf den Wecker fallen. Zumindest nicht, was das Häusliche angeht.« Wieder tauschte sie einen vielsagenden Blick mit ihrer Mutter.
»Und in welchem Bereich dann?«, wollte Daniel wissen, der sofort geschaltet hatte.
Diesmal ergriff Evelyn das Wort. »Naja, ich hatte schon vor längerer Zeit eine Idee. Aber ich habe mich nie getraut, sie auch umzusetzen. Mir hat immer der letzte Anstoß gefehlt. Aber jetzt ...« Sie warf ihrer Tochter einen liebevollen Blick zu. »Ich denke, jetzt ist die richtige Zeit, um etwas Neues zu wagen. Jedenfalls haben Chrissie und ich gestern bis spät in die Nacht zusammengesessen und ein Konzept ausgetüftelt.«
»Wir wollen einen Catering-Service eröffnen«, platzte Chrissie heraus, die diese Neuigkeit offenbar unbedingt loswerden musste. »Wir haben alles genau geplant. Mama kocht, natürlich mit meiner Hilfe, und ich kümmere mich um das Geschäftliche. Am Anfang reicht die Küche der Pension bestimmt aus, aber wenn alles gut geht, könnten wir schon bald expandieren.«
Chrissie sah die Männer ihrer Familie erwartungsvoll an, aber die schwiegen nur. Offenbar brauchten sie etwas länger, um die unerwarteten Nachrichten zu verdauen. Während die Sekunden verstrichen, zeigten sowohl Chrissies als auch Evelyns Miene immer mehr Unsicherheit.
»Ich finde die Idee klasse«, beendete ich die peinliche Stille. Evelyn lächelte mich dankbar an, und auch Chrissies Gesichtsausdruck entspannte sich merklich.
»Und ich meine das ganz ehrlich. Evelyn ist mit Abstand die beste Köchin, die ich kenne. Denk doch mal an den Abend im Ponte Vecchio «, wandte ich mich an Ben. »Das Essen dort wird überall so hochgelobt, aber mit den Gerichten von ihr kann es nicht im Geringsten mithalten.«
Ben nickte, obwohl sein gequälter Gesichtsausdruck verriet, dass er ganz und gar keine Lust hatte, noch einmal an unseren Abend bei dem Nobelitaliener erinnert zu werden.
»Na also«, folgerte ich achselzuckend. »Dann ist es nur noch eine Frage des Marketings, damit das Ganze ein Erfolg wird. Und als Fachfrau ist Chrissie doch dafür die ideale Besetzung. Ich finde, ihr solltet das auf jeden Fall versuchen. Ich werde auch gern bei meinen Kunden kräftig die Werbetrommel für euch rühren, wenn es soweit ist.«
Eine ganze Weile redeten wir noch über den Catering-Service, und nach und nach begannen sich auch die Männer der Familie für die Idee zu begeistern.
Dann kamen wir auf unsere Hochzeit zu sprechen.
»Bist du eigentlich schon nervös, Bruderherz?«, erkundigte sich Chrissie neugierig. »Ich glaube, ich würde mir vor Aufregung schon Wochen vorher in die Hose machen.«
Ben sah mich einen Moment an, dann schüttelte er den Kopf. »Nö, von meiner Seite aus geht das schon in Ordnung«, antwortete er lässig.
»Also, ich bin ganz schön nervös«, gab ich ehrlich zu. Bisher kenne ich das ja nur aus dem Fernsehen. Ich war zwar schon bei kirchlichen Hochzeiten dabei, aber noch nie bei standesamtlichen.«
Ich holte einmal tief Luft. »Wenn ich mir das so vorstelle, wir beide stehen da vor dem Standesbeamten, und er fragt:« – ich fuhr mit tiefer Stimme fort – »Hannah Winkler, möchten Sie den hier anwesenden Benjamin Baumgartner zu Ihrem rechtmäßig angetrauten Ehemann nehmen ...«
Ich stockte. Sechs Gesichter sahen mich entsetzt, ja geradezu schockiert, an. Verwirrt blickte ich von einem zum anderen. Ich hatte
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